Wie Lernen systemisch funktionieren kann
Wie Lernen systemisch funktionieren kann

Wie Lernen systemisch funktionieren kann

Ein handlungsorientiertes Programm für Führungskräfte

Buch, Deutsch, 300 Seiten, SVH Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften

Autor: Dr. Axel Görs, M.A.

Erscheinungsdatum: 25.08.2010

ISBN: 3838119681


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Wie Lernen in der Weiterbildung funktioniert Nach Jahren der Euphorie in der beruflichen Erwachsenenbildung setzt eine gewisse Ernüchterung ein. Warum scheitert allzu oft der Transfer des Gelernten in den betrieblichen Alltag? Glaubt man vorschnell dem Pseudonym Gris (2008) und seinen Thesen, dann ist Weiterbildung ein mehr oder weniger untaugliches Instrument zur Kompetenzentwicklung von Erwachsenen. Wiederum: so ganz hoffnungslos scheint der Fall nicht zu sein, wenn bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sind, so der mittlerweile enttarnte Autor. Anders als die doch sehr pauschalierte und zugespitzte Generalabrechnung mit der deutschen Weiterbildungsszene versucht das neue Buch von Dr. Axel Görs spezifisch und seriös den Transfererfolg eines Personalentwicklungsprogramms für Führungskräfte nachzuweisen. Die Arbeit beschreitet wissenschaftliches Neuland. Zum einen werden die Erkenntnisse der systemisch-konstruktivistischen Andragogik, wie sie Horst Siebert (2006) mittels eines eigenen theoretischen Kriterienkanons beschrieb, erstmals operationalisiert; die neuesten Ergebnisse der neurobiologischen Forschung (insbesondere die von G. Hüther) fließen in diese Überlegungen ein. Zum anderen wird die Systemische Theorie in einen ernsthaften Bezug zur Empirie (der sie sich bisher eher zu entziehen suchte) gesetzt, wodurch ein eigenes systemisches Evaluationsdesign entsteht. Dies wird erprobt und verifiziert. Die Untersuchungen finden auf der Grundlage eines Entwicklungsprogramms für Führungskräfte beim größten deutschen Automobilhersteller statt. Das Basismaterial wurde über einen gesamten Jahrgang durch Selbstbefragung mittels mehrerer Fragebögen an drei verschiedenen Messpunkten empirisch erhoben. Dabei hatten die Teilnehmer vier Module zu durchlaufen. Einer dieser Bausteine beinhaltet ein handlungsorientierten Konzept („outdoor action learning“). Das Buch führt den Nachweis eines Zusammenhanges zwischen dem Einsatz dieses Konzepts und dem Lernerfolg (Transferlernen) berufstätiger Erwachsener. Im deutschsprachigen und europäischen Raum gibt es dazu bisher kein Pendant. Doch der Reihe nach. Zunächst leitet das Buch unterschiedliche Ansätze zur Lerntheorie her. Dabei bekommen die Ausführungen zur systemisch-konstruktivistischen Didaktik einen besonderen Stellenwert. Die historischen Entwicklungen von Erwachsenenlernen und handlungsorientiertem Lernen verschaffen einen Überblick über die Andragogik und Personalentwicklung des letzten Jahrhunderts und lassen Rückschlüsse auf die Einflüsse bestimmter humanistischer Strömungen in die Personalabteilungen bis zum heutigen Tage zu. Das Kernstück des Buches zeigt die Konzeption eines handlungsorientierten Ansatzes, nämlich des so genanntes „outdoor action learnings“, dass sich der Autor als OAL-Projektlernmethode hat patentieren lassen. Die Unterscheidung zu anderen Outdooraktivitäten wird herausgearbeitet und das Alleinstellungsmerkmal dadurch deutlich. Im Konzept wurden die acht Kategorien von Siebert (s.o.), die, um es verkürzt zu sagen, die Wahrscheinlichkeit von Lernerfolgen erhöhen sollen, berücksichtigt. U.a. sind es die Situiertheit (Lernaufgaben richten sich auf realistische Problemstellungen), die Anschlussfähigkeit an Vorwissen, Vorerfahrung und an den betrieblichen Kontext, die Bevorzugung selbst gesteuerten Lernens und die emotionale Stimulanz von Lerninhalten. Ferner wurde das gesamte Programm darauf ausgerichtet, bestimmte Schlüsselkompetenzen zu fördern, die für die weitere Laufbahnentwicklung als Führungskraft vom Unternehmen als zentral erachtet werden. Es sind dies 9 Kompetenzfelder, die entweder den Umgang mit Menschen oder mit Problemen betreffen. Die Teilnehmer wurden jeweils einige Wochen vor dem OAL-Modul, im unmittelbaren Anschluss an das Modul und schließlich mehrere Wochen nach dem Modul befragt. Neben skalierten Fragen kamen auch zirkuläre Fragen (die den Zusammenhang zum systemischen Ansatz begründen) zum Einsatz. So wurden die Teilnehmer um eine eigene Einschätzung z.B. nach dem Skalenwert zur Konfliktfähigkeit gebeten, aber auch um ihre Einschätzung, wie z.B. der Vorgesetzte, der Kollege oder der Mitarbeiter diesen Wert nach deren Dafürhalten bemessen würden. Die Datenlage genügt höchsten Ansprüchen und ist mehrfach statistisch abgesichert. Der Autor beweist Mut, denn er belässt es nicht bei der Auswertung der skalierten und offenen Fragen. Er unternimmt stattdessen auch das schwierige Unterfangen, die systemischen Fragen einem Evaluationsdesign zuzuordnen. Und dabei entstehen Entwicklungskurven über die drei Messpunkte, die belegen, was bisher in der Fachliteratur bisweilen bereits prognostiziert oder angenommen wurde, dessen Nachweis jedoch empirisch gesichert fehlte. Die Ergebnisse des Buches zeigen nämlich, dass der Einsatz handlungsorientierten Lernens positive Auswirkungen auf den Lernerfolg hat. In fast allen abgefragten Kompetenzfeldern verbesserten sich die Führungskräfte signifikant (im Eigenerleben) und hielten dieses Niveau auch im späteren beruflichen Einsatz. Die Steigerungen machten zwischen 15 und 20 Prozent aus und fielen im beruflichen Umfeld auch nach Wochen nur um einzelne Prozentpunkte. So gaben die Teilnehmer unter anderem an, dass ihr Selbstvertrauen durch die Maßnahme stark gestiegen sei, sie kommunikativ stärker geworden seien und auch im Umgang mit Konflikten fühlten sie sich deutlich verbessert. Besonders gefiel den Führungskräften am gesamten Design des Führungsprogramms, dass es viele Transferbrücken zur Praxis bot und es einen hohen Anteil an Reflexion und Feedback gab. Fast alle Teilnehmer hatten im Anschluss ihre besondere Zufriedenheit mit der Seminarreihe dadurch dokumentiert, dass sie das Programm nachfolgenden Kandidaten bereits empfohlen hatten. Das Buch belegt eindeutig, dass systemische Didaktik Erfolge in der Erwachsenenbildung generieren kann. Das heißt nicht, dass Jedes und Alles in der Andragogik das erzeugt, was es beabsichtigte. Wie es jedoch funktionieren kann, ist an diesem Programm und mit dieser Veröffentlichung nun wissenschaftlich belegt. Axel Görs (2010): Wie Lernen systemisch funktionieren kann. Ein handlungsorientiertes Programm für Führungskräfte. Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften, Saarbrücken. ISBN 978-3-8381-1968-7

Dr. Axel Görs, M.A.

DE, Bovenden

Vorstandsvorsitzender

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