Langeweile frustriert
Langeweile frustriert

Langeweile frustriert

BZ-GASTBEITRAG zur Arbeitszufriedenheit

Beitrag, Deutsch, Eine Seite, Badische Zeitung Freiburg

Erscheinungsdatum: 12.03.2011


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Badische Zeitung Freiburg

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Langeweile frustriert.
BZ-Gastbeitrag zur Arbeitszufriedenheit

Frauke Z. ist sauer: als Chemikerin war ihr im Vorstellungsgespräch die Laborleitung zugesagt worden, aber seit einem guten Jahr ist sie überwiegend mit Labortätigkeit beschäftigt. Aus der Einarbeitung, um alles kennenzulernen, ist ihre Hauptaufgabe geworden. Sie hat viel Geduld gehabt, aber Ihre Unzufriedenheit wächst.
Was die Chemikerin frustriert sind zwei Dinge: die tägliche Unterforderung und die nicht einge-haltenen Versprechungen im Vorstellungsgespräch. Nicht nur Stress am Arbeitsplatz kann emo-tional belasten; auch Langeweile strengt an, wenn sie zum Dauerzustand wird. Inzwischen wird dieses Phänomen als „Boreout“ beschrieben, im Gegensatz zur Überforderung, dem „Burnout“.
Unzufriedenheit am Arbeitsplatz kann noch andere Ursachen haben. Die häufigsten neben der erwähnten Fehlbesetzung sind:

  •  Unklarheit über Aufgabenstellungen und Erwartungen
  •  Mangelnde Anerkennung und Wertschätzung
  •  Fehlende Perspektiven für die berufliche Entwicklung
  •  Demotivierende Arbeitsbedingungen
  •  Zu wenige gute Kontakte zu Kollegen.

Untersuchungen des Gallup-Institutes ergaben die überraschende Erkenntnis, dass Faktoren wie Gehalt, Sozialleistungen, Organisationsstrukturen und Statussymbole in der Skala der Mitarbei-terzufriedenheit demgegenüber einen geringeren Stellenwert haben.
Was tun als Betroffener?
Erstaunliche viel Arbeitnehmer reagieren kaum oder erst spät. Zwar gibt es viele Klagen hinter vorgehaltener Hand, aber es fehlt an einer konstruktiven Veränderungsstrategie.
Zwei Voraussetzungen sind nötig: zu wissen was man kann und will und der Mut, diese Vorstel-lungen offensiv anzusprechen und einzufordern.
Zunächst gilt es also, eine Bestandsaufnahme zu machen: Was sind ganz konkret die Ursachen für meine Unzufriedenheit? Sind es die Arbeitsbedingungen oder ist es meine persönliche beruf-liche Stagnation? Wie und was will ich arbeiten? Bin ich der Fachexperte oder liegen mir mehr organisatorische und Managementaufgaben? Was sind meine besonderen Stärken und Kompe-tenzen? Wie viel Verantwortung will ich übernehmen? Welche berufliche Perspektive suche ich? Je mehr Klarheit ich habe, desto einfacher wird das weitere Vorgehen.
Denn jetzt muss das Gespräch gesucht werden, mit Vorgesetzten, mit Personalverantwortlichen. Das kann im Rahmen des nächsten Mitarbeitergespräches geschehen oder eingefordert werden. Nicht überall gibt es regelmäßige Personalgespräche. Grundsätzlich wichtig ist es, eine offene und aktive Haltung einzunehmen: Die Defensive verlassen, sich zeigen, die eigenen Leistungen und Fähigkeiten nicht verstecken, Kritik konstruktiv äußern. Die Hoffnung, die eigenen Qualitä-ten seien doch offensichtlich, ist meistens trügerisch.
Sowohl für die Bestandsaufnahme als auch zur Vorbereitung der Gespräche ist es hilfreich, sich Unterstützung oder einen Sparringpartner zu suchen, eine vertraute Person oder professionelle Hilfe. Die Erfahrung zeigt, dass die Bestandsaufnahme ohne Gegenüber häufig unvollständig bleibt. Für das offensive Vorgehen kann gemeinsam die passende Strategie entwickelt werden. Nicht zuletzt ist in vielen Fällen ein Mutmacher und Rückenstärker hilfreich.
Forderungen zu stellen und Kritik zu üben ist häufig mit der Angst vor negativen Konsequenzen verbunden. Darin liegen Ursachen für das zögerliche Verhalten selbst bei großer Unzufrieden-heit. Ist diese Angst berechtigt? Hier hilft eine Realitätsprüfung, denn Angst wird immer auch aus irrationalen Quellen gespeist.
Nicht immer lässt sich Unzufriedenheit am aktuellen Arbeitsplatz auflösen. Dann kann auch ein Wechsel des Arbeitgebers erwogen werden. Die Arbeitsmarkt dafür ist gerade jetzt nicht schlecht.

Helmut Koerner
Coach und Trainer beim ibe Institut für Berufliche Entwicklung, Freiburg
www.ibe-consulting.de

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