DGB macht mobil gegen Zeitarbeit
DGB macht mobil gegen Zeitarbeit

DGB macht mobil gegen Zeitarbeit

Beitrag, Deutsch, 2 Seiten, BD Blickpunkt Dienstleistung

Autor: Klaus Spazier

Erscheinungsdatum: 2007

Quelle: Blickpunkt Dienstleistung

Seitenangabe: 1-2


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DGB macht mobil gegen Zeitarbeit

 

Eigentlich konnte man annehmen, dass die Branche Zeitarbeit durch die außergewöhnlichen Zuwachsraten und Anstrengungen als Job-Motor im Jahr 2006 auf allen Ebenen in unserer Gesellschaft einen großen Schritt zu mehr Anerkennung getan hat. Diese Einschätzung bekommt allerdings aktuell in den letzten Wochen den ein oder anderen Dämpfer.

 

Durch den Erfolg am Arbeitsmarkt ist Zeitarbeit plötzlich zu einem Thema des breiten, öffentlichen Interesses geworden. Mussten wir früher lange im Blätterwald suchen, um täglich die Rubrik „News“ auf unserem Internetportal www.info-zeitarbeit.de mit Zeitarbeitsthemen zu füllen, fällt es heute eher schwer, eine Auswahl unter den täglichen Publikationen zu treffen.

 

Dabei fällt auf, dass sich die Aussagen der Veröffentlichungen seit Mitte letzten Jahres immer öfter direkt oder indirekt gegen die Branche richten. Dies gipfelte nun in dem TV-Bericht des Report-Mainz und in einer Diskussion, die kurz darauf vom RBB (Radio Brandenburg) über die Bildschirme gesendet wurde.

 

Längst als überwunden geglaubte Begriffe wie „Zeitarbeit ist Sklavenarbeit“ oder auch „Schmuddelbranche Zeitarbeit“ gingen unwidersprochen über den Sender. Herr Peters (IG-Metall) betont in den Tagesthemen ganz besonders den falschen Begriff „Leiharbeiter“ und äußert den Wunsch nach satten Tariferhöhungen in den anstehenden Verhandlungen. Im Hamburger Abendblatt lesen wir von Gewerkschaftsseite, dass man den Erfolg der Zeitarbeit „stoppen“ muss und stellt gleichzeitig die eigenen DGB-Zeitarbeittarife in Frage.

 

Am mühsam verbesserten Image der Branche Zeitarbeit knabbern diese teilweise ehrabschneidenden Aussagen ohne Ende und dies gehört offensichtlich zu einer Offensive, die vonseiten des DGB mit verhältnismäßig großem Aufwand strategisch geplant ist.

 

Beim Kongress „Gute Arbeit“, der Ende letzten Jahres in Berlin stattfand, erarbeiteten Projektgruppen Strategien gegen die Branche Zeitarbeit. Diese Arbeitsform wurde als neues Handlungsfeld auserkoren und unter der Federführung der IG-Metall werden in den nächsten Wochen und Monaten bundesweite Aktionen gestartet.

 

Ein Stück vom Kuchen

 

Über 500.000 Zeitarbeiter sind natürlich ein interessantes Potenzial für eine Gewerkschaft, die den Schwund an Mitgliedern für sich als Hauptproblem erkannt hat. Während immer mehr Betriebe aus ihren Arbeitgeberverbänden flüchten und somit der Tarifbindung entrinnen, kann dies bei der, durch das AÜG zwangstarifierten Zeitarbeit nicht geschehen. Bedenkt man nun, dass von diesen über einer halben Million nach Tarif bezahlten Arbeitnehmern gerade mal um die 2 Prozent gewerkschaftlich organisiert sind, so ist es ein legitimes Wunschdenken der Gewerkschaften, von diesem Kuchen ein größeres Stück zur eigenen Sanierung abzuschneiden.

