Einführung in die psychoanalytische Kunstinterpretation
Einführung in die psychoanalytische Kunstinterpretation

Einführung in die psychoanalytische Kunstinterpretation

Buch, Deutsch, 60 Seiten, GRIN Verlag

Herausgeber / Co-Autor: Volker Halstenberg

Erscheinungsdatum: 2006

ISBN: 3638434575

Quelle: Volker Halstenberg


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Von der manifesten Oberfläche in die latente Tiefe, vom ikonographisch Offensichtlichen zum unbeobachtbar Wichtigen, so heißt der Erkenntnisweg der Kybernetischen Psychoanalyse. Insofern sieht sie die Fähigkeit des Rezipienten zur Werk-Interpretation als Funktion seiner Reife und Sensibilität gegenüber der latenten Seite mit ihren per se nicht beobachtbaren Inhalten. Auf dass er beim zweiten Blick erkennt, was beim ersten unerkennbar war: Möglicherweise eine Seelenverwandtschaft mit dem Artifex oder einen heimlichen Wink mit einem nichtsdestoweniger äquivoken Zaunpfahl, der kraft Kontingenz den einen wie den anderen eingefahrenen Eigensinn und das eine wie das andere suspekte Selbsterleben dynamisiert, enttautologisiert, heilsam schockierend herausführt aus irgendeinem Daseins-Dilemma. Kunstproduktion und -rezeption haben immer etwas Therapeutisches.

Einige Fragen, die jeder kybernetisch-psychoanalytisch Geschulte stellen könnte:

Welche Besonderheiten kennzeichnen den zeitlichen und sozio-kulturellen Background des Künstlers? Welche Erlebnisse und Konflikte haben seine psychischen Strukturen und seinen Charakter geprägt? Gibt es traumatische Erlebnisse in seiner Biografie? Existieren Parallelen zwischen den traumatischen Erlebnissen und der Dramaturgie des Kunstwerks? Welches soziale Gesamtsystem (vielleicht eine bestimmte Gesellschaftsschicht oder eine geschlossene Heilanstalt) und welche sozialen Subsysteme (vielleicht eine Familie oder ein Psychiaterteam) werden wie und warum gerade so in Szene gesetzt? Zeigt die Art dieser Inszenierung Affinitäten zur Familiengeschichte des Künstlers? Ist das Kunstwerk der Versuch, ein Trennungserlebnis zu verarbeiten? Ist es ein Selbstheilungs-Produkt? Versucht der Künstler affektlogische Strukturdefizite oder körperliche Mängel auszugleichen? In welchem Erlebenszustand mag er sein Werk geschaffen haben? Welche Psychodynamik liegt dem Kunstwerk zugrunde? Hat hier möglicherweise ein bestimmtes Psychosystem - vielleicht das ICH-IDEAL oder das ES - schwerpunktmäßig den Pinsel, die Feder oder Regie geführt? Welchen Zweck verfolgt der Künstler mit seinem Werk? Will er soziale Missstände aufzeigen? Will er aufklären? Will er Aufsehen erregen? Will er seinen persönlichen Narzissmus befriedigen? Wer mag dem Künstler unbemerkt über die Schulter geschaut haben, als er sein Werk schuf, welcher stille Beobachter hat möglicherweise mitkonstruiert? Der frühverstorbene Vater oder Bruder? Andererseits: Für welche(n) Beobachter hat der Künstler sein Werk geschaffen? Welche emotionalen Prozesse will er bei ihnen/ihm auslösen? Welche psychischen Subsysteme werden beim Beobachter besonders stark affiziert? Ist das Kunstwerk vielleicht eine projektive Identifikation, bei der der Künstler via Werk einen Erlebenszustand in anderen Menschen hervorrufen will, den er selbst nicht erleben kann? Welche inneren Notwendigkeiten brechen sich im Kunstwerk Bahn? Was verbirgt sich an Erlebnissen und Informationen hinter den beobachtbaren Erscheinungen? Welche latente Bedeutung hat Symbol X auf einem Gemälde? Welcher verborgene Sinn oder welches Motiv kommen in der beobachteten Handlung Y zum Ausdruck?

Fallbeispiele:

1. W. Shakespeare: King Lear

2. Freud im Surrealismus

3. Marc Chagall

4. René Magritte

5. Kino-Film

6. Werbekommunikation

siehe auch

Volker Halstenberg: Psychopatho-Logik. Kybernetik - Psychoanalyse - Kunst - Kreativität. Daedalus-Verlag.

www.medizin-im-text.de/blog/

psychopathologik.blogg.de/

 

 

 

 

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