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Krank als Freelancer und Solo-Selbstständiger – und jetzt?


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Krank und deshalb arbeitsunfähig zu werden, betrifft Arbeitnehmer ebenso wie Selbstständige – und jeden anderen Menschen. Wer nicht nur eine Firma leitet, sondern selbst sein einziger Mitarbeiter ist, der hat im Arbeitsunfähigkeitsfall oft ein Problem. Dann nämlich läuft unternehmerisch zunächst einmal nichts mehr.

Angesichts dessen gehört es unter vielen Freelancern und Solo-Selbstständigen zum Alltag, sich noch mit Leiden auf die Arbeit zu schleppen, bei denen sie eigentlich das Bett hüten sollten. Dabei ist das nicht einmal unternehmerisch sinnvoll. Denn wer krank ist, ist deutlich weniger leistungsfähig, dafür aber anfälliger für Fehler.

Außerdem gibt es bei vielen Leiden schlicht keine Option, es dennoch irgendwie auf der Arbeit zu probieren. Wer etwa mit einem Trümmerbruch im Krankenhaus liegt, kann nicht arbeiten. Überdies benötigen viele Krankheiten ein vollständiges Auskurieren, wenn sie nicht zum Dauerproblem werden sollen. Eine vermeintlich simple verschleppte Grippe beispielsweise beschädigt alljährlich bei zigtausenden Deutschen (aller Altersstufen!) das Herz unreparierbar. 

Wer krank ist, ist krank. Das sollte also auch bei Freelancern und Solo-Selbstständigen bei allem Verständnis für geschäftliche Notwendigkeiten 1:1 gelten. Doch wie lässt sich das mit dem Business und den ausbleibenden Einnahmen sinnvoll vereinbaren?

Eine Krankenversicherung ist Pflicht

Wie lange eine Krankheit andauert, hängt nicht nur mit dem eigenen Verhalten zusammen, sondern ebenso mit der Qualität der Behandlung. Das heißt, Selbstständige tun gut daran, sich eine Basis zu schaffen, die es ermöglicht, für alle möglichen Leiden immer die schnellste, beste, nachhaltigste Behandlung zu bekommen. 

Diesbezüglich ist die GKV, in der viele Selbstständige weiterhin sind, die generell schlechtere Wahl. Denn hierhinter steht ein Leistungsprinzip, das nach dem Grundsatz der Kosteneffizienz arbeitet, nicht Leistungsmaximierung. Anders formuliert: Kassenpatienten bekommen seltener die medizinisch bestmögliche Behandlung.

Wer über eine Private Krankenversicherung versichert ist, hat automatisch Anspruch auf die schnellste, bestmögliche Leistung. Das ist nicht nur in Sachen Heilungsgeschwindigkeit wichtig, sondern zudem bezogen auf die volle Wiederherstellung von Funktionsfähigkeiten. Eine solche Versicherung ist deshalb generell eine gute Basis, um geringstmögliche Auswirkungen einer Arbeitsunfähigkeit auf das eigene Business zu garantieren.

Bei Krankheit müssen weiterhin Gelder fließen

Nicht jedes Unternehmen ist auf eine Weise aufgestellt, durch die tagtägliche Einnahmen hereinkommen. Viele Selbstständige und Freelancer arbeiten auf eine Weise, bei der seltener, dafür größere Summen durch die Kunden bezahlt werden. Prinzipiell ist eine solche Vorgehensweise gut. Zwar wird im Krankheitsfall nicht gearbeitet, wenigstens aber gibt es die Aussicht darauf, dass Rechnungen bezahlt werden, die fest vereinbart wurden oder deren Arbeitsleistung bereits vor der Krankheit erbracht wurde.

Zwar lassen sich damit einige Krankheitstage überbrücken, gänzlich allein darauf verlassen sollte sich jedoch niemand. Jeder Solo-Selbstständige und Freelancer sollte eine Absicherung besitzen, die das Fließen weiterer Geldmittel garantiert, ganz gleich wie lange die Krankheit dauert.

