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Große Business-Vorbilder: Licht und Schatten für Gründer

Elon Musk; Mark Zuckerberg; Steve Jobs; Kim Kardashian, Bill Gates... Eine Liste, die sich noch lange fortführen lassen könnte. Zusammengefasst sind es immer Menschen, die im Geschäftsleben fraglos Großes geleistet haben. Menschen, die eine Vision hatten und sie gegen zahlreiche Widerstände durchdrückten. Menschen, die zeigen, wie weit man es bringen kann, wenn man Mut sowie Lern- und Opferbereitschaft in die Waagschale wirft – und natürlich Glück hat.

Es ist deshalb für viele Entrepreneure fast schon ein Automatismus, sich ein derart „großes“ Vorbild zu suchen; für manche ist die Faszination solcher Personen auch überhaupt erst der Auslöser, um selbst das Wagnis einzugehen, das es bedeutet, zum Gründer zu werden.

Doch wie verhält es sich mit solchen Persönlichkeiten aus Gründersicht? Ist es ausschließlich positiv, sie zum Vorbild zu nehmen, oder kann es auch Nachteile haben? Taugen solche „Promis“ vielleicht sogar als probate Coaches? Wie so oft im Leben gibt es auch hier zwei Seiten einer Medaille – auch bei solchen Vorbildpersonen sind Licht und Schatten dicht beieinander.

Warum es gut ist, große Business-Vorbilder zu haben

Vorbilder leben vor, zeigen Sinn. Unaufdringlich leise.

So formulierte es die deutsche Lyrikerin Else Pannek. Und in der Tat, es ist auch in einem geschäftlichen Umfeld wichtig, große Vorbilder zu haben. Tatsächlich gibt es dafür sogar mehrere gute Gründe.

Sie erfüllen eine ureigene Sehnsucht

Was ist ein Mensch, wenn er geboren wird? Er ist hilflos, kann selbst noch gar nichts. Und wodurch ändert er diesen Zustand? Er schaut sich alles, was es zu wissen gibt, bei Vorbildern ab – in diesem speziellen Fall seinen Eltern und ähnlichen Bezugspersonen.

Dieses Streben danach, es einem Vorbild nachzumachen, ist elementar wichtig für das Fortkommen des Menschen. Tatsächlich sogar für einen Großteil aller Lebewesen. Aus diesem Grund ist es auch fest angeboren. Und auf den Menschen bezogen endet dieses Streben auch nicht, wenn jemand die grundsätzlichen Fähigkeiten beherrscht, um sich in der Welt zurechtzufinden.

Der Mensch strebt zeitlebens danach, Neues zu lernen. Nie legt er dabei den Drang ab, sich auf Vorbilder zu stützen. Das Geschäftsleben macht dabei keine Ausnahme. Sich hier zu untersagen, große Vorbilder zu haben, würde bedeuten, einen elementaren Kern seines menschlichen Lernprozesses zu unterdrücken. Es gibt immer jemanden, der etwas besser kann. Sich an ihm zu orientieren ist menschlich, natürlich und somit gesund.

Sie zeigen uns, dass es geht

Große Vorbilder stehen ganz weit oben. Das bedeutet, sie haben einen langen und oft sehr steinigen Weg hinter sich, haben oft sogar unzählige Rückschläge erlitten und es trotzdem geschafft. Es lässt sich kaum ermessen, wie stark ein solches Signal ist; wie sehr es motivieren kann. Ganz besonders für Personen, die noch am anderen Ende dieses Weges stehen – etwa ein Gründer, der gerade erst dabei ist, sein Geschäft ins Rollen zu bringen.

Hier ist es vor allem die Tatsache, dass viele dieser „Lichtgestalten“ selbst in solchen Positionen waren – oder sogar noch darunter. Mark Zuckerberg etwa als normaler Student; oder Jack Ma, der als Junge Fremdenführer war. 

Solche Personen sind durch ihre schiere Existenz der Beweis dafür, dass es möglich ist, nach oben zu kommen, wenn man nur die richtigen Hebel betätigt und sich nicht aufhalten und kleinmachen lässt. Ihr Wert als Motivator lässt sich deshalb kaum in Worte fassen.

Sie ermöglichen Selbstreflexion und Orientierung

Was für eine Art von Geschäftsmensch möchte ich überhaupt sein? Eine solche Frage stellt sich vielen Entrepreneuren zu Karrierebeginn. Sie selbst können sich die Antwort jedoch mangels Erfahrung nicht geben. Und längst nicht immer gibt es im Umfeld Personen, die als Vorbild taugen – und sei es nur deshalb, weil sie sich kaum in die Karten schauen lassen.

Hier kommt vielen großen Business-Vorbildern zugute, dass sie meistens auch den Status von (zumindest szeneinternen) Prominenten genießen. Die meisten von ihnen haben eigene Wikipedia-Artikel; auch viele andere Details über sie können recherchiert werden. Viele Vorbilder veröffentlichen irgendwann auch intime Autobiografien, in denen sie tiefe Einblicke geben. Andere bieten Lehrgänge an, sprechen auf Keynotes. Steve Wozniak hat sogar auf seiner eigenen Website eine Unterkategorie, in der er wichtige Interviews bereithält, die Einblicke erlauben.

Mit so viel Transparenz ermöglichen solche Vorbilder es, sich selbst zu reflektieren und einzusortieren; Stärken und Schwächen herauszufinden; Gutes von Schlechtem unterscheiden zu können. Meist ist es nicht weiter als einige Mausklicks oder den Preis für ein Buch entfernt.