 

Als weitere Probleme für die Gewerkschaften entsteht mit zunehmendem Einsatz von Zeitarbeitern in den Betrieben eine Untergrabung und letztendlich eine Auflösung der Mitbestimmung. Folge ist auch eine Gefährdung der Durchsetzungsfähigkeit aller Tarifverträge. Nimmt man alleine diese drei Punkte, so kann man sich vorstellen, dass Zeitarbeit, sollten die Wachstumsprognosen für die nächsten Jahre zutreffen, die Daseinsberechtigung der Gewerkschaften in höchstem Maße gefährden wird. Betrachten wir die europäischen Länder, in denen die Zeitarbeit besonders hoch im Kurs steht, sieht man, dass die Macht der Gewerkschaften dort weitaus weniger zum Tragen kommt.

 

Die Initiativen der Gewerkschaften

 

Die IG-Metall hat bei ihrem Kongress ein Projekt beschlossen, das ein integriertes Betreuungskonzept für Zeitarbeiter vorsieht. Ab Februar ist eine aufwendige Werbeoffensive geplant.

 

  1. Telefonberatung vor Ort
  2. ein SMS-Schnelldienst wird eingerichtet
  3. Zeitarbeitsbeauftragte in Betriebsräten werden installiert
  4. Kooperation mit anderen Verwaltungsstellen
  5. Fachtagungen, Workshops und Seminare zur Arbeitnehmerüberlassung werden durchgeführt
  6. Prozesskompetenz und Arbeitshilfen werden organisiert
  7. Bündnispartnerschaften mit Kirchen und Sozialverbänden werden geschlossen
  8. Öffentlichkeitsarbeit für Menschen in Zeitarbeit

 

In der Art eines Schneeballsystems soll die Organisation dieser Werbeaktionen durchgeführt werden. Ein Preisausschreiben für Zeitarbeiter wird die positive Popularität der Aktion unterstützen.

 

Bei dieser sogenannten Zielgruppen-Offensive sind natürlich die bestehenden Betriebsräte eingebunden. Sie sind aufgefordert, Betriebsvereinbarungen zu treffen, die Zeitarbeitsbetriebe, die den Tarifvertrag der Christlichen Gewerkschaften anwenden, aus den Betrieben zu verbannen.

 

Man kann nur warnen, diese Initiativen auf die leichte Schulter zu nehmen. Erstmals werden Strukturen geschaffen und richtiges Geld investiert, um die Gewerkschaften zu einem Erfolg gegen die Zeitarbeit zu bringen. Da ist es auch mit Vorsicht zu genießen, wenn es heißt „durch regelmäßige Treffen und Informationsaustausch mit dem iGZ soll ein gewisses Vertrauensverhältnis aufgebaut werden“. Wenn man dann weiter liest und erfährt, dass die „organisationspolitische Schwäche in den Verleihbetrieben“ ausgenutzt werden muss, spätestens dann gewinnt der Gedanke nach einem einzigen Zeitarbeitsverband oder einem Dachverband, der mit nur einer Stimme spricht, an Bedeutung.

 

Vergangenheit ist das, was gerade eben war

 

Dass Zeitarbeit boomt und gutes Geld verdient wurde, weiß inzwischen jeder einigermaßen Interessierte in unserem Lande. Der sogenannte Boom der Branche wurde ja oft genug zitiert in den letzten Monaten. Ich denke es ist an der Zeit, eine gewisse Sozialkompetenz in unserer Gesellschaft zu beweisen und auch darüber zu reden. Die Mittel und Möglichkeiten dazu sind vorhanden. Die Arbeit an einem guten Image der Branche ist auf jeden Fall eine Investition in die Zukunft, wenn eine nachlassende Konjunktur (diese Zeiten kommen bestimmt einmal wieder) keine zweistelligen Zuwächse mehr beschert. Gegen zunehmende Anfeindung von außen sollte die Branche enger zusammen rücken und gemeinsam dagegen angehen. Die immer wieder zu lesende Behauptung der drei großen Zeitarbeitverbände „die größten sind wir“ interessiert die Branche mit Sicherheit weit weniger, als die Frage, was unternimmt die Zeitarbeit gegen Anfeindung und Verunglimpfung? Es kann den Verbänden nicht einerlei sein, wenn durch fragwürdige Aktionen Dritter am Ende sogar Existenzen gefährdet werden.

 

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an den Autor des Artikels

 

Klaus Spazier

inprogress – Service für Zeitarbeit

Telefon 04941 982400

Klaus Spazier

DE, Südbrookmerland

Geschäftsführer

inprogress - Service für Zeitarbeit

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