Brauche ich Partner - und wenn ja, wie viele?
Brauche ich Partner - und wenn ja, wie viele?

Brauche ich Partner - und wenn ja, wie viele?

Beitrag, Deutsch, 14 Seiten, HEUSSEN Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

Autor: Prof. Dr. Benno Heussen

Erscheinungsdatum: 12.02.2013


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Partnerschaften brauchen Strategien

Jeder Einzelanwalt stellt sich irgendwann aus den unterschiedlichsten Gründen die Frage, ob er Partner braucht: Er hat vielleicht mehr Mandate, als er bearbeiten kann, er möchte sich spezialisieren, will aber gute Mandate nicht aus der Hand geben, er sucht einen Nachfolger, er bekommt Anfragen von interessierten jüngeren Kollegen, oder Kolleginnen, die in Teilzeit arbeiten, neue Perspektiven suchen usw.
Wer zum ersten Mal vor so einer Situation steht und selbst nie Partner in einer anderen Sozietät war, hat meist keine klare Vorstellung davon, dass zwischen einem Einzelanwalt und einer Partnerschaft Welten liegen. Er nimmt gar nicht wahr, dass er sich seit jeher mit niemanden darüber abstimmen musste, wie er seinen Beruf ausübt, wie er sich organisieren soll, wie er auf Mandanten und Gerichte zugeht; er lebt seine eigene Unternehmenskultur, ohne sie zu kennen, aber ein Element findet sich immer: Der Einzelanwalt hat keine fremden Götter neben sich, geschweige denn über sich.
Die gleichen Probleme zeigen sich bei Fusionen oder dem Quereinstieg einzelner Anwälte in ein anderes Büro. Ich habe als Partner meiner eigenen Sozietät zweimal mit anderen Unternehmen fusioniert und weiß wie heute, dass ich ganz erstaunt war, dass selbst Standardvorgänge wie der Postversand, die Art und Weise, wie man sich am Telefon meldet, die Führung der Bibliothek usw. völlig anders organisiert war als bei uns. Und das war nur die Spitze des Eisbergs! Die viel wichtigeren Elemente der Unternehmenskultur, die Art und Weise der Kommunikation, die Abläufe, wenn über irgendetwas zu beschließen ist, stehen in keinem Qualitätshandbuch. Sie werden nie beschrieben – und gerade deshalb sind sie kaum zu ändern. Natürlich hat jemand, der in ein anderes Büro eintritt, eine schriftliche Formulierung über die zukünftige Gewinnverteilung. Aber niemand kann sagen, wie das ganze praktisch abläuft, das muss man alles erst erlebt haben. Der Einzelanwalt hat keinerlei Erfahrung mit solchen Abläufen, der Neuling vielleicht auch nicht und so stehen sie dann beide vor unbekannten Situationen und müssen versuchen, zurechtzukommen.
Die wichtigste Voraussetzung dafür, dass es gelingt, andere Anwälte in ein Büro (in welcher Weise auch immer) aufzunehmen, ist eine schonungslose Antwort auf die Frage, welche Strategie hinter der Idee steckt, den Status quo zu ändern. Sie wird erstaunlich selten gestellt. Wenn man sich umhört, stößt man auf die unterschiedlichsten Argumente: »Um mich herum schließen sich alle anderen auch zusammen«, »ich bekomme keinen Nachfolger, wenn ich keine Partnerschaft anbiete«, »wie soll ich mich spezialisieren, wenn das Büro nicht größer wird?«, »Der Markt verlangt Größe!«, »Mir wachsen die Kosten über den Kopf«, »ich habe keine Lust mehr, alles allein zu machen«, »ich will auch mal in Urlaub fahren!« usw.
Jedes Problem, das hinter diesen Aussagen steckt, kann man auch mit einer gut organisierten Bürogemeinschaft lösen. Wenn es nur um die Darstellung nach außen geht, ist das der beste Weg: viele Einzelanwälte tun sich hinter der Fassade einer Scheinsozietät zusammen, um nach außen hin den Eindruck eines großen Büros zu erwecken, manchmal benutzen auch mehrere Sozietäten eine »Dachmarke«. Offenbar verlangt der Markt Größe, weil sie Stabilität verspricht, die Chance zur Spezialisierung und viele weitere Vorteile. Der einzige Nachteil: Man braucht eine relativ hohe einheitliche Haftpflicht-Versicherung, aber die sollte man sich schon aus allgemeinen Überlegungen leisten.
Oft sind jüngere Anwälte damit allein aber nicht zufrieden. Sie wollen eine echte Partnerschaft, die sie vielleicht anderswo schon kennen gelernt haben. Sie unterschätzen genauso wie die aufnehmenden Anwälte die rechtlichen und tatsächlichen Unterschiede beider Positionen.

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