Home

Themenspecial

Weiterbildung in Pflegeberufen

Weiterbildung in Pflegeberufen

Schon vor der weltweiten Pandemie gab es einen öffentlichen Diskurs über Pflegeberufe. Zu lange Arbeitszeiten, zu wenige Urlaubstage, zu hohe psychische Belastungen und ein schlechtes Gehalt. Doch schon damals wurde der Beruf dringend benötigt, besonders in der Altenpflege. Durch Covid-19 hat sich die Situation noch verschärft: Besonders auf Intensivstationen, aber auch in der Pflege, auf Entbindungsstationen und in Privatkliniken fehlt es an Pflegefachkräften. Der Mangel an Pflegepersonal führt wiederum zu einer höheren Belastung für momentan vorhandene Pflegefachkräfte, die aufgrund dieser Gegebenheit mehr Überstunden leisten müssen. Umso mehr Menschen in Pflegeberufen tätig sind, umso angenehmer wird die Arbeit für alle Beteiligten, zumindest bis zu einer gewissen Grenze.

Neue Ausbildungsmodelle sollen Abhilfe schaffen

Auch deshalb wurden in den letzten Jahren viele Anstrengungen der Bundesregierung unternommen, Pflegeberufe attraktiver zu gestalten. 2017 wurde etwa das Pflegeberufegesetz verkündet, welches den Pflegebereich an zahlreichen Stellen verbesserte. So wurden die vielen bisher getrennten Pflegeausbildungen zusammengeführt, um so eine neue generalistische Ausbildung zu schaffen. Diese dauert zwei Jahre und kann freiwillig um ein Jahr verlängert werden, um den Berufsabschluss des Pflegefachmannes bzw. der Pflegefachfrau zu erwerben. Alternativ kann im dritten Ausbildungsjahr auch ein Abschluss in der Alten- oder Kinderkrankenpflege gewählt werden. Pflegekräfte erhalten zudem ein höheres Gehalt, müssen kein Schuldgeld mehr zahlen und können ihren Abschluss EU-weit anerkennen lassen. Zudem wurde ein Pflegestudium eingeführt, mit dem Ziel die Wissenschaft stärker in die Praxis einfließen zu lassen.

Weiterbildung wird einfacher

Durch die generalistischen Ausbildung und den einheitlicheren Abschluss wird zudem die Möglichkeit für eine Fachweiterbildung erleichtert. Diese wirbt mit zahlreichen Vorteilen für Pflegekräfte. Zudem können durch eine solche Weiterbildung Intensivpflege und Altenpflege qualitativ verbessert werden, da mehr professionelles Personal dabei helfen kann den Personalmangel in vielen Kliniken und Krankenhäusern zu entschärfen und so den Arbeitsalltag angenehmer zu gestalten. Auch können sich Pflegefachkräfte besser auf einen bestimmten Berufszweig fokussieren und dort auch aufsteigen. Die am weitesten verbreiteten Weiterbildungsvarianten sind die Fachweiterbildung zum Fachkrankenpfleger/zur Fachkrankenpflegerin für Intensivpflege und Anästhesie sowie die Fachweiterbildung zur Fachkraft für außerklinische Intensivpflege. Diese dauern meist zwei Jahre und haben einen Umfang von etwa 780 Theorie- und 1.800 Praxisstunden.

Vorteile einer Weiterbildung

Doch lohnt sich dieser Arbeitsaufwand tatsächlich? Durch eine Weiterbildung qualifiziert sich die jeweilige Pflegekraft für schwierigere und verantwortungsvollere Aufgaben. Dadurch hat sie auch Anspruch auf ein höheres Gehalt und kann einfacher im Beruf aufsteigen. Für exakte Gehaltszahlen lohnt sich ein Blick in die P-Tabelle. Dies ist die Gehaltstabelle für Beschäftigte in der Pflege im Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Ausschlaggebend ist beim Gehalt die sogenannte Entgeldgruppe. Und während Pflegekräfte mit einer abgeschlossenen Ausbildung zur Entgeldgruppe P6 oder P7 gehören, ist bei einer Weiterbildung die Gruppe P9 möglich. Je nach Bundesland kann das Gehalt zudem stark variieren. Pflegepersonal in Mecklenburg-Vorpommern verdient etwa deutlich schlechter als Pflegefachkräfte in Bremen, trotz gleicher Tätigkeit und Qualifikation. In anderen europäischen Ländern, wie der Schweiz oder Luxemburg verdienen Pfleger zudem ein ganzes Stück mehr als in Deutschland, doch die Lebenshaltungskosten sind ebenfalls höher.

Fördermöglichkeiten einer Weiterbildung

Allerdings kostet eine Fachweiterbildung Geld, welches bei dem eher geringen Gehalt einer Pflegefachkraft oftmals nicht genug vorhanden ist. Damit Arbeitsmaterialien, Bücher und Prüfungsgebühren trotzdem bezahlt werden können, gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Die offensichtlichste ist, den Arbeitgeber in die Finanzierung einzubinden. Dieser profitiert durch eine erhöhte Kompetenz des Beschäftigten, da dieser dann mehr Verantwortung übernehmen und vielseitiger eingesetzt werden kann. Theoretisch kann auch eine Vereinbarung getroffen werden, die den Beschäftigten im Gegenzug dazu verpflichtet nach der Weiterbildung noch mindestens einige Jahre in der jeweiligen Einrichtung zu arbeiten. Falls der Arbeitgeber kein Interesse hat, gibt es trotzdem weitere Optionen. So kann gegebenenfalls ein Aufstiegs-BAföG bei der Agentur für Arbeit beantragt werden. Darin sind Zuschüsse enthalten, sowie eine Übernahme der Materialkosten, Kosten für die eventuelle Kinderbetreuung und Lebenshaltungskosten. Besonders motivierte Pflegekräfte können zudem versuchen, ein Aufstiegs- oder Weiterbildungsstipendium zu erlangen, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung vergeben wird. Falls alle Bemühungen scheitern, können die eigenen Ausgaben für die Weiterbildung immerhin steuerlich abgesetzt werden.

Immer mehr Menschen wollen Pfleger werden

Wer sich für eine Fachweiterbildung im Pflegebereich interessiert, sollte also am besten ein Gespräch mit dem Arbeitgeber zu eventuellen Möglichkeiten führen. Denn durch eine Weiterbildung wird nicht nur das eigene Gehalt erhöht. Es wird auch die Option für mehr Verantwortung und Arbeit in Bereichen, die einem Spaß machen gegeben. Zudem interessieren sich mehr Menschen als je zuvor für den Beruf, was den Fachkräftemangel in nächster Zeit etwas entschärfen sollte. Laut eines Berichts der Konzertierten Aktion Pflege der Bundesregierung, fingen 2020 über 57.000 Menschen eine Pflegeausbildung an, mehr als je zuvor. Gleichzeitig sank aufgrund der Pandemie die Zahl der neuangefangenen dualen Berufsausbildungen, da weitaus weniger Berufsberatungen stattfanden. Diese Lücke kann nun von weitergebildeten Pflegekräften gefüllt werden. Durch den Zuwachs an Personal und den momentanen Rückgang der Pandemie, ist davon auszugehen, dass sich die sehr angespannte Situation im Pflegesektor in den nächsten Monaten entschärft und etwas weniger stressig für alle Beteiligten wird. Wer zudem bereit für eine Weiterbildung ist, kann viele weitere Vorteile genießen.