Diskriminierung zwischen den Zeilen?
Diskriminierung zwischen den Zeilen?

Diskriminierung zwischen den Zeilen?

Auftreten und Wirkungen impliziter sprachlicher Verzerrungen. Eine empirische Untersuchung der Medienberichterstattung über Migranten

Buch, Deutsch, 132 Seiten, VDM Verlag Dr. Müller e. K.

Autor: Jan Schoenmakers

Erscheinungsdatum: 2007

ISBN: 3836450356


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Nicht nur, was gesagt wird, bestimmt, wie wir eine Nachricht aufnehmen. Wir beziehen besonders wertvolle Informationen daraus, wie es gesagt wird. Dabei nehmen wir Untertöne wahr, die unsere Interpretation lenken - oft, ohne dass wir uns dessen bewusst würden. Solche versteckten Botschaften finden sich überall in unserer Kommunikation - zum Beispiel, wenn wir Andeutungen machen. Doch wieweit trifft dies auch auf die journalistische Berichterstattung zu, von der wir eine gewisse Objektivität erwarten? Werden uns in Nachrichten "durch die Hintertür" bestimmte Interpretationen näher gelegt als andere? Und wie lässt sich eine solche Beeinflussung messen?

Diesen Fragen geht die Studie anhand einer empirischen Analyse der Medienberichterstattung über Migranten in Deutschland nach. In einem Experiment auf Basis des psycholinguistischen Linguistic Category Model wird zunächst ein Modell entwickelt, aus dem sich die Wirkungen verschiedenener Wortarten - unabhängig vom Inhalt des Gesagten - auf die Interpretation beurteilen lassen. So macht es einen großen Unterschied, ob "Abdul eine Frau schlägt" oder "der Türke eine Frau angreift", obwohl beides wertungsfrei denselben Tatbestand beschreibt: Je abstrakter der Sachverhalt geschildert wird, desto eher wird man auf eine Verantwortung des Handelnden schließen und daraus Erwartungen ihm gegenüber ableiten. Mit diesem Wirkungsmodell untersucht die Arbeit die Medienberichterstattung in Zeitung und Fernsehen. In einer quantitativen Inhaltsanalyse wird erforscht, ob der Sprachgebrauch danach variiert, ob der Handelnde gebürtiger Deutscher oder Migrant ist und ob er sozial erwünscht oder unerwünscht handelt. Lädt die Berichterstattung unbemerkt dazu ein, gebürtigen Deutschen gegenüber positive, Migranten gegenüber jedoch negative Erwartungen aufzubauen?

Anhand der Befunde wird die Darstellung des Fremden in deutschen Nachrichten diskutiert. Zudem wird besprochen, wie das Modell weiterentwickelt werden kann und welche Relevanz es für weitere kommunikationswissenschaftliche Fragestellungen hat. Die methodischen Anregungen sind dabei für die Stereotypen- und Diskriminierungsforschung ebenso interessant wie für Medienwirkungsstudien. Die Erkenntnisse über die Wirkung impliziter Botschaften, die  durch die Wortwahl übermittelt werden, ist zudem höchst relevant für Kommunikationsschaffende in allen Bereichen.

Jan Schoenmakers

DE, Oldenburg in Oldenburg

Berater

Publikationen: 7

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