Gestatten, Sigmund Freud - Kybernetiker und Konstruktivist - Kybernetik - Psychoanalyse - Konstruktivismus - Kunst
Gestatten, Sigmund Freud - Kybernetiker und Konstruktivist - Kybernetik - Psychoanalyse - Konstruktivismus - Kunst

Gestatten, Sigmund Freud - Kybernetiker und Konstruktivist - Kybernetik - Psychoanalyse - Konstruktivismus - Kunst

Buch, Deutsch, 52 Seiten, GRIN Verlag

Herausgeber / Co-Autor: Volker Halstenberg

Erscheinungsdatum: 2005

ISBN: 363843673X

Quelle: Volker Halstenberg


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War Freud, ohne es zu wissen, im Grunde selbst Kybernetiker, Systemtheoretiker, Strukturdeterminist und Konstruktivist? Seine binär codierten Psycho-Systeme ICH, ÜBER-ICH, ICH-IDEAL und ES, sprechen diesbezüglich eine ebenso eindeutige Sprache wie sein Strukturdeterminismus. Ganz zu schweigen davon, dass die Bedeutung der Psychoanalyse non modo in ihrer analytischen, sed etiam in ihrer synthetisch-kybernetischen Potenz liegt. Denn: „Nach der Analyse des kranken Seelenlebens muß die Synthese desselben folgen!“ (FREUD 1919/242) Vornehmliche Aufgabe der Psychoanalyse ist die Reintegration eines fragmentierten, zerrissenen Seelenlebens in ein kohärentes und konsistentes System. (FREUD ebd.)

Um den Leser mit meinem Ansatz vertraut zu machen, wird zunächst die Kybernetische Systemtheorie in wesentlichen Grundzügen anschaulich und handgreiflich skizziert. Deutlich gemacht wird unter anderem, dass Systeme, egal ob Gehirn, Psyche, Bewusstsein, Unterbewusstsein oder Körper
• erst durch Unterscheidung, Differenzierung, Abgrenzung von einer Umwelt ihre spezifische Identität erhalten,   zugleich aber hochkomplexe Beziehungen zur Umwelt unterhalten. Systeme sind offen und geschlossen zugleich. 
• auf zwei phänomenologischen Ebenen operieren: Struktur- und Prozessebene. Beide stehen zueinander in  Kontiguität, wie Stabilität und Dynamik, Beständigkeit und Wandel.
• primär mit Eigenwerten/Eigenzuständen/Eigenerlebnissen: letztlich Eigen-Informationen arbeiten.
• eigensinnige Informations-Verarbeitungs-Organisationen sind, die ihre eigene Welt konstruieren und mehr oder weniger rigoros stabilisieren.
• nicht direkt von außen beeinflussbar sind, sondern nur indirekt durch Störung und Irritation.

Viele Beispiele und Freud-Zitate zeigen die verblüffenden Übereinstimmungen zwischen psychoanalytischem und kybernetischem Denken und somit zwischen Freudscher Psychoanalyse und Kybernetischer Psychoanalyse.

Wie die Kybernetisch-Systemischen Therapeuten empfiehlt Freud, die eigene wissenschaftliche Weltsicht immer wieder infrage zu stellen und therapeutische Strategien individuellen klinischen Erfordernissen anzupassen!

Der klinische Fall bestimmt die Regeln. Unmissverständliche Aussage von Freud aus dem Jahre 1913:
„Die außerordentliche Verschiedenheit der ... psychischen Konstellationen, die Plastizität aller seelischen Vorgänge und der Reichtum an determinierenden Faktoren widersetzen sich ... einer Mechanisierung der Technik ... .” 

Und von Ludewig aus dem Jahre 1995:
„Die Schulung in systemischer Therapie soll den Therapeuten ... nicht darauf vorbereiten, fertige Muster technisch versiert anzuwenden, sondern befähigen, mit Blick auf die Besonderheiten seiner Praxis selbständig zu denken. Therapeuten müssen der Vielfalt unterschiedlicher Therapiesysteme mit eigener Flexibilität begegnen und verschiedene Therapeuten »verkörpern« können. Sie haben also mehr - nämlich Vorurteile und starre Haltungen - zu »verlernen«, als Vorgegebenes zu erlernen.”

Es gibt keine allgemein gültigen Erfolgsregeln, so wenig wie es absolute Wahrheiten gibt. Bis auf die des Franziskaner-Mönchs William von Baskerville in Ecos »Name der Rose«: Lernen, sich von der irreführenden Leidenschaft für DIE Wahrheit zu befreien.
Eigene wissenschaftliche Weltsicht immer wieder infrage stellen und therapeutische Strategien individuellen klinischen Erfordernissen anpassen sind die einzigen Wege, um sich vor philisterhafter Engstirnigkeit, Fehlannahmen und Fehlinterventionen weitgehend zu schützen. Freud hat das 1919 mit dem Terminus der tendenzlosen Psychoanalyse umrissen. Oft hörte man ihn zu seinen Lehranalysanden sagen, sie sollten zu Beginn der Analysestunde alles vergessen, was sie wüssten und nur gut zuhören.
Dass der Begründer der Psychoanalyse alles andere als orthodoxer Freudianer war, dokumentiert auch das im obigen Zitat anklingende, pluralistische Therapieverständnis und das breitgefächerte Spektrum seiner therapeutischen Mittel. Ganz nach Art der Kybernetischen Psychoanalyse, die eben nicht nach stereotypen Patentrezepten operiert, sondern das Patente aus diversen Therapiesystemen je nach klinischem Kontext zu nutzen weiß. Ohne dabei – und selbst wenn – den Vorwurf des therapeutischen Eklektizismus in Kauf nehmen zu müssen. Schließlich ermöglicht ihre metatheoretische Integrationsfunktion, frei von wissenschafts-theoretischen Verzettelungen auf verschiedene Therapieverfahren, die ich durchweg als kognitiv-affektive Regelsysteme betrachte, zuzugreifen. Und überhaupt: Jeder Analytiker sollte im Blick behalten, dass bei allen terminologischen und praktischen Unterschieden jede »Schule« darum bemüht ist, psychische und psychosomatische Prozesse zu verstehen, zu erklären und zu reorganisieren; mit dem Ziel rascher Genesung des Patienten. Die ist durch ausgeprägte Flexibilität im Denken und Handeln besser zu gewährleisten als durch beharrliche Fixierung auf dogmatische Schulweisheiten.

siehe auch
Volker Halstenberg: Psychopatho-Logik. Kybernetik - Psychoanalyse - Kunst - Kreativität. Daedalus-Verlag.

www.daedalus-verlag.de/front_content.php

www.medizin-im-text.de/blog/

psychopathologik.blogg.de/

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