Psychopatho-Logik. Kybernetik - Psychoanalyse - Kunst - Kreativität
Psychopatho-Logik. Kybernetik - Psychoanalyse - Kunst - Kreativität

Psychopatho-Logik. Kybernetik - Psychoanalyse - Kunst - Kreativität

Buch, Deutsch, 218 Seiten, Daedalus Verlag

Herausgeber / Co-Autor: Volker Halstenberg

Erscheinungsdatum: 2003

ISBN: 3891261047

Quelle: Volker Halstenberg


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Volker Halstenberg: Psychopatho-Logik

Das Buch ventiliert Kunst, Kunstwerke und Künstler aus kybernetisch-psychoanalytischer Perspektive unter dem Tenor, dass alle psychischen Prozesse, die sich in künstlerischen – und anderen – Köpfen abspielen, egal wie abstrus oder krankhaft sie auf den ersten Blick erscheinen mögen, einen basalen Sinn haben: nämlich Selbststabilisierung und Selbstheilung. Dass also Kunstschaffen in seinen vielfältigen Facetten einen konstruktiven Weg darstellt, psychische und psychosomatische Instabilitäten oder ein aus den Fugen geratenes Selbsterleben in Ordnung zu bringen.
Das erste Kapitel beginnt mit einer Übersicht traditioneller psychoanalytischer Techniken und unternimmt dann den Versuch, eine neuere Variante darzustellen, die aufgrund ihrer kreativen Synthese aus Kybernetischer Systemtheorie und Freud‘scher Psychoanalyse KYBERNETISCHE PSYCHOANALYSE genannt wird. Sie kann mehr beobachten und erklären als Systemtheorie und Psychoanalyse in ihrer singulären Form. Zwei Theorien sehen bekanntlich mehr als eine, könnte man salopp formulieren. Wohl wissend, dass der Eklektizismus-Vorwurf lauert. Aber wie meinte Werner Heisenberg so trefflich: „Die fruchtbarsten Entwicklungen haben sich überall dort ergeben, wo zwei unterschiedliche Arten des Denkens zusammentrafen.” Oder um es mit Paul Feyerabend zu sagen: „Anything goes.“ Nur der Nutzen zählt.
Ich werde zeigen, dass Freud, ohne es zu wissen, im Grunde selbst Kybernetiker, Systemtheoretiker, Strukturdeterminist und Konstruktivist war. Seine binär codierten Psycho-Systeme ICH, ÜBER-ICH, ICH-IDEAL und ES, sprechen diesbezüglich eine ebenso eindeutige Sprache wie sein Strukturdeterminismus. Ganz zu schweigen davon, dass die Bedeutung der Psychoanalyse non modo in ihrer analytischen, sed etiam in ihrer synthetisch-kybernetischen Potenz liegt. Denn: „Nach der Analyse des kranken Seelenlebens muß die Synthese desselben folgen!“ (FREUD 1919/242) Vornehmliche Aufgabe der Psychoanalyse ist die Reintegration eines fragmentierten, zerrissenen Seelenlebens in ein kohärentes und konsistentes System. (FREUD ebd.)
Um den Leser mit meinem Ansatz vertraut zu machen, wird zunächst die Kybernetische Systemtheorie in wesentlichen Grundzügen anschaulich und handgreiflich skizziert. Deutlich gemacht wird unter anderem, dass Systeme, egal ob Gehirn, Psyche, Bewusstsein, Unterbewusstsein oder Körper
• erst durch Unterscheidung, Differenzierung, Abgrenzung von einer Umwelt ihre spezifische Identität erhalten, zugleich aber hochkomplexe Beziehungen zur Umwelt unterhalten. Systeme sind offen und geschlossen zugleich.
• auf zwei phänomenologischen Ebenen operieren: Struktur- und Prozessebene. Beide stehen zueinander in Kontiguität, wie Stabilität und Dynamik, Beständigkeit und Wandel.
• primär mit Eigenwerten/Eigenzuständen/Eigenerlebnissen: letztlich Eigen-informationen arbeiten.
• eigensinnige Informations-Verarbeitungs-Organisationen sind, die ihre eigene Welt konstruieren und mehr oder weniger rigoros stabilisieren.
• nicht direkt von außen beeinflussbar sind, sondern nur indirekt durch Störung und Irritation.

