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Ist die Naturkosmetik noch eine interessante Investition? 

Naturkosmetik war in den vergangenen Jahren von einem großen Wachstum getrieben. Sie hat es längst aus der Nische einiger Ökos in eine breite Bevölkerungsschicht geschafft. Jetzt scheint die Entwicklung jedoch einen Dämpfer zu erhalten. Lohnen sich noch Investitionen in diese Sparte? 

Lange zunehmendes Interesse der Verbraucher

Die Entwicklung von Naturkosmetik ist eine Erfolgsgeschichte. Allein in den Jahren 2012 bis 2021 konnte der Umsatz um 72 Prozent auf 1,48 Milliarden Euro gesteigert werden. Die Produkte haben längst den Weg aus dem Reformhaus in den normalen Supermarkt und in die Discounter geschafft. Inzwischen verkaufen sich die Produkte auch online recht gut. 

 

 


Trotzdem bleibt der Anteil an allen Kosmetikprodukten mit knapp 11 Prozent recht überschaubar. 2022 gab es in der Branche nicht viel zu feiern. Der Umsatz sank um gut drei Prozent auf 1,43 Milliarden Euro. Dies überrascht auf den ersten Blick, weil Marktforscher weiterhin ein steigendes Interesse der Kunden erwarten. Für die Wachstumsdelle sehen die Experten nachvollziehbare Gründe.

 

 

Die gesamtwirtschaftliche Situation beeinflusst die Entscheidungen der Verbraucher

Die hohe Inflation hat die Prioritäten der Kunden verschoben. Essen, Strom und Heizen sind deutlich teurer geworden. Der Wechsel zu günstigeren Alternativen ist insbesondere im Bereich Energie schwierig. Dies erklärt, dass Menschen bei anderen Ausgaben sparen müssen. Untersuchungen haben ergeben, dass der Umsatzrückgang nicht am nachlassenden Interesse an den Produkten der Naturkosmetik liegt. Viel mehr sind die Kunden preisbewusster geworden. 

Sie kaufen seltener ein Markenprodukt und greifen stattdessen zu den Eigenmarken der Discounter. Neue Kunden hat die Branche 2022 allerdings nicht gewonnen. Ein Nachteil könnte die Intransparenz sein. Trendforscher kritisieren, dass die Verbraucher einen sehr unübersichtlichen Markt vorfinden. Während die Lebensmittelindustrie inzwischen klare Regelnfür die Bezeichnung „Bio“ besitzt, fehlt diese Orientierung in der Naturkosmetik.

Unterschiedliche Bilanzen

Die Bilanzen der Unternehmen aus der Branche zeigen nicht alle den gleichen Trend. Während Internet-Händler mit Naturkosmetik Shop weiterhin wachsen, ist dies bei klassischen Naturkosmetikhändlern nicht überall der Fall. So musste die Weleda AG 2022 einen Umsatzrückgang von 2,6 Prozent hinnehmen. Neben der gesamtwirtschaftlichen Lage sei eine Umstrukturierung des französischen Standorts für die schlechteren Zahlen verantwortlich. Der Umsatz in der Naturkosmetik brach sogar um fünf Prozent ein. Für 2023 blieb das Unternehmen vorsichtig und verzichtete auf einen konkreten Ausblick.

Einen Rekordgewinn meldete dagegen der französische Naturkosmetik-Hersteller L’Occitane, der allerdings sein Geschäftsjahr 2022 schon am 31. März 2022 beendete. Der Umsatz stieg um 16 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Haupttreiber war der Onlineverkauf, der um 40 Prozent zunahm. Ob diese Tendenz auch im am 1. April 2022 begonnenen Geschäftsjahr 2023 anhielt, lässt sich aufgrund fehlender Daten nicht beurteilen.

Weitere Investitionen geplant

Wirklich düster ist die Stimmung in der Branche nicht. Die Unternehmen wollen auch in den kommenden Jahren hohe Investitionen tätigen. Ein Hauptaugenmerk liegt in der Entwicklung neuer Produkte und im Ausbau von Marktanteilen. Die Trendforschung gibt den Investoren recht.

Die Verbraucher achten immer mehr auf Nachhaltigkeit und wollen wissen, welche Inhaltsstoffe in den Kosmetika enthalten sind. Entsprechend zuversichtlich sind Marktbeobachter, dass sich die Branche in den kommenden Jahren aus der Umsatzdelle befreit. Sie rechnen schon 2023 mit einem Wachstum. Bis 2027 soll es bei über fünf Prozent pro Jahr liegen. 

Fazit

Die besondere wirtschaftliche Situation durch die Inflation hat in den Unternehmen aus der Naturkosmetik die Stimmung ein wenig getrübt. Die zunehmende Fokussierung der Verbraucher auf Nachhaltigkeit dürfte die Nachfrage nach natürlichen Produkten in Zukunft wieder stärken. Es bleibt anzunehmen, dass die Schwäche der Branche im Jahr 2022 ein vorübergehendes Phänomen bleiben.