In letzter Zeit häufen sich Presse- und Unternehmensmeldungen über einen regelrechten Ausverkauf am Immobilienmarkt. Dem Leser vermittelt sich der Eindruck, dass – ausgelöst durch die Finanzkrise – immer mehr Bürger ihr Geld in Immobilien investieren.

Mit der Folge, dass in manchen Regionen das Angebot knapp (und teuer) wird. Woher haben die Medien diese Informationen? Eigene Recherchen oder nur Nachbeten vorhandener Schlagzeilen?

 

Wir leben und arbeiten in einer der bekanntermaßen immobilienstärksten Räume im Land, nämlich der Region Stuttgart. Aufgrund vorhandener Kontakte zu Bauträger- und Maklerfirmen suchten wir nach eigenen Informationen aus erster Hand.

Hier stellt sich der Sachverhalt keineswegs so schlagzeilenträchtig dar. Sondern eher different von wirklichem Nachfrage- und Verkaufsschub bis hin zu zögerlicher bis schlecher Vertriebsleistung. Durchgängig bestätigt wurde allerdings eine deutlich gestiegene Nachfrage, die sich allerdings nicht automatisch in einer höheren Vertriebsleitung wiederfindet.

Die alte Regel “10 Termine – 1 Verkauf” schwankt in einem Verhältnis von 3:1 bis 40:1.

Die Nachfrage selbst verteilt sich sowohl auf Eigentumswohnungen – bevorzugt günstiges sowie gehobenes Niveau – wie auch auf kostengünstige Reihenhäuser und freistehende Einfamilienhäuser in guten Lagen.

Es scheint aber keineswegs so, dass Immobilienkäufer planlos und unvernünftig entscheiden nach dem Motto “Hauptsache Immobilie, egal wie und was”. Gute Vermietbarkeit hat erste Priorität, ohne allerdings Werthaltigkeit zu vernachlässigen.

Wie lange geht das so weiter? Hier stösst man bei den Immobilienprofis auf Schulterzucken. Verbreitet ist die Ansicht “Solange es gut läuft, nehmen wir das gerne mit”. Schwieriger sieht es für die Projektentwicklung aus, hier werden die Weichen für die nächsten 2-3 Jahre gestellt, Prognosen sind eher vage.

Unsere Meinung: Der gegenwärtige Nachfrage- und (teilweise) Verkaufsboom wird mittelfristig abnehmen. Allerdings auf höherem Niveau als vor der Krise. Der Immobilie kommt eher wieder die Bedeutung zu, die sie zu Unrecht verloren hatte als Anleger nur nach Rendite und kurzfristigem Gewinn schielten.