Ideen sind wichtiger als große Budgets
Ideen sind wichtiger als große Budgets

Ideen sind wichtiger als große Budgets

Interview mit Jens-Uwe Meyer

Interview, Deutsch, Eine Seite, Finanzen Markt und Meinungen

Autor: Dr. Jens-Uwe Meyer

Erscheinungsdatum: 2009

Quelle: Finanzen Markt und Meinungen 27.08.2009


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Finanzen Markt und Meinungen

Preis: kostenlos

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Aktuell kämpfen viele Betriebe ums Überleben. Doch oft mit den falschen, weil alten und verbrauchten Mitteln und Methoden. Davon ist Kreativtrainer Jens-Uwe Meyer, Autor des Buchs "Das Edison-Prinzip - der genial einfache Weg zu erfolgreichen Ideen", überzeugt.

Informationen zum Autor:
Jens-Uwe Meyer ist Inhaber des Trainings- und Beratungsunternehmens Die Ideeologen, Baden-Baden und Autor des Buchs „Das Edison-Prinzip - der genial einfache Weg zu erfolgreichen Ideen”.

 

Herr Meyer, die Wirtschaftskrise setzt den Unternehmen zu. Aufträge und Umsätze brechen weg, und viele Unternehmen wissen nicht: Wie sollen wir darauf reagieren? Fordern Sie deshalb mehr „Corporate Creativity“?

Meyer: Ja, denn dieser Begriff beschreibt die Fähigkeit von Organisationen, neue, erfolgreiche Ideen zu entwickeln. Diese Fähigkeit ist in vielen Unternehmen nur gering ausgeprägt.

? Was veranlasst Sie zu dieser Einschätzung?

Meyer: Und anderem meine Beobachtung, wie die meisten Betriebe auf die Krise reagieren: wie gewohnt. Sie versuchen primär, die Prozesse effektiver zu gestalten und die Kosten zu senken. Doch so können sie bestenfalls überleben. Was sie vielfach nicht im Blick haben, ist der Erfolg von morgen. Hierfür brauchen die Firmen neue Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen. Doch hierfür fehlen den Unternehmen oft die zündenden Ideen.

? Warum?

Meyer: Weil sie nicht über den Tellerrand der eigenen Organisation oder Branche hinaus schauen und gute Grundideen oft vorschnell beispielsweise mit der Begründung „Das funktioniert nicht“ verwerfen, statt sich zu fragen: „Unter welchen Bedingungen könnte es funktionieren?“. Eine unheilvolle Rolle spielen auch die Berater, die in den Unternehmen ein- und ausgehen.

? Inwiefern? Sie sind doch selbst Unternehmensberater.

Meyer: Nein. Ich bin Kreativtrainer. Die meisten Unternehmensberater haben nur Standardrezepte parat, wie „Besinnen Sie sich auf Ihre Kernkompetenz“ oder „Sie müssen sich zum Problemlösepartner Ihrer Kunden entwickeln“. Diese offerieren sie allen Unternehmen – unabhängig von deren Geschäftsfeld und Marktposition. Und ist es nicht paradox, dass oft dieselben Berater, die mit ihren Strategie genannten Rezepten, die Unternehmen in die Krise führten, als Retter in der Krise engagiert werden?

? Was raten Sie Unternehmen in der aktuellen Situation?

Meyer: Schaut nicht nur auf die Kosten! Stellt auch euer Geschäftsmodell und euere Leistungspalette auf den Prüfstand. Denn wer sagt euch, dass es nach der Krise so weiter geht wie vorher?

? Aber können Unternehmen, wenn die Budgets knapper werden, überhaupt noch kreativ sein?.

Meyer: Warum nicht? Gerade kleine Budgets erfordern doch Kreativität. Mit wenig Geld viel bewirken – das ist eine wunderbare Herausforderung. Entscheidend ist die mentale Einstellung. Ideen sind wichtiger als große Budgets.

? Welche Eigenschaften braucht man, um ganz neue Ideen zu entwickeln?

Meyer: Hierfür muss man kein Genie sein. Und auch Genies schütteln Ideen nicht einfach aus dem Ärmel. Fast alle großen Erfinder haben folgendes gemeinsam: Sie waren vielseitig interessiert – also keine Fachidioten. Und sie tolerierten Fehlversuche. Am Wichtigsten ist aber die mentale Einstellung: Erfinder geben sich mit dem Bestehenden nicht zufrieden. Sie wollen Dinge verändern und verbessern.

? Lässt sich der Erfolg einer Idee vorhersagen?

Meyer: Oft. Das Besondere an erfolgreichen Ideen ist. Sie sind aus Empfängersicht gedacht. Sie sind keine technischen oder kreativen Spielereien, sondern sie bieten den Anwendern einen ganz speziellen Nutzen. Deshalb lösen sie bei ihnen Begeisterung aus. Doch Vorsicht! Auch die besten Ideen sind keine Selbstläufer. Sie müssen gezielt vermarktet werden, damit sie sich gegen andere Ideen und Vorschläge durchsetzen.

? Sie untersuchten die Arbeit des Glühbirnen-Erfinders Thomas Edison. Wie ging er beim Erfinden vor?

Meyer: Sehr systematisch und gezielt. Sein Leitspruch war: „Was sich nicht verkauft lässt, möchte ich nicht erfin-den.“ Er untersuchte gezielt: Womit haben Menschen und Unternehmen Probleme? Was erschwert ihnen das Leben? Daraus leitete er Suchfelder ab, bei denen sich ein Engagement lohnt. Erst danach machte er sich an die Arbeit.

? Sie waren früher Auslandskorrespondent von Medien. Als solcher haben sie viele politische und humanitäre Krisen miterlebt. Gibt es Taktiken zum Überleben, die auch in der Wirtschaftskrise anwendbar sind?

Meyer: SPIEGEL-Gründer Rudolf Augstein sagt einmal: „Die Wahrheit liegt nicht im Offensichtlichen, sondern im Verborgenen.“ Das stimmt! Herauszubekommen, was Menschen wirklich bewegt, welche Wünsche und Bedürfnisse sie haben, ist eine kreative Herausforderung. Hier geben sich viele Unternehmen mit vorschnellen, oberflächlichen Antworten zufrieden – die ihnen zum Beispiel die Marktforschung mittels Konsumentenbefragungen liefert. Wer zu echten und somit tragfähigen Lösungen gelangen möchte, muss nachfragen und hinterfragen, sich also auf die Suche nach dem unter der Oberfläche Verborgenen begeben. Das gilt auch für Unternehmen.

? Herr Meyer, danke für das Gespräch.

Dr. Jens-Uwe Meyer

DE, Leipzig

Geschäftsführer

Innolytics GmbH Gesellschaft für Innovationsanalyse

Publikationen: 19

Veranstaltungen: 11

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