Punkt vier dokumentiert an vielen Beispielen und Freud-Zitaten die verblüffenden Übereinstimmungen zwischen psychoanalytischem und kybernetischem Denken.
Am Ende des ersten Kapitels wird das Quartett Kunst/Kunstwerk/ Kommunikation/Kunst-Wirkung aus Sicht der Kybernetischen Psychoanalyse begrifflich spezifiziert und eine entsprechende Darlegung über Produktion, Ambition und Rezeption von Kunst vorgenommen.
Kunst ist im Grunde ein doppelter Konstruktions- und Erlebnisprozess, weil sich das Kunstwerk zunächst als Erlebniskonstrukt in der quadrophonen Psyche des Kunstschaffenden konstituiert und später – nach Überführung in den öffentlichen Raum von Galerien, Museen u. ä. – von ebenfalls quadrophonisch strukturierten Kunst-Interessenten auf eigensinnige Weise rekonstruiert und erlebt wird.
Kunstrezeption ist, selbst wenn sie sich in der Öffentlichkeit vollzieht, letzten Endes reines Privat-Unterfangen. Denn die individuell wahrgenommenen Erscheinungsformen von Welt und allem, was dazu gehört, unsere psychische Realität, ist eine Existenzform sui generis, die mit der äußeren Realität nicht notwendigerweise übereinstimmt. (FREUD 1900/587) Jeder Kopf konstruiert seine eigene Wirklichkeit und es ist eine gefährliche Wahnidee – Orwell würde von think crime sprechen –, die eigene Wirklichkeit für die Wirklichkeit schlechthin zu halten.
Im zweiten Kapitel wird die Klarifikations-, Deutungs- und Therapie-Kompetenz der Kybernetischen Psychoanalyse entfaltet. Neben diversen Neurose-/Psychoseformen und psychovegetativen Syndromen werden Autismus, Schizophrenie, Melancholie und ihr Verhältnis zur artistischen Kreation erörtert. Ich werde mich mit Lust, Tod, Homöostase und Ästhetik beschäftigen und zeigen, was Urverdrängung und künstlerischer Stil mit autopoietischer Selbstthematisierung zu tun haben.
Verschiedene psychopathologische Ausdrucksformen werden im ganzheitlichen Sinne zusammen mit ihren somatischen Erregungskorrelaten dargestellt. Schließlich ist „das Verhältnis zwischen Leiblichem und Seelischem ... eines der Wechselwirkung.” (FREUD 1890/18)
Beispielsweise beeinflussen unsere Gefühle – sie bringen immer eine Bezogenheit-zu-etwas, eine Relation, einen Unterschied, zum fühlbaren Ausdruck – nicht nur bestimmte Bewegungsmuskeln des Gesichts, sondern bestimmte Bewegungsmuskeln können ihrerseits neurologische Systeme innervieren, die wiederum direkten Einfluss auf die Gefühle haben. Man hat es hier mit zirkulären Kausalitäten oder kreisförmigen Wechselwirkungs-Prozessen zu tun, für die Engel 1970 den Begriff »Somato-Psycho-Somatosen« prägte.
Selbst die Umgangssprache dokumentiert mit einschlägigen Redewendungen: »Etwas schlägt einem auf den Magen, geht unter die Haut oder an die Nieren«, den kreisförmigen Zusammenhang zwischen Psyche und Soma, wenngleich diese Binsenweisheit im Lebensalltag und in der medizinischen Praxis viel zu selten berücksichtigt wird.
Das dritte Kapitel umfasst sechs Fallbeispiele, in denen vier verschiedene Kunstbereiche kybernetisch-psychoanalytisch reflektiert werden: 1. Drama (W. Sheakespeare: King Lear); 2. Malerei (hier stehen der Surrealismus sowie M. Chagall und R. Magritte im Fokus); 3. Film (insbesondere A. Hitchcocks Œuvre) und 4. Werbung.
Der Schlussteil kondensiert noch einmal in Kürze die Vorteile meines Ansatzes und das Selbstverständnis des Kybernetischen Psychoanalytikers.

Wie die kybernetisch-systemischen Therapeuten empfiehlt Freud, die eigene wissenschaftliche Weltsicht immer wieder infrage zu stellen und therapeutische Strategien individuellen klinischen Erfordernissen anzupassen!

Der Kybernetische Psychoanalytiker versteht sich nicht als ex-zentrischer, objektiver, allwissender Korrektor, der ex cathedra das Recht hat, seine Meinung und Wirklichkeitsauffassung – als vermeintlich einzig wahre und richtige – dem Analysanden aufzuzwingen. Er weiß um sein teilnehmendes Involviertsein, um das Dia-Logische der therapeutischen Situation, und er ist sich darüber im Klaren, dass seine Interventionen »nur« im Sinne einer Anleitung zur Selbstheilung fruchten können. Dies setzt voraus, dass er den Patienten in seiner affektlogischen Eigensinnigkeit akzeptiert und versteht. Er wird sich mit Bezug auf die individuelle Störung stets fragen: Was ist ihr Sinn? Welche Funktion erfüllt sie in der Selbstorganisation?
Sinn-suchendes und Sinn-stiftendes Nachvollziehen des krankhaften Eigenlebens, vielleicht kann man so Empathie spezifizieren, ist die Erfolgsbasis jedes therapeutischen Eingriffs. Der klinische Fall bestimmt die Regeln. Unmissverständliche Aussage von Freud (1913/183):

„Die außerordentliche Verschiedenheit der ... psychischen Konstellationen, die Plastizität aller seelischen Vorgänge und der Reichtum an determinierenden Faktoren widersetzen sich ... einer Mechanisierung der Technik ... .”

