Ökonomisches Kapital für das Liquiditätsrisiko in Instituten
Ökonomisches Kapital für das Liquiditätsrisiko in Instituten

Ökonomisches Kapital für das Liquiditätsrisiko in Instituten

in: Handbuch Ökonomisches Kapital; herausgegeben von: Axel Becker, Volker Gehrmann, Prof. Dr. Hermann Schulte-Mattler

Beitrag, Deutsch, 50 Seiten, Fritz Knapp Verlag GmbH

Autor: Prof. Dr. Stefan Zeranski

Herausgeber / Co-Autor: Geiersbach, Karsten/ Walter, Bernd

Erscheinungsdatum: 30.06.2008


Aufrufe gesamt: 2344, letzte 30 Tage: 5

Kontakt

Verlag

Fritz Knapp Verlag GmbH

Telefon: +49-69-970833-0

Telefax: +49-69-7078400

Preis: Kostenlos

PDF herunterladen

Liquidität ist conditio sine qua non für die Existenz von Instituten und deren Erfolgsstreben. Banken gehen im Rahmen ihrer Transformationsfunktion Liquiditätsrisiken ein, um Erträge zu erwirtschaften. Die Zahlungsbereitschaft einer Bank kann nur auf einem bestimmten Wahrscheinlichkeitsniveau eingehalten werden, weil die Zahlungen einer Bank weitgehend fremdbestimmt und somit aus Sicht des Liquiditätsrisikomanagements unsicher sind. Die Turbulenzen auf den Geld- und Kapitalmärkten im Zuge der Subprime Krise haben die Be-deutung eines angemessenen Liquiditätsrisikomanagements für die Stabilität von Instituten sowie des gesamten Finanzsystems klar aufgezeigt.

In der Praxis wird für das Liquiditätsrisiko mitunter das Argument angeführt, dass diese Risi-koart aufgrund unzureichender Quantifizierbarkeit nicht sinnvoll in ein ökonomisches Kapi-talkonzept integrierbar sei und deshalb nicht berücksichtigt wird. Diese Haltung ist fragwür-dig und streng genommen unhaltbar, weil sie zur systematischen Unterschätzung wesentlicher Vermögensrisiken führen kann, die im Extremfall den Fortbestand des Instituts gefährden.

Bei der Untersuchung der Wechselwirkung zwischen Liquiditätsrisiko und ökonomischem Kapital stehen liquiditätsbedingte Verluste aus erhöhten Refinanzierungskosten (funding li-quidity risk) und Liquidationsdisagien bei Finanzaktiva (market liquidity risk) im Vorder-grund. Im Weiteren kann eine aus ökonomischer Sicht zu hohe Liquiditätsreserve zu Minder-erlösen führen, die das ökonomische Kapital zur Deckung liquiditätsbedingter Vermögensver-luste schwächen. So gesehen untersuchte der vorliegende Beitrag in der Praxis umsetzbare Möglichkeiten zur Ableitung eines angemessenen ökonomischen Kapitals für das Liquiditäts-risiko und konzentrierte sich dabei auf die Analyse liquiditätsbedingter Vermögensverluste.

An dieser Problemstellung knüpfte der vorliegende Beitrag an und stellte Grundüberlegungen zur Analyse des Liquiditätsrisikos im L-VaR-Konzept barwert- sowie GuV-orientiert vor. Der Barwertansatz greift auf das Konzept der Liquiditätsablaufbilanz zurück, die aufgrund der Vielzahl der darin zu verarbeitenden Imponderabilien mitunter nur eine Annahme und keine realistische Liquiditätsrisikovorschau darstellen kann. Der GuV-orientierte Ansatz dürfte vie-len mittelständischen Instituten aufgrund seiner einfachen Umsetzbarkeit näher liegen. Er ermöglicht bereits näherungsweise Schätzungen des ökonomischen Kapitalbedarfs für das Liquiditätsrisiko, indem vor allem der bonitätsempfindliche Anteil der Refinanzierungskapa-zitäten in der Eckwertplanung auf erhöhte Kosten aus Spreadveränderungen untersucht wird. In beiden Ansätzen lassen sich Stressszenarien für liquiditätsbedingte Vermögensverluste berücksichtigen, um im etymologischen Sinne von Risiko (z. B. von riscare für Klippen um-schiffen aus dem frühen italienischen Seeversicherungswesen) „Liquiditätsklippen erkennen und umschiffen zu können“, was letztlich eine Aufgabe des Vorstands in einem Institut ist.

Prof. Dr. Stefan Zeranski

DE, Wolfenbüttel

Professor

Kölner Bank eG

Publikationen: 118

Veranstaltungen: 43

Aufrufe seit 02/2005: 17128
Aufrufe letzte 30 Tage: 22