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Warum Unternehmen stärker in Gewerbeimmobilien investieren sollten

Während der Coronakrise haben besonders Gewerbeimmobilien stark an Wert verloren. Viele Unternehmer mussten ihre Mitarbeiter in das Homeoffice schicken, während viele Büroflächen monatelang fast komplett leer waren. Und nach mehr als einem Jahr Pandemie haben viele Mitarbeiter Gefallen am heimischen Büro gefunden. Ist die Zeit der Bürogebäude also vorbei?

2020 gab es eindeutige Sieger und Verlierer. Während Gastronomie, Tourismus, Einzelhandel und Kultur stark unter mehreren Lockdowns, Reisebeschränkungen und Ausgangssperren litten, boomte der Onlinehandel, der FinTech-Sektor und die gesamte IT-Branche. Laut einer Studie zum Immobilieninvestmentmarkt von Ernst & Young (EY) spiegelt sich die Pandemie auch im Immobiliensektor wider.

Wohnmobilen sind nach wie vor besonders in Ballungsräumen sehr beliebt und wurden von der Pandemie nicht beeinflusst. Anders sieht es bei Einzelhandelsimmobilien aus. Hier lässt sich ein leichter Rückgang bei den Investitionen verzeichnen. Selbst in Top-Lagen stagnieren die Preise. Noch schlechter sieht es bei Hotelimmobilien aus. Auch hier ist davon auszugehen, dass die Preise für Hotelimmobilien in nächster Zeit sinken werden, egal in welcher Lage sie sich befinden.

Digitalisierung war nur eine Frage der Zeit

Auch Gewerbeimmobilien befinden sich im Spannungsfeld bzw. im Umbruch der Coronakrise. Ob und inwieweit sich die lokalen Preise, wie beispielsweise der konkrete gewerbliche Immobilienwert für den Kauf oder Verkauf von Gewerbeimmobilien, verändert haben, lässt sich direkt online berechnen.

Hauptgrund hierfür ist die Digitalisierung, welche durch die Pandemie fast schon gewaltsam in jedes Unternehmen gebracht wurde. Betriebe, die schlecht vorbereitet waren, oder nicht schnell genug auf Homeoffice und standortunabhängiges Arbeiten umstellen konnten, wurden entweder in die Insolvenz getrieben oder mussten hohe Schulden aufnehmen. Wer vorher schon auf Homeoffice und hybrides Arbeiten gesetzt hat, konnte trotz Pandemie ohne größere Probleme weiter agieren.

Den Begriff Industrie 4.0, auch bekannte als vierte industrielle Revolution und Oberbegriff für Digitalisierung und Vernetzung von Systemen zur Produktion, Verwaltung und zum Vertrieb gibt es seit 2011. Seitdem hat die Industrie 4.0 viele interne Unternehmensabläufe revolutioniert. In den nächsten Jahren wäre sie allmählich in jeden Betrieb vorgerückt, um dort die Arbeitsmethoden für immer zu verändern. Durch die Pandemie wurde dieser jahrelange Prozess auf weniger als ein Jahr herunter gekürzt.

New Work statt Old School

Ob früher oder später auch neue, moderne und liberale Arbeitsweisen eingezogen wären, welche auch unter dem Oberbegriff New Work vereint werden, ist fraglich. Das Prinzip des Homeoffice war für viele alteingesessene Unternehmer bisher nur Wunschdenken junger Start-up-Hipster. Und auch Arbeitnehmer standen dem Ganzen eher kritisch gegenüber. Durch Corona hatten viele Unternehmen nun die Möglichkeit die exotische Arbeitsweise selbst auszuprobieren. Das Ergebnis ist überraschend positiv.

Laut einer Studie der Krankenkasse DAK sagen 56 % aller Beschäftigen, sie seien produktiver im Homeoffice als im Büro. Dies liegt vor allem an dem angenehmeren Arbeitsumfeld, dem Wegfallen von Fahrtwegen und der Möglichkeit flexibler zu arbeiten. Während vor der Pandemie noch rund 21 % der Befragten regelmäßig gestresst waren, waren es während der Corona-Krise nur 15 %. Der Anteil der Erwerbstätigen, die nie oder kaum gestresst waren, stieg von 48 auf 57 %. Viele der 7000 Befragte konnten durch die Arbeit im Homeoffice Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren und hätten mehr Freizeit.

Aber es gibt auch Nachteile. Mehr als die Hälfte aller Befragten klagt darüber, dass sie die klare Trennung zwischen Berufs- und Privatleben vermisst. Drei Viertel vermissen den regelmäßigen Kontakt zu Kollegen. 77 % möchten die Option zur Arbeit im Homeoffice aber auch in Zukunft behalten. Hybrides Arbeiten, also wahlweise im Büro oder zu Hause, wird in vielen Betrieben deshalb bald zur neuen Realität. Das traditionelle Großtraumbüro wird neuen, modernen Arbeitsmethoden weichen müssen. Co-Working-Spaces ohne feste Arbeitsplätze und Gleitzeit werden der zukünftige Arbeitsalltag in vielen Betrieben sein. Doch das Büro bleibt. Es verändert sich nur.

Coronapandemie war ein erfolgreicher Stresstest

Viele Unternehmen haben sich in den letzten Jahren geweigert neue Arbeitsmethoden auszuprobieren, da die alten noch immer funktionierten. Zudem wären Investitionen nötig gewesen, um New Work tatsächlich umzusetzen. Denn ohne digitale Geräte kann nicht hybrid gearbeitet werden. Auch war bisher nicht klar, ob solche Umstellungen die Produktivität überhaupt erhöhen und nicht vielleicht sogar verringern würden. Denn wenn der Arbeitnehmer mehr Freiheiten hat, warum sollte er diese nicht für mehr Freizeit nutzen?

Die Coronapandemie hat gezeigt, dass New Work funktionieren kann und dass Büros auch für Mitarbeiter attraktiv bleiben. Diese Erkenntnis war nur eine Frage der Zeit, doch sie zeigt, dass das Büro auch im digitalen Zeitalter seinen Platz hat. Kurzfristig werden die Preise für Gewerbeimmobilien also sinken, da im letzten Jahr viele Unternehmen ihre Verträge kündigten und der Markt momentan über saturiert ist. Auch gab es 2020 weniger Neugründungen von Firmen, welche Büroräume benötigt hätten.

Doch in den nächsten Monaten und Jahren werden die nun freien Gewerbeflächen wieder voll werden. Ob FinTech, Kundenberatung oder Social-Media-Management – überall werden Büros benötigt. Und da viele Unternehmen jetzt in New Work investieren, um sich auf die nächste globale Pandemie vorzubereiten und langfristig auch die Produktivität der Mitarbeiter zu steigern, ist garantiert, dass Gewerbeimmobilien auf lange Sicht eine solide Investition bleiben. Die jetzige Preisminderung sollte also als Chance gesehen werden zu investieren.