So funktioniert Mediation im Planen +Bauen
So funktioniert Mediation im Planen +Bauen

So funktioniert Mediation im Planen +Bauen

mit Fallbeispielen und Checklisten

Buch, Deutsch, 242 Seiten, Springer Vieweg Verlag

Autor: Dr. Peter Hammacher

Herausgeber / Co-Autor: Hammacher/Erzigkeit/Sage

Erscheinungsdatum: 01.05.2014

ISBN: 9783658051075

Auflage: 3. Auflage 2014


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Springer Vieweg Verlag Springer-Verlag GmbH

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Preis: 29,99 €

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1 Vorwort und Einleitung: Konfliktfeld Planen und Bauen


Konflikte gehören zu unserem Leben wie Liebe und Geldverdienen: in der Familie, im Beruf, in der Poli-tik: es kommt nur darauf an, wie wir damit umgehen. Gottseidank wird das Meiste noch immer von den Beteiligten untereinander, ohne Hilfe Dritter gelöst. Manchmal gelingt dies aber nicht, z.B. weil die Interessen zu konträr zu sein scheinen, weil es „um zuviel geht“, weil man sich zu sehr über den ande-ren geärgert hat, weil man „sein Gesicht nicht verlieren“ will, weil interne Machtstrukturen einen Eini-gungsversuch behindern usw., usw.. Es kommt zur Eskalation des Streites. Die Tonart wird verletzend, dem Streitpartner wird jede Kompetenz abgesprochen. Anwälte werden eingeschaltet. Jede Partei sieht nur noch den Gerichtsprozess als Ausweg aus dem Dilemma. Die Beziehungen sind auf dem Null-Punkt angelangt; alles was man ursprünglich einmal gemeinsam angehen wollte, ist nicht mehr zu realisieren. Die Kosten des Streits und seiner Folgen wachsen ins Unvernünftige.
Dieser Verlauf wiederholt sich ständig - in allen Bereichen und in allen Branchen.
Das Baugewerbe stellt einen wichtigen Teil der deutschen Wirtschaft dar, wenn auch die Bedeutung im Vergleich zu dem Dienstleistungssektor und dem produzierenden Gewerbe erkennbar zurückbleibt. Nach einem Boom im Zuge des Wiederaufbaus in den Beitrittländern folgte ein mehrjähriger wirtschaft-licher Einbruch im Baugewerbe, von dem sich die Branche jetzt langsam erholt. Ende Juni 2007 gab es noch 74 765 Betriebe im Baugewerbe (Vorbereitende Baustellenarbeiten, Hoch- und Tiefbau) mit 720.165 Beschäftigten und einem Umsatz in 2006 von 83,5 Milliarden EUR .
Damit ist der Bereich Planen und Bauen und also das Konfliktpotential aber keineswegs erschöpfend erfasst: Von Baumaßnahmen sind direkt oder indirekt auch die anderen Branchen wie z.B. Handel, Ver-kehr und verarbeitendes Gewerbe betroffen, sowie die öffentlichen und privaten Dienstleister rund um die Immobilie. Betroffen sind Bürger, die beruflich oder privat mit Bauprojekten in Berührung kommen. Betroffen ist die Allgemeinheit durch Rohstoff-, Landschafts- und sonstige Ressourcen-Nutzung. Die Konfliktkonstellationen sind in der Investionsgüterindustrie mit Anlagenbau, Maschinenbau, Stahlbau, Rohrleitungsbau etc. ganz ähnlich und deshalb in die Betrachtung einzubeziehen.
Dabei beginnt das Planen und Bauen nicht erst mit der Fertigung des Bauentwurfs, sondern schon viel früher. Bereits mit der Raumordnung und mit der Freigabe und Verteilung von Flächen für die Gewer-be- oder Wohnsiedlung oder Infrastrukturmaßnahmen für Kraftwerke oder Industrie werden die unter-schiedlichen Interessen berührt. Hier sind vor allem die Planungsbehörden des Staates und der Gemein-den gefordert; hier spielt die Beteiligung des Bürgers an den Vorhaben eine besondere Rolle.
Mit anderen Worten das Konfliktfeld "Planen und Bauen" umfasst einen großen Teil des gesellschaftli-chen Lebens und der Wirtschaft.
So betrachtet, ist die erfolgreiche Planung und Durchführung von Bauvorhaben, sowie die adäquate Nutzung von Gebäuden und Umwelt für uns Menschen im wahrsten Sinne so wichtig, wie ein Dach über dem Kopf. Es kommt darauf an, mit diesem essentialen Bedürfnis so achtsam umzugehen, wie es seiner Bedeutung entspricht.
Die Menschen haben dabei unterschiedliche Wahrnehmungen: Für die einen ist der Bau ihr Heim, für die anderen ihr Job. Für die einen ist er Vermögensansammlung für die anderen ein Fass ohne Boden. Er ist Selbstzweck oder Mittel zum Zweck. Er ist Krone der Architektur oder Verschandelung des Stadt-bildes, usw. usw.
