Lessons from the Strukturwandel in the Ruhrgebiet: Turning Northern Greece into an Industrial Champion?
Lessons from the Strukturwandel in the Ruhrgebiet: Turning Northern Greece into an Industrial Champion?

Lessons from the Strukturwandel in the Ruhrgebiet: Turning Northern Greece into an Industrial Champion?

Beitrag, Englisch, Springer Gabler

Autor: Prof. Dr. Ansgar Belke

Herausgeber / Co-Autor: Gros, Daniel; Christodoulakis, Nicos

Erscheinungsdatum: 2016

Quelle: International Economics and Economic Policy


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Im Rahmen des Projekts wird vor dem Hintergrund des im Ruhrgebiet (zumindest teilweise) erfolgreich bewältigten Strukturwandels analysiert, ob und inwieweit gegenwärtige Problemländer der Eurozone wie Griechenland, hier Nordgriechenland, insbesondere  Zentralmazedonien mit der Stadt Thessaloniki, bei der geforderten Strukturreformen und der Bewältigung ihres Strukturwandels vom Ruhrgebiet lernen können. Dort scheint der Prozess des Strukturwandels nahezu abgeschlossen. Mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen ist mittlerweile im Dienstleistungssektor beschäftigt - mit immer noch steigender Tendenz. Wenngleich aufgrund des verpassten Strukturwandels in den 1960er Jahren einige Probleme wie ein hoher Anteil bildungsferner Haushalte mit Migrationshintergrund verbleiben. Diese Studie untersucht daher die strukturellen Eigenschaften der griechischen Volkswirtschaft und Arbeitskräfte mit besonderem Schwerpunkt auf den nördlichen Regionen in Griechenland und vergleicht sie mit dem Ruhrgebiet und NRW. Zu den wichtigsten Ergebnissen zählt in erster Linie, dass es bei den Problemen (des Ruhrgebiets in den 1970er Jahren und Nordgriechenland heute) viele Ähnlichkeiten gibt. Diese schließen zum Beispiel die Qualifikationen der Arbeitnehmer ein. Es gibt aber auch erhebliche Unterschiede, insbesondere bei der Bedeutung der Industrie und verarbeitender Produktion, deren Gewicht in der lokalen Wirtschaft im Ruhrgebiet zeitweise unverhältnismäßig hoch war, aber in Griechenland ziemlich gering erscheint. Darüber hinaus scheint es, dass Griechenland zumindest in quantitativer Hinsicht große Fortschritte bei der Hochschulbildung gemacht hat. Der Anteil der Beschäftigten mit Hochschulabschluss ist in Griechenland gegenwärtig etwa der gleiche wie in Deutschland. In dieser Hinsicht war Griechenland schneller als das Ruhrgebiet. Aber die Ergebnisse in Bezug auf Produktivität und Innovation sind sehr unterschiedlich. Es bleibt abzuwarten, ob dies auf die Qualität der Hochschulbildung oder die Tatsache, dass die Universitäten in Griechenland "Kathedralen in der Wüste" darstellen, zurückzuführen ist. "Kathedralen in der Wüste" könnten sie darstellen, da es in ihrem Umkreis keine Industriebasis mit hoher Wertschöpfung gibt, die Absolventen absorbieren könnte. Das Fehlen lokaler Produktionsstandort verarbeitender Industrie wiederum könnte daran liegen, dass die mittlere Ebene in Bezug auf die Bildungsabschlüsse in Griechenland (und insbesondere im Norden des Landes) viel dünner erscheint, wo der Anteil der Arbeitskräfte ohne Abschluss der Sekundarstufe immer noch sehr groß ist. In Griechenland und vor allem in Nordgriechenland könnte das Hauptproblem somit das Fehlen gut bezahlter Arbeitsplätze in der Industrie sein, das wiederum sowohl Ursache als auch Folge einer sehr dünnen Industriestruktur darstellt. Da es wenig Industrie gibt, um diejenigen zu absorbieren, die nicht über einen Hochschulabschluss verfügen, aber solide Kompetenzen in praktischen Aufgaben aufweisen, bleibt den jungen Arbeitskräften ein „Training on the job“ vorenthalten. Aber das System der Mittelschulen in Griechenland scheint schlecht geeignet, die Art an Arbeitskräften hervorzubringen, die von einer technologisch fortschrittlichen Verarbeitenden Industrie benötigt wird. Die griechische Jugend neigt dazu, bei internationalen Prüfungen ihrer Kenntnisse in Mathematik und Naturwissenschaften unterdurchschnittlich abzuschneiden. Dieses Problem scheint nicht auf ein Fehlen von Ausgaben für Bildung im Allgemeinen zurückzuführen zu sein, sondern auf die unterdurchschnittliche Qualität des Schulsystems und seiner Verwaltung durch den Staat. Die durch diese Ergebnisse vermittelte grundlegende Botschaft ist zugleich einfach und etwas entmutigend. Wenn die Effizienz des Staates die wichtigste Einflussgröße für den Erfolg der Schulbildung darstellt, impliziert dies, dass Teilreformen im Bildungssektor nur sehr unwahrscheinlich die volkswirtschaftlichen Erträge der Ausbildung grundlegend verbessern. Viele Aspekte der öffentlichen Verwaltung müssen überholt und verbessert werden, wenn man bessere Bildungsergebnisse erzielen will. Dies erfordert im Fall Griechenlands voraussichtlich viel Zeit und einen allgemeinen Konsens. Teilreformen, die beispielsweise die Verteilung von Ressourcen durch die Einführung von mehr Wettbewerb und mehr Transparenz verbessern, können in relativ kurzer Zeit konzipiert und umgesetzt werden. Dies sollte einen positiven Einfluss haben.  Die strukturellen Probleme im griechischen Bildungssystem wurden natürlich durch die jüngsten Sparmaßnahmen („austerity“) verschärft. Mehr Aufmerksamkeit sollte die ehemals als Troika bezeichnete Institution darauf verwenden, wo das Geld ausgegeben wird, und nicht nur wie viel. Darüber hinaus könnte es jetzt für die EU und andere Institutionen an der Zeit sein, den örtlichen Behörden in Nordgriechenland dabei zu helfen, die Qualität der lokalen Schulsysteme zu verbessern und zu versuchen, die vielen Jugendlichen, die ihre Hoffnungen schonaufgegeben haben, durch ein Angebot einer qualitativ hochwertigen praxisnahen Ausbildung "zurück in die Schule" zu locken, das ihre Chancen erhöht, einen Job zu finden.

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Prof. Dr. Ansgar Belke

DE, Essen

Inhaber des Jean-Monnet Lehrstuhls VWL, insbes. Makroökonomik an der Universität Duisburg-Essen

ECB-Observer

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