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Warum Lebensmittel immer teurer werden

Kaffee, Butter und viele andere Lebensmittel sind in den vergangenen Monaten immer teurer geworden. Die Gründe dafür sind vielseitig und beeinflussen zahlreiche Branchen. In den nächsten Jahren könnte sich die Lage noch verschärfen.

Im letzten Jahr haben Wirtschaftswissenschaftler der Universität Hohenheim in Stuttgart den „Chili-con-Carne-Index“ entwickelt. Für diesen wurde die durchschnittliche Preisentwicklung von etwa 70 Produkten, die für das beliebte Gericht notwendig sind, seit Beginn der Pandemie analysiert und in einem Index zusammengefasst. Mitte Mai war der Index auf einem Allzeithoch von +7,5 %, fiel im Verlauf des Jahres aber auf +3 %. Denn besonders bei Obst und Gemüse, wo die Preise während der Pandemie teilweise um 15 % anstiegen, stabilisierten sich die Preise im Verlauf des letzten Jahres wieder. Doch warum waren sie zwischenzeitlich so stark angestiegen?

Lebensmittelengpässe und Nahrungsvernichtung

Als zu Beginn von Covid-19 fast die gesamte Gastronomie ihre Türen schließen musste, war das auch für die Landwirtschaft ein harter Schlag. Denn ohne die wichtigsten Abnehmer für geerntete Nahrungsmittel, lohnte es sich nicht einmal fertig gereiften Salat von den Feldern zu ernten. Und während Restaurants, Hotels, Schulen und Großverteiler im Lockdown waren, wurden Millionen Liter Milch und hunderttausende Eier pro Tag vernichtet.

Und selbst wenn ein Landwirt Abnehmer im In- oder Ausland hatte, war der Transport oftmals zu teuer. Viele Logistikunternehmen hatten ihre Kapazitäten stark zurückgefahren, wodurch die Transportkosten stark anstiegen. Denn was bringen die modernsten selbstfahrende LKW und beste Regale aus Metall, wenn die LKW nur Leerfahrten tätigen und die Regale leer stehen? In einigen Ländern wie den USA kam es auch deshalb zu paradoxen Situationen, wo zahlreiche Bedürftige aber auch neu hinzugekommene Arbeitslose an Essenstafeln für Lebensmittel anstanden, während anderswo im Land tonnenweise Nahrung vernichtet wurde.

Um die massigen Verluste durch nicht vorhandene Gastronomieumsätze auszugleichen, wurden Lebensmittel in Supermärkten teurer. Zudem gab es aufgrund der globalen Umstände weniger billiger importierte Lebensmittel zu kaufen, was den Durchschnittspreis erneut erhöhte. Als sich die internationalen Lieferketten langsam wieder erholten, stabilisierten sich im Sommer auch die Preise von vielen Produkten. Dennoch sind einige Lebensmittel noch immer teuer und steigen teilweise sogar weiter im Preis. Woran liegt das?

Klimawandel macht sich in der Wirtschaft bemerkbar

Extreme Wetterereignisse gibt es jedes Jahr, jedoch treten werden sie durch die globale Erwärmung immer häufiger auf. In Brasilien fiel zwischen Januar und April so wenig Regen wie noch nie zu dieser Jahreszeit. Dies macht sich besonders im Kaffeepreis bemerkbar, da ganz Südamerika von der Dürre betroffen ist und eines der Hauptexportprodukte des Kontinentes Kaffeebohnen sind. In Kanada wird so wenig Weizen geerntet, wie nie zuvor und in den USA verdorren die Haferfelder. Auch in Asien fehlt es an Regen, wodurch Futter für die Schweinehaltung fehlt. Dadurch muss China Schweinefleisch importieren, wodurch dieses anderswo teurer wird.  Gleichzeitig startet die Südhalbkugel der Erde langsam in den Winter und schon jetzt sind einige Nächte so kalt, dass Pflanzen erfrieren.

Das extreme Wetter führt dazu, dass viele Nahrungsmittel seit Sommer um einiges teurer geworden sind. Auf dem Mercantile Exchange in Chicago, wo die Weltmarktpreise für landwirtschaftliche Produkte festgelegt werden, ist Arabica-Kaffee seit Sommer letzten Jahres um 60 % teurer geworden. Doch auch Getreide, Mais, Sojabohnen und Zucker sind teilweise um mehr als die Hälfte gestiegen. Viele Produkte könnten in den nächsten Jahren noch teurer werden, wenn weiterhin etliche Ernten aufgrund von Wettererscheinungen ausfallen.

Umweltschutz treibt Preise hoch

Um starke Wetterschwankungen in Zukunft zu vermeiden, werden weltweit umweltschützenden Maßnahmen umgesetzt, um so die globale Erwärmung zu begrenzen. Besonders die Verringerung von CO2-Emissionen steht im Vordergrund der Bemühungen. So hat die Einführung einer CO2-Steuer in vielen Ländern zu einer Erhöhung der Energie und Kraftstoffpreise geführt. Um für die höheren Ausgaben zu kompensieren haben daher viele Unternehmen die Kosten ihrer Produkte erhöht. Da die Transportkosten für In- und Exporte aufgrund teurerer Ölpreise stark angestiegen sind, kosten besonders Produkte, welche mit importierten Materialien hergestellt werden (beispielsweise gemahlener Kaffee) mittlerweile weitaus mehr als Anfang 2020. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen große Investitionen in erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit aber auch Digitalisierung tätigen müssen, wodurch Produktpreise weiter steigen.

Viele Gründe für Preisanstieg

Die zahlreichen Faktoren, welche für den Anstieg des Lebensmittelpreises verantwortlich sind, werden überwiegend bleiben und den Preis sogar teilweise weiter erhöhen. Denn auch wenn die Corona-Krise von heute auf morgen vollständig verschwinden würde, bleiben Umweltschutz und Nachhaltigkeit weiterhin ein wichtiges, aber auch teures Thema für Industrie und Wirtschaft. Jedoch müssen Investitionen getätigt werden, um noch extreme künftige Wetterereignisse zu verhindern und im Notfall besser auf diese vorbereitet zu sein.