Interview, Deutsch, 3 Seiten, M Publication
Angeblich sei es nicht nur luststeigernd, sondern auch gesund für Männer, eine weibliche Brust oder ihre Abbildung zu betrachten. Tatsache ist, man kann sich kaum noch bewegen, ohne Abbildungen weiblicher Brüste zu begegnen. Nacktheit, Sex und Porno sind Alltag. Im Fernsehen beobachtet man ehemalige Pornodarsteller beim Versuch, seriöse, „jugendfreie» Schauspieler zu werden. Mancher Pornostar fühlt sich berufen, in die Politik zu gehen. Die Werbung bedient sich zunehmend der Pornoästhetik. Fotografen wie Terry Richardson oder Tony Ward haben den Models die Angst vor dem Pickel am Hintern genommen, indem sie Pickel und „close-ups« ästhetisierten.
Das Modelabel Sisley stellte Richardson als Hausfotografen ein und wirbt nun in Fußgängerzonen mit verschwitzten und verrutschten Höschen oder schlüpfrigen Großaufnahmen von Körperflüssigkeiten auf Sisley-Stoffen. Der Versuch, mit pornoinspirierter Fotografie für Schocks zu sorgen, kann auch in die Hose gehen. Das „Herrenmagazin» GQ druckte Arbeiten des Künstlers Thomas Ruff, für die er Pornobildchen aus dem Internet künstlich verfremdete. Der
Presse-Grosso-Anwalt Dr. Auer fand Ruffs Fotostrecke zu freizügig und ließ Deutschlands Grossisten die angeblich heiklen Stellen „mit Filzschreibern und Aufklebern« schwärzen.
Was ist an der Fotografie primärer Geschlechtsorgane heikel? Wo beginnt Pornografie, wo sind die Grenzen zur Kunst? Fragen an den Hamburger Medienanwalt Jens Olaf Brelle.
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