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Kreuzworträtsel hemmen geistigem Verfall bei Senioren

Das erste Kreuzworträtsel der Welt erschien am 13. Dezember 1913 in der Sonntagsbeilage der New York World. Inzwischen werden Kreuzworträtsel online und in fast allen Zeitungen regelmäßig veröffentlicht. Während das erste Kreuzworträtsel von der New York Times noch als „absolut sinnlose Suche nach Wörtern“ bezeichnet wurde, haben inzwischen zahlreiche Studien die positiven Aspekte der Suche nach Begriffen und Wörtern offenbart.

Geringeres Demenzrisiko durch geistige Aktivität

Eine Studie vom französischen Institut für Gesundheits- und Medizinforschung in Paris kam bereits im Jahr 2009 zu dem Ergebnis, dass Kreuzworträtsel sich positiv auf das Gehirn auswirken. Menschen, die mindestens zweimal wöchentlich einer geistig stimulierenden Aktivität, wie etwa das Lösen eines anspruchsvollen Kreuzworträtsels, nachgehen, reduzieren laut den Ergebnissen der Studie ihr Risiko, an Demenz zu erkranken um die Hälfte, unabhängig vom allgemeinen Gesundheitszustand, Geschlecht oder dem formalen Bildungsgrad. Laut Studienleiterin Tasnime Akbaraly liegt dies daran, dass die kontinuierliche geistige Aktivität die kognitive Reserve stimuliert. Gemeint ist damit die Fähigkeit des Menschen beim Verlust von Gehirnzellen alternative Neuronen zu verwenden.

Kreuzworträtsel verbessern das Gedächtnis

Bestätigt werden die positiven Aspekte von Kreuzworträtseln ebenfalls durch Wissenschaftler der Exeter Medical School und dem Kings College London, die im Rahmen einer Studie Daten von mehr als 17.000 gesunden Personen zwischen 50 und 96 Jahren analysiert haben. Laut einer Präsentation auf der Alzheimer's Association International Conference (AAIC) im Jahr 2017 kombinierten die Forscher dazu standardisierte kognitive Testverfahren mit der Häufigkeit, in der die Probanden Kreuzworträtsel lösen.

Sie konnten so ermitteln, dass Menschen, die das wortreiche Gedächtnistraining regelmäßig absolvieren, im hohen Alter eine bessere Gedächtnis- und Gehirnfunktion haben. Positive Effekte waren unter anderem eine höhere Aufmerksamkeit und ein besseres Sprachvermögen sowie eine höhere Erinnerungsleistung. Laut den Ergebnissen der Studie ist die Gehirnleistung etwa auf dem Niveau einer bis zu zehn Jahren jüngeren Person.

Zusammenhang zwischen Kreuzworträtseln und geistigem Verfall untersucht

Welcher Zusammenhang zwischen der geistigen Aktivität und den positiven Effekten auf die Gesundheit besteht, haben im Jahr 2018 Forscher um Roger Staff von der Universität Aberdeen untersucht. Teilgenommen haben an der Studie 498 Probanden, die alle 1936 geboren wurden. Die Teilnehme waren demnach 81 oder 82 Jahre alt. Außerdem war von allen Teilnehmern der Intelligenzquotient (IQ) im Kindesalter bekannt, weil diese mit elf Jahren am Moray House Intelligenztest teilgenommen hatten.

Die Untersuchung wurde bereits begonnen, als die Probanden 64 Jahre alt waren. In den kommenden 15 Jahren nahmen sie mehrmals an Tests teil, in denen sie zum Beispiel Kreuzworträtsel knacken mussten. Die Wissenschaftler konnten so ihre kognitive Leistungsfähigkeit objektiv bewerten. Zusätzlich wurde dokumentiert, welche Schulbildung und welche Ausbildung oder welches Studium die Probanden absolviert hatten.

Dabei stellten sie fest, dass formale Bildung und Intelligenz in einem starken Zusammenhang stehen. Menschen mit einem hohen IQ und einer hohen Bildung fordern sich laut den Ergebnissen häufiger selbst intellektuell und bleiben dadurch auch im Alter geistig fitter. Vollständig aufhalten können aber auch regelmäßige Kreuzworträtsel oder andere geistige Herausforderungen den Verfall im Alter nicht.

„Sich im Laufe des Lebens und im Alter intellektuell herauszufordern – etwa Rätsel zu lösen, einen komplexen Roman zu dekonstruieren oder ein schwierig zu spielendes Musikstück zu erlernen, beeinflusst zwar nicht die Geschwindigkeit, mit der man geistig abbaut, aber es stellt sicher, dass man von einem höheren Level aus in diese Phase startet“, erklärt Studienautor Roger Staff. Menschen, die bereits im jungen Alter ihren Geist durch regelmäßiges Training mit Kreuzworträtseln oder anderen Aktivitäten fit halten, sind im Vergleich zu unterbeschäftigten Altersgenossen also auch als Senioren noch geistig fitter.