Interview, Deutsch, Hamburger Abendblatt
Autor: Sven Sander, Charisma-Experte
Herausgeber / Co-Autor: Sven Sander
Erscheinungsdatum: 23.07.2005
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„Stets die passende Antwort“
Schlagfertigkeit kann man lernen, meint der Cuxhavener Rhetorik-Trainer
ABENDBLATT: Sind schlagfertige Menschen erfolgreicher?
SANDER: Wer seine Meinung besser verkaufen kann – und dazu gehört in jedem Fall, kommunikativ und schlagfertig zu sein – hat auch im Job mehr Erfolg.
ABENDBLATT: Wie definieren Sie Schlagfertigkeit?
SVEN SANDER: Das ist die Königsdisziplin der Kommunikation, die Fertigkeit, verschiedene Techniken der Kommunikation zu erkennen und situationsbezogen einzusetzen. Erstens: die Erwiderungsfertigkeit. Das ist die Reaktion auf Verbalattacken oder sogenannte Sitzungsquerschläger. Zweitens: Witzfertigkeit. Sie erreicht man etwa mit dem Stilmittel der Übertreibung, gut geeignet für den Smalltalk. Und drittens die Diskussionsfertigkeit. Sie ist wichtig für Situationen, in denen ich meinen Standpunkt deutlich machen und überzeugen möchte.
ABENDBLATT: Kann man Schlagfertigkeit lernen?
SANDER: Sicher. Man muß dafür eine Art Grammatik der Schlagfertigkeit zur Verfügung haben. Sie funktioniert wie die Grammatik der Sprache: Wir sind in der Lage, sie intuitiv anzuwenden, oft ohne die dazugehörige Regel zu kennen. Niemand wird von heute auf morgen schlagfertig, nur weil er ein entsprechendes Seminar besucht hat. Aber dort lernt man die Grammatik und Werkzeuge, um das Unterbewusstsein seines Gegenüber zu erreichen und um Angriffe schnell zu analysieren. Anschließend muß man üben. Das kann man auch spielerisch tun, zum Beispiel im Bekanntenkreis, quasi als Gesellschaftsspiel „Greif mich an“. So lernt man, schnell zu beurteilen: Was ist das für ein Angriff? Trifft er zu? Ist er persönlich, sachlich oder nur neckisch?
ABENDBLATT: Was beinhaltet die Grammatik der Schlagfertigkeit?
SANDER: In jedes Menschen Umfeld gibt es Situationen, mit denen er immer wieder konfrontiert wird. Dort kann man Standardantworten entwickeln. Eine Technik ist zum Beispiel die unerwartete Zustimmung. Sie eignet sich gut für persönliche Angriffe. Damit vermeidet man, sich in die – völlig falsche – Rechtfertigungsschiene zu bringen. Bestes Beispiel ist Klaus Wowereit: „Ich bin schwul, und das ist gut so.“ Er hat seine Grundhaltung klar gemacht und gleichzeitig verdeutlicht, daß er die Werte und Normen anderer nicht annimmt. Er hat seinen potentiellen Gegnern die Zielscheibe entzogen!
ABENDBLATT: Was wäre die passende Reaktion auf „Ach, schon wieder zu spät...“?
SANDER: „Ja, dafür bleibe ich heute Abend länger.“ Oder man reagiert mit einer Gegenfrage: „Was verstehen Sie unter zu spät?“ Nur eines sollte man nicht tun: eine Erklärung geben. „Der Bus war zu spät“ – das glaubt ihnen sowieso keiner. Wir sind viel zu oft geneigt, uns zu rechtfertigen, wenn wir ungerechtfertigt angegriffen werden. Andere Vorwürfe kann man als Etikettenvorwürfe bezeichnen: „Sie sind ganz schön arrogant.“ Antwort: „Wenn Sie unter arrogant verstehen, daß ich selbstbewußt bin, haben Sie Recht.“ Und verstärken kann man seine Aussage, wenn man den Namen des Gegenübers anfügt, das klingt absolut souverän!
Zur Person:
DE, Cuxhaven
Geschäftsführer
Sven Sander Charisma-Experte
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