Und von Ludewig (1995/147):

„Die Schulung in systemischer Therapie soll den Therapeuten ... nicht darauf vorbereiten, fertige Muster technisch versiert anzuwenden, sondern befähigen, mit Blick auf die Besonderheiten seiner Praxis selbständig zu denken. Therapeuten müssen der Vielfalt unterschiedlicher Therapiesysteme mit eigener Flexibilität begegnen und verschiedene Therapeuten »verkörpern« können. Sie haben also mehr - nämlich Vorurteile und starre Haltungen - zu »verlernen«, als Vorgegebenes zu erlernen.”

Es gibt keine allgemein gültigen Erfolgsregeln, so wenig wie es absolute Wahrheiten gibt. Bis auf die des Franziskaner-Mönchs William von Baskerville in Ecos »Name der Rose«: Lernen, sich von der irreführenden Leidenschaft für DIE Wahrheit zu befreien.
Eigene wissenschaftliche Weltsicht immer wieder infrage stellen und therapeutische Strategien individuellen klinischen Erfordernissen anpassen sind die einzigen Wege, um sich vor philisterhafter Engstirnigkeit, Fehlannahmen und Fehlinterventionen weitgehend zu schützen. Freud hat das 1919 mit dem Terminus der tendenzlosen Psychoanalyse umrissen. Oft hörte man ihn zu seinen Lehranalysanden sagen, sie sollten zu Beginn der Analysestunde alles vergessen, was sie wüssten und nur gut zuhören.
Dass der Begründer der Psychoanalyse alles andere als orthodoxer Freudianer war, dokumentiert auch das im obigen Zitat anklingende, pluralistische Therapieverständnis und das breitgefächerte Spektrum seiner therapeutischen Mittel. Ganz nach Art der Kybernetischen Psychoanalyse, die eben nicht nach stereotypen Patentrezepten operiert, sondern das Patente aus diversen Therapiesystemen je nach klinischem Kontext zu nutzen weiß. Ohne dabei – und selbst wenn – den Vorwurf des therapeutischen Eklektizismus in Kauf nehmen zu müssen. Schließlich ermöglicht ihre metatheoretische Integrationsfunktion, frei von wissenschafts-theoretischen Verzettelungen auf verschiedene Therapieverfahren, die ich durchweg als kognitiv-affektive Regelsysteme betrachte, zuzugreifen. Und überhaupt: Jeder Analytiker sollte im Blick behalten, dass bei allen terminologischen und praktischen Unterschieden jede »Schule« darum bemüht ist, psychische und psychosomatische Prozesse zu verstehen, zu erklären und zu reorganisieren; mit dem Ziel rascher Genesung des Patienten. Die ist durch ausgeprägte Flexibilität im Denken und Handeln besser zu gewährleisten als durch beharrliche Fixierung auf dogmatische Schulweisheiten.

Rezensionen von renommierten Fach-Experten:

„Halstenberg hat die Gabe, eine geistreiche Belesenheit aphoristisch einzusetzen.“
Prof. Dr. Dr. Heinz Abels

„Alles brennt wie ein Feuerwerk ab, man staunt, wendet ein und kommt doch auf seine Kosten.“
Prof. Dr. Dr. Heinz Abels

„Das Buch ist nach Form und Inhalt selbst ein Kunstwerk.“
Prof. Dr. Peter Kutter

„Ich bin beeindruckt von der Fülle des Materials, der anschaulichen Darstellung und unserer grundsätzlichen Übereinstimmung über Kunst, die schon in den Leitsätzen zum Ausdruck kommt.“
Prof. Dr. Leo Navratil

„Ein Buch für alle Querdenker mit einem Faible für Interdisziplinäres. Ein neuartiger interdisziplinärer Entwurf. Unterhaltsame und spannende Wissensvermittlung mit vielen anschaulichen Fallbeispielen aus Literatur, Malerei, Musik, Film, Theater, Werbung. Das alles geschrieben in einer erfrischend klaren und kraftvollen Sprache. Dr. Volker Halstenberg bringt Psychoanalyse und Kybernetik auf innovative Weise zusammen, auf das sie miteinander verschmelzen und sich gegenseitig befruchten. Ein Muss für Analytiker, Therapeuten, Trainer, Manager oder Kulturschaffende, die für die Stimulationen der Kunst empfänglich sind. Das Lesen war wie das Betreten eines Puder-Raums in einem Rokoko-Schloss. Für einen Moment ist nichts mehr zu sehen, doch dann fällt es einem wie Schuppen von den Augen.“
Dr. Joachim Bröcher

„An den vielfältigen Betrachtungen über Kunst beeindrucken besonders die Gedanken über Gegensatz, Kontrast und Polarität als Ursprung von Spannung und Kreativität.“
Dr. med. Claudia Sies

siehe auch

www.daedalus-verlag.de/front_content.php

www.amazon.de/gp/cdp/member-reviews/APP5FD9BZRUW4/ref=cm_pdp_rev_more

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volkerhalstenberg.blogg.de/

 

 

 

 

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