Pflege-Bahr: Was bringt die geförderte Pflegevorsorge?
Pflege-Bahr: Was bringt die geförderte Pflegevorsorge?

Pflege-Bahr: Was bringt die geförderte Pflegevorsorge?

Beitrag, Deutsch, Krankenkassen-Zentrale

Herausgeber / Co-Autor: Johannes Schmidt

Erscheinungsdatum: 2013


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Pflege-Bahr: Was bringt die geförderte Pflegevorsorge?

Seit dem 1. Januar 2013 fördert der Gesetzgeber die private Pflegevorsorge mit einer direkten Bezuschussung. Schon seit der Ankündigung des Pflege-Bahrs im Sommer 2012 ist dem Konzept anzusehen, dass es nicht der große Wurf werden würde. Auch die Verantwortlichen im Bundesgesundheitsministerium dürften dies gesehen haben. Ihnen ging eher es darum das Thema der privaten Pflegevorsorge in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Die Bürger sollten sich mit dem Thema der eigenen Absicherung im Alter beschäftigen. Doch was bringt der Pflege-Bahr wirklich?


Gesetzgeber macht relativ strenge Vorgaben

Erstmals fördert der Gesetzgeber die private Pflegevorsorge über eine direkte Förderung. Wer eine entsprechende Pflege-Bahr-Police bei einem Versicherer abschließt, bekommt monatlich fünf Euro vom Staat dazu. Doch diese Förderung ist an relativ strenge Auflagen gekoppelt. Z.B.:

  • der Eigenbeitrag des Versicherten beträgt mind. 10 Euro

  • die minimale Leistung im Pflegefall liegt in Pflegestufe III bei 600 Euro

  • maximale Leistungsaufstockung um 100 % der gesetzlichen Leistungen

  • Kontrahierungszwang: Kein Versicherte darf aufgrund von Vorerkrankungen oder Alter abgelehnt werden

  • max. Wartezeit beträgt fünf Jahre


Kleiner Spielraum - große Tarifunterschiede bei den Versicherern

Trotz der Vorgaben schaffen es einige Versicherer sich über Änderungen in der Leistungsstaffelung von Konkurrenten abzusetzen. Hier macht der Gesetzgeber ebenfalls Vorgaben: In Pflegestufe III gibt es 100 Prozent der vereinbarten Leistungen, in Pflegestufe II 30 Prozent, in Pflegestufe I 20 Prozent und bei eingeschränkter Alltagskompetenz ohne Pflegestufe noch 10 Prozent. Doch dabei handelt es sich um Minimalvorgaben. Bei einigen Versicherern, wie etwa bei der Debeka, sind mit einer Staffelung von 70, 35 und 20 Prozent mehr Leistungen als vorgegeben drin. Andere Versicherer verzichten bei der Kombination mit weiteren Pflegezusatzversicherungen auf die gesetzlich vorgegebene Wartezeit. Eine aktuelle Liste zu den Anbietern von Pflege-Bahr-Tarifen spiegelt den Stand der Angebote wider.


Keine flächendeckende Pflegevorsorge

Bislang ist nicht abzusehen, dass der Pflege-Bahr zu einer flächendeckenden Vorsorge im Pflegebereich führen wird. Erste Schätzungen sprechen von etwa 10.000 Abschlüssen in den ersten zehn Wochen. Eine Umfrage des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens YouGov offenbarte zusätzlich eine niedrigen Bekanntheitsgrad der geförderten Pflegetagegeldversicherungen in der Bevölkerung: 89 Prozent der Deutschen haben noch nie etwas vom Pflege-Bahr gehört. Mit 51 Prozent hält die Mehrheit der Bevölkerung die Förderhöhe von 60 Euro jährlich für “schlecht” oder “mittelmäßig”. Aufgrund der Förderhöhen von fünf Euro im Monat bei einem Eigenbeitrag von zehn Euro, sind bei den meisten Versicherern höchstens 600 Euro in der Pflegestufe III drin.


Pflege-Bahr lohnt nicht für jeden

Nicht jeder profitiert von den geförderten Policen. Positiv ist: Durch den Kontrahierungszwang können erstmals auch Vorerkrankte und Chroniker eine Pflegezusatzversicherung abschließen. Allerding: Dies lässt die Beiträge im Tarif jedoch ansteigen. Für einen Großteil der Bevölkerung bietet eine herkömmliche Pflegetagegeldversicherung bei möglicherweise sogar niedrigeren Beiträgen (über die gesamte Versicherungsdauer gesehen) höhere Leistungen. Lohnenswert könnten die neugeschaffenen Tarife aber gerade auch für junge Personen sein, denn hier sind, aufgrund der langen Versicherungszeit, ordentliche Leistungen bei rund zehn Euro Beitrag drin.


Fazit: Mit seinem Vorhaben, durch die geförderte Pflegezusatzversicherung das Thema der privaten Pflegevorsorge in die Mitte der Gesellschaft zu rücken, ist der Gesetzgeber bisher gescheitert, denn von zehn Personen haben neun noch nie etwas vom Pflege-Bahr gehört. Gleichzeitig werden die geförderte Policen, durch die in den meisten Fällen nicht ausreichenden Leistungen und einigen Nachteilen gegenüber den herkömmlichen Pflegetagegeldversicherungen, nicht ausreichen, um eine flächendeckende Pflegevorsorge zu gewährleisten. Gewinner könnten Vorerkrankte, Chroniker und ältere Personen sein, denen sonst der Zugang zu Pflegezusatzversicherungen versperrt geblieben wäre und die Dank des Kontrahierungszwanges in den Pflege-Bahr-Tarifen Zuflucht finden.

Von Johannes Schmidt

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