Warum Business-Vorbilder auch Nachteile mit sich bringen

„Man kann niemanden überholen, wenn man in seine Fußstapfen tritt.“

So sagte es der französische Filmschaffende François Truffaut und fasste damit auch einen wichtigen Kritikpunkt gegen große Vorbilder zusammen. Aber es gibt noch weitere.

Sie können auch zum Nachmachen von Fehlern motivieren

Versuchen, scheitern, Staub abklopfen, neu versuchen. Dieses bei vielen Business-Vorbildern vorhandene Ethos kann zweifelsohne stark motivieren. Aber es kann absolut auch das genaue Gegenteil tun. Nehmen wir Donald Trump als hervorragendes Beispiel. Seine US-Präsidentschaft einmal völlig ausgeklammert kann der Mann durchaus als Business-Elefant bezeichnet werden: Ewig dabei und in zahlreichen Branchen ganz oben vertreten; Erschaffer und Beherrscher von Wirtschaftsimperien.

Doch abermals kann er auch in diesem speziellen Fall eine lange Geschichte von Misserfolgen vorweisen. Von Casinos, die pleitegingen; von Käufen, die bestenfalls von geschäftlicher Unfähigkeit zeugen. Und dabei sei unterstrichen, dass Trump nur ein Beispiel von vielen ist. 

Hier ist das Problem, dass große Vorbilder auch dazu verführen können, ihre Fehler zu ignorieren oder, schlimmer noch, sie selbst abermals zu begehen, weil man zu blind folgt. 

Sie verführen (unbewusst) dazu, nicht den eigenen Weg zu gehen

Es gibt fraglos gewisse „Grundzutaten“, die man einhalten muss, um geschäftlichen Erfolg zu haben. Ebenso fraglos haben viele große Vorbilder diese minutiös beachtet und sind auch deshalb ganz oben. Allerdings ist es ebenso eine Tatsache, dass gerade im geschäftlichen Bereich zahllose Wege nach „Rom“ führen – und sicherlich passt nicht jeder auf jeden Entrepreneur aus jedem Land und auf jede Geschäftsidee.

Jeff Bezos etwa hatte vornehmlich das Glück, in der richtigen Zeit die richtige Idee zu haben, als er eine Online-Buchhandlung namens Amazon gründete. Das heißt aber noch lange nicht, dass sein Weg der einzig richtige wäre, nur weil Herr Bezos unsagbar erfolgreich und steinreich ist. 

Das Problem: Der Einfluss großer Vorbilder kann sehr groß sein. Dies geschieht meist aus einer Mischung zwischen ihrer „übermenschlichen“ Wirkung und der Tatsache, dass viele Gründer unerfahren sind. Dadurch werden sie unabsichtlich verführt, einen anderen Weg als den Ihrigen zu gehen. Das muss nicht grundsätzlich nachteilig sein, aber ist es sehr oft. Denn ein Kern des Gründens ist es, seinen eigenen Weg zu finden und zu beschreiten.

Sie erziehen zur Unzufriedenheit sich selbst gegenüber

Jedes Unternehmen hat eine Chance auf Erfolg. Allerdings wäre es völlig vermessen, zu glauben, dass jeder Gründer die Chance hätte, der nächste Elon Musk zu werden. Dazu müssen für einen derartig großen Erfolg einfach zu viele Faktoren einfach stimmen – so viele, dass es sicher nicht falsch ist, davon zu sprechen, dass viele dieser großen Vorbilder einfach unverschämtes Glück hatten. 

Ihr Standing heranzuziehen, um sich selbst zu motivieren, ist wichtig und richtig. Jedoch darf das Vorbild niemals zu groß werden. Dann nämlich wirken diese Persönlichkeiten immer stärker wie ein Ziel, das sich nie erreichen lässt. Ähnlich wie ein Kraftsportler, der Arnold Schwarzenegger in seinen besten Zeiten nacheifert, es aber nicht schafft, wird das Vorbild auch für Geschäftstreibende immer stärker zum Demotivator. Jeder Blick auf sie zeigt nur, was man bislang noch nicht geschafft hat.

Das ist deshalb so brandgefährlich, weil es den Blick auf sämtliche eigenen Erfolge verklärt. Ein Gründer hat fraglos etwas geschafft, wofür Stolz absolut angebracht ist. Er sieht es jedoch nicht oder kann es nicht wertschätzen, weil er noch nicht das erreicht hat, was sein großes Vorbild schaffte. 

Damit legt das große Idol die Wurzel zu ständiger Unzufriedenheit – nicht der positiv-motivierenden Art, sondern derjenigen, die sich wie ein Kleber über die eigenen Bestrebungen legt und somit langfristig sogar die Wurzel des Scheiterns sein kann.

Zusammengefasst

Es ist richtig und wichtig, als Gründer große Vorbilder zu haben. Dies darf jedoch nur so weit gehen, wie daraus Motivation und Antriebskraft gezogen werden. Sobald das Vorbild zu etwas wird, dem man beinahe blind folgt, verkehren sich die Vorteile ins Gegenteil; wird das Idol zum regelrechten „Klotz am Bein“.  

Wie so häufig ist auch hierbei Disziplin vonnöten, um das Richtige zu tun. Dabei hilft es auch unbedingt, nicht nur ein Vorbild zu haben. Denn in diesem Fall fällt es leichter, durch Vergleiche diejenigen unperfekten Dinge zu erkennen, die auch der größten Lichtgestalt zu eigen sind – und das ist bei wirklich jeder der Fall.