Know how für den Mittelstand

Entgegen der Einschätzungen zahlreicher Analysten, Bankmanager und auch renommierter Wirtschaftszeitungen, dass die Immobilienkrise in den USA endlich überwunden wäre, erinnern uns die Schlagzeilen Woche für Woche daran, dass die Krise eben noch nicht vorbei ist. Zudem ist kaum abzuschätzen, ob, wann und wie weitere Immobilienfirmen in den USA Insolvenz beantragen und wie sich weltweit die Börsen in den nächsten sechs bis zwölf Monaten entwickeln werden. Die Sorge ist groß, dass sich die Immobilienkrise auch auf das Wachstum in Deutschland auswirken wird.

Ein Indikator hierfür ist die gestiegene Vorsicht der deutschen Banken und Sparkassen bei der Kreditvergabe an Unternehmen. Die Behutsamkeit ist verständlich, macht sich ein wagehalsiger Kredit an expandierende Unternehmen in diesen Zeiten nicht so gut. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass kreditwürdige Unternehmen in das Fahrwasser dieser Entwicklung geraten und ihre Wachstumsinvestitionen nicht in dem gewünschten Maße durchführen können, sich die Rentabilität verschlechtert und so wiederum eine Kreditvergabe unwahrscheinlicher wird.

Argumente für die Bank

Umso wichtiger ist es daher vor allem für mittelständische Unternehmen, die einen Großteil ihrer Investitionen über externe Kredite finanzieren, den eigenen Unternehmenswert zu kennen und – ihn zu kommunizieren. Doch auf welche Punkte kommt es an? Wie kann die Bank für eine Kreditvergabe überzeugt werden? Diesen und weiteren Fragen gehen die Wirtschaftswissenschaftler Hofbauer und Bergmann in ihrem Buch "Optimales Rating für KMU. So überzeugen Sie Ihre Bank" nach. Mag der Buchtitel auch etwas reißerisch klingen, zwischen den Buchdeckeln findet der Leser sehr fundierte und gut aufbereitete Informationen rund um die Themen Basel II, Ratings und Unternehmensführung.

Das Buch ist in fünf Kapitel unterteilt. Nach einer kurzen Einleitung erläutern die Autoren in Kapitel B die Hintergründe von Basel II und geben erste Tipps zur Vorbereitung auf das Bankenrating. In Kapitel C schildern sie die Grundlagen einer (finanz-)wertorientierten Unternehmensführung und gehen in Kapitel D konkret auf Instrumente ein, um ein mittelständisches Unternehmen zielgerichtet auf Cash Flow, Liquidität und Rentabilität hin zu führen. Hofbauer und Bergmann gehen in diesem Zusammenhang auf zahlreiche Methoden wie u. a. die Marktpotenzialanalyse, Marketing- und Vertriebskonzepte sowie Aspekte des Lieferanten- und Forderungsmanagements ein. Das Kapitel E fasst in zwei Anhängen reichlich Checklisten und Kennzahlensysteme zusammen, die dem Mittelständler helfen, die relevanten Fragen für eine Optimierung des Unternehmens zu stellen (und zu beantworten).

Mein Fazit: "Optimales Rating für KMU" ist ein unverzichtbarer, aktueller Ratgeber für kleine und mittelständische Unternehmen, die sich konkret um Bankkredite bemühen. Das Buch sei aber auch all jenen Lesern ans Herz gelegt, die ihre Kenntnisse in der Unternehmensführung schnell und doch tiefgreifend erweitern wollen. Zum Weiterlesen sind immerhin mehr als 180 Literaturquellen angegeben. Die Lektüre des Buches wird erleichtert durch eine sehr verständliche und eingängige Schreibweise der Autoren. Hier gehen wissenschaftliche Erkenntnisse und eine strukturierte Aufarbeitung mit der betrieblichen Praxis eine gelungene Symbiose ein.

Günter Hofbauer und Sabine Bergmann: "Optimales Rating für KMU. So überzeugen Sie Ihre Bank", Publicis Corporate Publishing, Erlangen, 39,90 Euro