Komplexe Fehlersituationen in heutigen Verkehrsflugzeugen: Ist die Leistungsgrenze der Operatoren erreicht/überschritten?
Komplexe Fehlersituationen in heutigen Verkehrsflugzeugen: Ist die Leistungsgrenze der Operatoren erreicht/überschritten?

Komplexe Fehlersituationen in heutigen Verkehrsflugzeugen: Ist die Leistungsgrenze der Operatoren erreicht/überschritten?

Der Mensch zwischen Automatisierung, Kompetenz und Verantwortung

Beitrag, Deutsch, 15 Seiten

Autor: Prof. Dr. Max Körte

Herausgeber / Co-Autor: Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt

Erscheinungsdatum: 01.11.2014

Auflage: DGRL

Quelle: DGLR Bericht 2014-01, ISBN 978-3-932182-81-2

Seitenangabe: 31-45


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Verkehrsflugzeuge der ersten Jet-Generation verlangten von den Flugbesatzungen ein hohes Maß an analytischer Beurteilung im Fall von Systemfehlern. Durch Beobachtung und Analyse der Warn- und Kontroll-einrichtungen im Cockpit musste sich die Besatzung ihr „Bild“ vom Gesamtzu-stand des Flugzeugs machen. Diesen Überblick zeitnah und realitätsgerecht zu finden war zeitaufwendig und fehlerbehaftet.
Der Einzug von Flight Warning and Control Computern der  zweiten Jet-Gene-ration brachte erhebliche Verbesserung in zeitnaher und realitätskonformer Weise: Die Systeme teilen ihren jeweiligen Zustand mit und geben selektive, systembezogene Handlungsanweisungen, wie mit den Fehlern bestmöglich um-zugehen ist.
Heutige Verkehrsflugzeuge der dritten Jet-Generation weisen eine deutlich erhöhte Komplexität der einzelnen Systeme sowie ihrer Interdependenzen auf. Zwei Ereignisse verdeutlichen, dass die Ausgestaltung der Systemarchitektur des zentralen Warn- und Kontrollsystems einer kritischen Betrachtung hinsichtlich der Mensch-Maschine Interaktion bedarf, sobald eine Kaskade von Systemfehlern in rascher zeitlicher Abfolge auftritt: Die Operatoren können überfordert sein
1.  Anhand des Unfalls Air France AF  473 vom 01.06.2009 wird dargestellt, dass gravierende Systemausfälle innerhalb kürzester Zeit die Besatzung überforderten und das Flugzeug zum Absturz brachten.
2. Der Zwischenfall Quantas QF 32 vom 4.11.2010 mit einer A380 macht deutlich, dass gravierende Systemausfälle infolge mechanischer Beschädigung von außen (Desintegration eines Triebwerks)  das zentrale Warn- und Kontrollsystem nicht die notwendige Analysefähigkeit besitzt; die Besatzung steht vor erheblichen Problemen; nur durch die geballte Analyse- und Entscheidungseffektivität einer 5-köpfigen (!) Besatzung wurde ein Unfall um Haaresbreite verhindert.
 

Zentrale Anzeigen  des Warn- und Kontrollsystems (ECAM) der A380

                                                           Es wird diskutiert, inwieweit heutige Warnsysteme im Fall gravierender Systemausfälle  ihre Aufgabe erfüllen können. Eine Aufwand und Nutzen-betrachtung anhand von Zwischen- und Unfallzahlen wird skizziert. Für künftige komplexe Systemarchitekturen moderner Verkehrsflugzeuge muss ein Umdenken dahingehend stattfinden, dass die Wechselwirkung ausgefallener oder be-einträchtigter Bordsysteme erfasst, verarbeitet und in einer schnell und eindeutig interpretierbaren Art und Weise der Besatzung zur Verfügung gestellt wird. Können Techniken der  KI, Ambient Intelligence, Ubiquitous Computing mittels einer multimedialen  Zustandsdarstellung der Gesamtsituation des Flugzeugs helfen,  um die zu erwartenden schweren Un- und Zwischenfällen der jetzigen Megaliner zu reduzieren -  auch wenn diese in absoluten Zahlen sehr gering sind – die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit infolge hoher Todesfallzahlen hingegen sehr hoch sein wird?
Der Vortrag weist aus Sicht eines „Insiders“ auf bestehende Schwachpunkte hin und bietet Anregungen für Verbesserungen, ohne eine „best practice solution“ nennen zu können.
 
 

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Prof. Dr. Max Körte

DE, Tutzing

Flugkapitän i.R., Senior Consultant, Gutachter Luftfahrt

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