Erneut haben hierbei gesetzlich Versicherte das Nachsehen. Erst, wenn sie eine Wahlerklärung bei der Kasse abgegeben haben, bekommen sie ein Krankengeld – allerdings erst ab dem 43. Krankschreibungstag. Da jedoch schon bedeutend früher Geld fließen muss, ist ein zusätzlicher Wahltarif nötig, der die GKV-Zahlungen nochmals verteuert.

Die deutlich bessere Methode ist eine private Krankentagegeldversicherung. Hierbei lassen sich variable und deshalb deutlich frühere Leistungsbeginne vereinbaren. Zudem kann das Krankentagegeld häufig als Paket zusammen mit der PKV gebucht werden.

Was die Höhe anbelangt, so sollte das Krankentagegeld mindestens 2/3 eines normalen Tagesverdiensts betragen. Weniger sollte es nicht sein. Überdies gilt hier besonders die Grundregel: Bitte nicht an der falschen Stelle sparen. Selbst der Gesündeste kann durch einen Unfall rasch und wochenlang ausfallen. 

Nicht zögern, sondern zum Arzt

Gerade bei leichteren Krankheiten tendieren wir alle wohl dazu, erst einmal ein paar Tage verstreichen zu lassen, um zu sehen, ob der Körper es selbst schafft. Freelancer und Solo-Selbstständige können sich allerdings nicht den Luxus einer solchen Denkweise leisten. Sie sollten grundsätzlich den Arzt aufsuchen. Andernfalls besteht immer das Risiko, dass eine Krankheit länger dauert, als es unbedingt nötig wäre, oder sich sogar verschlimmert, weil sie nicht richtig angesprochen wurde.

Der Arzt muss bestätigen und die Kunden es wissen.

Der Wecker klingelt und man spürt es sofort: Der Kopf dröhnt und die Glieder schmerzen. Selbstständige haben in diesem Fall einen Vorteil: Sie müssen sich bei niemandem krankmelden, sondern können gleich wieder die Augen schließen.

Dabei allerdings handelt es sich um einen verführerischen Vorteil. Denn 

  1. muss ein Arzt sofort die Arbeitsunfähigkeit bescheinigen, damit beispielsweise die Karenzzeit des Krankentagegeldes greift.
  2. müssen Kunden über mögliche Verzögerungen informiert werden – und zwar möglichst genau.

Noch am ersten Krankheitstag sollten deshalb Selbstständige bei ihrem Hausarzt vorstellig werden, um eine Krankmeldung und einen ungefähren Überblick über die Krankheitsdauer zu bekommen. Zudem sollten die Kunden wenigstens per Mail kontaktiert werden.


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Allerdings ist dies nur eine Methode für herkömmliche Krankheiten. Wenn wir hingegen von Unfällen und ähnlichen Herausforderungen sprechen, durch die Selbstständige selbst keine Handlungen mehr durchführen können (etwa bei einem Autounfall oder einer Notoperation), dann muss der Kundenkontakt auf anderem Weg hergestellt werden.

Hierzu bietet es sich an, im Vorfeld den Partner, ein enges Familienmitglied oder einen guten Freund hinzuzuziehen. Dieser Mensch muss nur wissen, wen er kontaktieren soll. Das lässt sich über eine regelmäßig aktualisierte Liste aller Kunden bewerkstelligen.

Wichtig ist das Wissen der Kunden: Ihr Geschäftspartner fällt aus dringenden medizinischen Gründen aus – letzteres muss unbedingt unterstrichen werden. In diesem Fall sind typischerweise keine längerdauernden Probleme zu befürchten.  

Schonen und auf den Arzt hören

Wer im Bett liegt, um zu gesunden, der kommt besonders als Selbstständiger mitunter rasch in Versuchung: Der PC ließe sich ja noch bedienen…

Derartiges sollte man jedoch unbedingt unterlassen. Wenn der Arzt Erholung anordnet, dann meint er damit echte Erholung und keine Computerarbeit vom Krankenlager aus. Erneut geht es bei dieser Form der Patient-Arzt-Kooperation nur um eines: So schnell wie möglich vollständig zu gesunden, um sich wieder dem Business widmen zu können.

Das benötigt nicht weniger Disziplin als das alleinige Führen eines Unternehmens ohne Angestellte. Doch wer das tut, kann wenigstens sicher sein, diese Disziplin zu besitzen.