Besetzt die Banken

OCCUPY WALL STREET – nur wenige Tage hat es im September 2011 gebraucht, um diesen Ruf weltweit zu verbreiten. Schon wachsen überall die Zeltstädte die wir schon aus Bangkok, Paris, Stuttgart und Athen kennen – symbolisieren sie Obdachlosenasyle oder Ferienlager? Jubel und Hass umtost die Demonstranten; am Londoner Horizont zeigt sich Julian Assange, der bleiche Prophet der reinen Wahrheit (die er allerdings mit Röntgenbildern verwechselt) – immer noch liegen dem vorläufig Verwahrten Teppiche von Frauen zu Füßen, die sich ihm erneut verweigern werden, wenn es ernst wird; Todesdrohungen richten sich gegen den Frankfurter Occupy-Sprecher Wolfram Siemer (20) nach seinem Auftritt bei Maybritt Illner, woraufhin sich fünf weitere Sprecher in die Schanze werfen, wie damals auf den Pariser Barrikaden 1848. Werden jetzt Karl Marx' kühnste Träume wahr? Wer erhebt sich da gegen wen? Sie werden von ihren Gefühlen nach vorn getrieben, wie das am Beginn aller Revolutionen der Fall ist. Oder erhebt sich gar niemand, weil die Botschaft sich im Medium erschöpft?