Alterssicherung in der Türkei:

Das türkische Alterssicherungssystem gehört zu den weltweit wenigen umlagefinanzierten Systemen, welches bis dato noch auf einer jungen Bevölkerung aufbaut: Rund zwei Drittel der rund 70 Millionen Einwohner der Türkei sind jünger als 35 Jahre – gleichwohl jedoch mit zunehmendem Trend zur Überalterung, bedingt durch die seit Jahren rückläufigen Geburtenraten. Trotz dieser demografisch günstigen Ausgangssituation ist das Aktiv-Passiv-Verhältnis empfindlich gestört. Die Beiträge der arbeitenden Generation reichen nicht mehr aus, um die Ausgaben der Rentenversicherung zu finanzieren. Finanziell betrachtet führt dies jährlich zu steigenden Transferzahlungen aus dem Staatshaushalt in die Sozialkassen zwecks Defizitdeckung in Milliardenhöhe. Der Defizitabbau, mit dem Ziel den Staatshaushalt langfristig von den Transferzahlungen zu entlasten, hat aus Sicht der gegenwärtigen türkischen Regierung (AKP) oberste Priorität. Nicht zuletzt, weil der Internationale Währungsfonds (IWF) die dringend benötigten Kredite an die Türkei nur für den Fall gewährt, wenn Ankara im Gegenzug tiefgreifende Strukturreformen im sozialen Sektor in die Wege leitet. Die aktuelle Rentenreform (als Teil dieses Projekts) zielt daher vor allem darauf ab, die Architektur der Alterssicherung an veränderte ökonomische und politische Rahmenbedingungen anzupassen und zugleich für den sich abzeichnenden demografischen Wandel vorzubereiten. Der Beitrag stellt das System der Alterssicherung der Türkei mit seinen Grundlagen, Defiziten und Reformoptionen dar.

Quelle: Askin, Basri (2006): Alterssicherung in der Türkei: Grundlagen, Strukturen, Reformperspektiven – Beitrag anlässlich der Arbeitstagung der Deutschen Rentenversicherung Bund zur „Alterssicherung im internationalen Vergleich“ vom 19.10.2005 bis 21.10.2005 in Erkner – in: Deutsche Rentenversicherung, Heft 1, 61. Jhrg., Berlin 2006.