Alles, was mit Planen und Bauen zu tun hat, ist wegen der erheblichen Komplexität, wegen der invol-vierten Vermögenswerte und wegen des hohen Personaleinsatzes mit seiner menschlichen Fehleranfäl-ligkeit besonders konfliktbehaftet. Die Auseinandersetzungen vor, während und nach der Auftragsab-wicklung sind dementsprechend zahlreich, heftig und kostspielig. Viele Streitigkeiten landen vor den ordentlichen Gerichten, die am Ende langwieriger und aufreibender Prozesse zu schwer vorhersehbaren Ergebnissen kommen oder einen unbefriedigenden Vergleich vorschlagen.
Vor diesem Hintergrund bemühen sich verantwortliche Personen und Organisationen im Bereich Planen und Bauen seit einiger Zeit, alternative Lösungswege zu entwickeln, um es gar nicht erst zu Konflikten kommen zu lassen, oder jedenfalls, um Streitigkeiten möglichst schnell und nachhaltig zu beenden.
Dieses Buch möchte Architekten, Ingenieuren, Planern, Sachverständigen, Mitarbeitern und Entschei-dungsträgern in Gemeinden und Behörden, die mit der Vorbereitung und Durchführung von Planver-fahren, mit der Planung von Bauinvestitionen, der Durchführung von Bauprojekten oder der Durchset-zung bzw. Abwehr von Ansprüchen im Rahmen von Bauverträgen zu tun haben, das Verfahren der Mediation erläutern und anhand praktischer Fälle näher bringen. Der Leser soll dazu ermutigt werden, moderne Wege der Konfliktbearbeitung auszuprobieren, um sich und seine Unternehmung, letztlich aber die Allgemeinheit von unnötigen Konflikten und unfruchtbaren Streitigkeiten zu entlasten.
Die Autoren – selbst Mediatoren und Praktiker rund um das Planen und Bauen – zeigen, in welchen häufig auftretenden Situationen Mediation eingesetzt werden kann, welches die Voraussetzungen sind, wie das Verfahren abläuft und was dabei in besonderer Weise zu beachten ist. Wer mit Konflikten allgemein - und speziell bei der Planung oder Durchführung von Bauvorhaben - zu tun hat, sei es privat oder beruflich, wird hier viel dazu erfahren, wie diese Konflikte zustande kommen, und wie sie mit Hilfe der Mediation bewältigt werden können. Dadurch wird das Buch auch zu einer Quelle für alle Mediatoren, die sich mit den besonderen Problemen von Planen und Bauen konfrontiert sehen.
Nicht zuletzt richtet sich das Buch auch an die Rechtsanwälte, Steuer- und Unternehmensberater der Auftragnehmer wie Auftraggeber, sowie die Richterschaft. Mediation gelingt nur mit ihnen, nicht gegen sie. Die Skepsis vieler Berater gegenüber dem Neuen ist, wie zu zeigen sein wird, unbegründet. Auf der Suche nach dem für den Mandanten besten Weg, kommt der Berater an der Mediation nicht vorbei.
Die Einsatzmöglichkeiten für die Mediation werden in diesem Buch anhand konkreter Beispiele aufge-zeigt. Dabei profitiert das Buch von dem unterschiedlichen beruflichen Hintergrund der Autoren. Das Kapitel 3, Mediation in förmlichen Verwaltungsverfahren der Raumordnung, Bauleitplanung und Plan-feststellung wurde von Frau Dipl.-Ing. Ilse Erzigkeit bearbeitet, die als Städteplanerin seit langem die Interessengegensätze zwischen Verwaltung, Bürgern und Investoren betreut. Das Kapitel 5, Mediation zwischen Bauträger und Käufer bei der Abnahme, hat Herr Dipl.-Ing. Sebastian Sage geschrieben, der sich seit vielen Jahren als öffentlich bestellter und vereidigter Bausachverständiger vor allem mit Mängeln und Schäden und mit den Konflikten zwischen Bauherren und Bauunternehmern beschäftigt. Rechtsanwalt Dr. Peter Hammacher, der viele Jahre in der Bau- und Investitionsgüterindustrie tätig war, erörtert vor allem Konflikte zwischen Baubeteiligten bei der Projektabwicklung und innerhalb der Organisationen.
Mediation lebt nicht zuletzt von dem „Perspektiven-Wechsel“, der es den Medianden ermöglicht, ihren Konflikt auch einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und sich damit neue Horizonte zur Klärung der Situation und Beilegung der Streitigkeiten zu eröffnen. Dementsprechend beschränkt sich das Buch auch nicht auf die bloße Schilderung. Die Leser werden zu den unterschiedlichen Themen-komplexen auch unterschiedliche Darstellungsformen finden, wie z.B. Interview, Erzählung, Dialog, Fallstudie. Die Autoren verbinden damit die Hoffnung, den Leser auch zu unterhalten und so auf vielfältige Weise die gleiche Botschaft zu verkünden: Streit muss sein – aber bitte fair, sach- und lösungsorientiert!

Dr. Peter Hammacher

DE, Heidelberg

Rechtsanwalt, Wirtschaftsmediator, Schiedsrichter

Dr. Peter Hammacher Rechtsanwalt, Mediation, Schiedsverfahren

Publikationen: 36

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