Bis es "klick" macht
Bis es "klick" macht

Bis es "klick" macht

Ideen ganz natürlich - ohne Kreativitätstechniken - finden

Beitrag, Deutsch, IQudo®

Autor: Robert Gerlach

Herausgeber / Co-Autor: Robert Gerlach

Erscheinungsdatum: 2017


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Viele Entrepreneure, Manager und Ingenieure wünschen sich einen besseren Zugang zu ihrer Kreativität – gerade unter Zeitdruck. Auch Kreativschaffende müssen unter engen Deadlines einfallsreich sein. Was können wir von Kreativen lernen?

Robert GerlachVon Robert Gerlach, Kreativitätstrainer

Entrepreneure, Manager und Ingenieure sitzen tagtäglich – oft verzweifelt – am Schreibtisch und suchen händeringend nach einer Lösung. Was tun, wenn‘s nicht funkt im Kopf? Wie kann man kreatives Denken fördern? Spontan denken viele hier an Kreativitätstechniken. Die Vorteile liegen auf der Hand. Techniken wie Design Thinking brechen eingefahrene Denkmuster auf, helfen ungewohnte Perspektiven einzunehmen, zeigen Lösungswege auf und führen strukturiert durch den Ideationsprozess. Nur warum stehen Kreative wie der Hamburger Photograph Ivo von Renner Techniken skeptisch gegenüber? Weil die meisten Techniken durch den Kreativprozess führen, wie eine Seilbahn zum Ideengipfel. Die Teilnehmer folgen blind der Methode, als wäre es ein Navi. Eigenverantwortung wird abgegeben. Wenn aber die Technik die Führung übernimmt, geht die Sensitivität, das Gefühl offen zu sein für alles was im jeweiligen Augenblick geschieht, verloren. So bleibt das Edelweiß abseits des Wegs unentdeckt.

Wäre es nicht genial ohne Seilbahn den Ideengipfel zu erglimmen? Was, wenn zuerst ein Meer von Möglichkeiten überquert werden muss? Sicherlich, auch zum Möglichkeiten entdecken gibt es Techniken. Aber wäre es nicht ein Fortschritt ohne Hilfsmittel wie Seilbahn, Schwimmflügel oder Rollator einfallsreich zu sein?

Ohne Seilbahn zum Ideengipfel

Um den Kreativprozess besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Gefühlswelt von Kreativen. Wenn es auch keinen beschilderten Pfad zur Idee gibt, so ist dieser fast immer mit den gleichen Emotionen gepflastert. Nach anfänglicher Begeisterung und Neugierde holt die Realität den kreativen Geist schnell ein. Je tiefer man in eine Materie eindringt, desto komplexer wird es in der Regel. Der Zauber des Anfangs weicht der Desillusion. Ganz gleich mit welcher Herausforderung man sich konfrontiert sieht – sei es der Choreographie eines Ballets, der Umsetzung einer Geschäftsstrategie oder dem Schreiben einer Doktorarbeit -, früher oder später wird der Kreativdenker ins dunkle Tal der Tränen fallen. Um der Frustrationsfinsternis zu entkommen und Kontrolle über die Situation wiederzuerlangen, liegt es nahe nach der nächstbesten Lösung zu greifen. Frei nach Picasso‘s Motto „Gute Künstler kopieren, große Künstler stehlen.“ Das Problem: keine Quelle lässt das inzwischen zum Innovations-Mantra avancierte Zitat auf Picasso zurückführen. Der wohl größte Künstler des letzten Jahrhunderts hat sich sehr wohl inspirieren lassen – z.B. für die Erfindung des Kubismus‘ von afrikanischen Skulpturen – aber kopieren oder gar stehlen? Wieso? Damit hätte der Wegbereiter der modernen Malerei das Künstlerdasein ansich in Frage gestellt. Eine bereits dagewesene Idee zur verfolgen, fühlt sich an wie ein ganz normaler Nine-to-five Job. Man macht‘s halt.

1. Kontrolle aufgeben

Das Aufregende am Kreativsein ist die Kontrolle aufzugeben! Künstler sind Abenteurer. Sie lassen das Bekannte hinter sich und loten die Grenzen innerhalb ihrer Domaine neu aus, um diesen magischen aha!-Moment zu erleben. Picasso beschrieb seine kubistische Pionierarbeit als „eine Quelle unerwarteter Freuden, eine Quelle der Entdeckungen.“ Auch Ivo von Renner ist getrieben davon „sich niemals zu wiederholen.“ Getriebene haben ein starkes „Warum“. Wie Surfer auf Hawaii die perfekte Welle reiten wollen, suchen Kreative nach der ultimativen Entdeckung. Das klingt erstmal gut. Nur was tun, wenn viel auf dem Spiel steht und eine Entscheidung dringend gefällt werden muss? Jetzt!

