Quality Sourcing in LCC

Unternehmen aus der Automobil-/ -zulieferindustrie sehen sich aufgrund gesetzlicher Bestimmungen und Kundenvorgaben mit sehr hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards konfrontiert. Zahlreiche Unternehmen haben in den vergangen Jahren feststellen müssen, dass ihre im europäischen Raum erfolgreiche und bewährte Lieferantenstrategie sich nicht einfach auf Beschaffungsmärkte wie China, Indien oder Ost-Europa übertragen lassen. Eine gewisse Ernüchterung ist in der Branche eingetreten. Hier setzt das Konzept des Quality Sourcing an. Anders als in den eingeschwungenen Lieferbeziehungen in Europa müssen LCC-Lieferanten häufig erst in eine entsprechende „Absprungbasis“ aufbauen, um den hohen technischen und zeitlichen Anforderungen konkreter Projekte gerecht zu werden. Der übliche Prozess des APQP nach der Projektvergabe greift hier zu kurz, denn die damit verbundenen Zeitvorgaben sind zu knapp, um auf der Basis flacher Lernkurven einen LCC-Lieferanten einzuphasen – vielmehr stellt es in vielen Fällen eine Überforderung von Projektleitern, Entwicklern und SQM-Mitarbeitern dar, den LCC-Lieferanten (auch) noch zu einer entsprechenden Technologieposition zu entwickeln. Entscheidend für das Quality Sourcing ist neben den Inhalten, i.S. der Durch- und Umsetzung technischer, logistischer, qualitativer Anforderungen und dem Risiko-Management, eine Entkoppelung von Lieferantensuche und -vorqualifizierung im Sinne eines „generischen“ Lieferantenentwicklungsprozesses (gLEP) von den konkreten Kundenprojekten. Dieser gLEP stellt dabei hohe Anforderungen an das crossfunktionale Zusammenwirken von Einkauf, Technologie- und Produkt-Management und generischer Entwicklung. Im Idealfall liegt dem Vorgehen ein durchgängiges Konzept zum Supplier-Technology-Management zu Grunde, das neben den LCC-Themen auch den gemeinsamen Innovationsprozess mit HCC-Lieferanten (gewissermaßen am „edge of technology“) umfasst.

Dr. Thomas Romeiser
Philip Rojan