Kreativität und Emotionen

 

2. Fuck polite!

Ganz unten beginnt der Aufstieg zum Ideengipfel. Frustration, so paradox es klingen mag, dient dabei als Aufstiegshilfe, denn nicht mehr weiter zu wissen erleichtert out-of-the-box zu denken. Wenn bekannte Wege in Sackgassen enden, bleibt nichts anderes übrig als die Kontrolle aufzugeben und ein Wagnis einzugehen. Das Wagnis: Überzeugungen, Erfahrungen und Ängste loszulassen. Nur wer den sicheren Standpunkt verlässt, kann mit Gedanken tanzen. Nur wer seine Hemmungen loslässt, kann springen. Auch gilt es schonungslos ehrlich mit sich selbst zu sein. „Fuck polite!“, war die Maxime des amerikanischen Schauspiellehrers Sanford Meisner. Wer will schon höfliche Schauspieler sehen? Wir gehen ins Kino, weil wir was erleben wollen. Künstler kehren ihr Inneres nach außen und entblößen sich auf der Bühne. Die besten Rocksongs sind aus Trauer, Liebeskummer und Verletztsein entstanden. Selbst das Ego steht der Idee im Wege. Spielerisches Experimentieren verträgt sich nicht so gut mit einer aufgeblasenen Brust. Jegliche Art von Anspannung blockiert den Flow.

3. Entspannen

Entspannt und hellwach zugleich ist der Idealzustand divergenten Denkens. Kreativchefs wie Alexander Schill von der Serviceplan Gruppe achten daher auf eine entspannte Atmosphäre. Mental in der Steigwand zu hängen fällt leichter, wenn wir uns wie zu Hause auf dem Sofa fühlen. Entspannung bedeutet für jeden etwas anderes. Für den einen ist es Joggen, für den anderen eine Tasse Tee und für den dritten ein inspirierendes Gespräch. Das Gehirn ist nicht an den Schreibtisch getackert; es arbeitet überall. Kreativdenker sollten sich daher fragen, wo und wann ihre besten Ideen entstehen.

Kreativdenker sollten sich nicht fragen, wie ihre besten Ideen enstehen, sondern wo und wann!

 

4. Durchhalten, bis es “klick” macht

Findet der Ideenpionier in unbekanntem Terrain die rettende Idee, erlebt er ein Hochgefühl ähnlich dem einer Gipfelbesteigung. Endorphine überschwemmen den Körper. Dieses „Innovator‘s High“ ist der alles entscheidende Moment. Im Grunde genommen ist genau das der Kick des Kreativsports. Durchzuhalten bis es „Klick“ macht. Wie bei einem Spiel die entscheidenden Tore oft in den Schlussminuten fallen, so tauchen geniale Ideen oft kurz vor Schluss auf. Es ist „ein Rennen, ein Rennen mit sich selbst“, so Ivo von Renner.

5. Innovator’s High fühlen

Entsteht der Kontrollverlust anfänglich aus der Not wird er später zum Werkzeug und irgendwann zu einer Leidenschaft. Geübte Kreative lassen bewusst los. Psychologen nennen dies Angstlust. Die Lust erwächst aus einer überstandenen Angst und aus der Vorfreude auf das Entdecken. So wie erfahrene Läufer süchtig nach dem Runner‘s High sind, sind Kreativsportler süchtig nach dem Innovator‘s High.

Die Suche nach einer Idee ist so spannend wie ein guter Actionmovie. Mit einem Unterschied: wir sind die Hauptakteure. Wir erleben Selbstwirksamkeit. Die Glückshormone kommen von innen, nicht von der Leinwand. Kreatives Denken – frei von Techniken – ist eine natürliche Quelle des Glücks und Selbstvertrauens. Der Weg zur Idee führt über Training. Ein starkes „Warum“ ist die Grundvoraussetzung. Der Kreativdenker muss für seine Aufgabe brennen, um Frust tolerieren zu können. Weitere Stellschrauben sind individuelle Eigenschaften wie Flexibilität und mentale Stärke, ideale Umfeldbedingungen, wie die richtigen Mitspieler sowie ein Verständnis des chaotisch-kreativen Prozesses.

Email an den Author: r{punkt}gerlach{at}iQudo{punkt}com

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Robert Gerlach

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