BERCHING. Auf die Frage: "Was machen Sie beruflich?" antwortet Hermann
Raschick gerne "lebenslänglich Vertrieb". Der gebürtige Niederbayer hat eine
Leidenschaft: verkaufen, verkaufen und nochmals verkaufen. Diese Passion
zieht sich durch seine ganze Vita. Nach einer betriebswirtschaftlichen
Ausbildung in Belgien baute der gelernte Augenoptiker aus dem Landkreis
Rottal-Inn den Vertrieb für mehrere namhafte Unternehmen auf - darunter für
eine Rodenstock-Tochter und für die Wirtschaftsnachrichtenagentur Reuters.
Raschick (Jahrgang 1955) hatte sein "eigenes Ding" schon immer im
Hinterkopf. Doch er wusste, dass er vor einer Existenzgründung erst einmal
möglichst viele Erfahrungen sammeln musste, die er dann als Berater
weitergeben kann. 1996 gründete der Spezialist für Verkauf und Vertrieb in
Berching (Kreis Neumarkt) die Firma "SALES-EXPERTS". Den englischen Namen
hat Hermann Raschick bewusst gewählt. "Es gibt keine Ausbildung für
Vertriebler", sagt er, "keine Lehre, kein Diplom und keinen Abschluss".
Darüber hinaus habe die Bezeichnung "Verkäufer" bzw. "Vertreter" in
Deutschland ein schlechtes Image.
Es gibt vier Geschäftsfelder: die "Erfolgsberatung" (die Fragestellung
lautet: "Wie kann ich mehr Umsatz machen?"), die Weiterbildung, die
Personal- und die inzwischen in der eigenen Firma Ixponet (Kemnath)
ausgegliederte IT-Beratung mit 15 Mitarbeitern. Raschick: "Wenn eine Firma
erfolgreicher wird, steigt auch die Motivation der Mitarbeiter." Der Berater
ist überzeugt, dass die Menschen der Dreh- und Angelpunkt in einem
Unternehmen sind. Ihnen müsse viel mehr Beachtung geschenkt werden. Die
Kernfrage laute: "Wie präpariere ich die Leute, dass sie mehr erreichen, wie
mache ich sie erfolgreich?" Es genüge aber nicht, einem Mitarbeiter zu
sagen: "Du musst mehr verkaufen." Man müsse ihm auch zeigen, wie er das
praktisch machen kann, ihn anleiten. Im übrigen gebe es "nichts Billigeres
als Anerkennung".
Die Firmenberatung des Wahl-Berchingers hat keinen Seminar- sondern vielmehr
einen Workshop-Charakter. Raschick hält wenig von selbst ernannten
Trainer-Gurus, die allgemeine Weisheiten verkünden.
"Tschaka-Veranstaltungen" mit viel Brimborium lehnt er ab. Er legt Wert
darauf, dass seine Schulungen individuell auf die Bedürfnisse und
Eigenheiten der Teilnehmer zugeschnitten sind. Seine Kunden (Unternehmen aus
ganz Deutschland und der Schweiz) gewinnt der Berater durch
Mund-zu-Mund-Propaganda, er akquiriert sie aber auch selbst. Die
"Aktiv-Akquise" sei in seinem Metier ein Muss, sagt Raschick. "Wenn ich den
Leuten erzählen will, wie man verkauft, muss ich im Wandel der Zeit meine
eigenen Erfahrungen machen."
Die Klientel, die inzwischen sieben " SALES-EXPERTS " betreuen, stammt vor
allem aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie aus dem IT-Bereich. Dabei
handelt es sich vorwiegend um Unternehmen mit erklärungsbedürftigen
Produkten und Dienstleistungen.
Firmen profitierten vom geschulten "Blick von außen". Raschick: "Ich bleibe
nicht lange genug, um den Abstand zu verlieren, das heißt ich habe weder
eine Betriebs- noch eine Branchenbrille auf." Bei seiner Tätigkeit hat er
beobachtet, dass es in den Unternehmen häufig an der Effektivität hapert.
Fehler würden häufig bei der Kommunikation gemacht. "Da werden lange E-Mails
verschickt, deren Inhalt der Adressat gar nicht oder falsch versteht und
deren Botschaft erst auf Nachfrage geklärt werden kann." Defizite gebe es
oft auch beim "Vertrieb innerhalb des Unternehmens", es mangle am Verkauf
gemeinsamer Ziele an die Mitarbeiter.
Der Vertriebsprofi will Problemlösungen präsentieren und das Potenzial des
Einzelnen fördern, ohne dabei seine Persönlichkeit zu verbiegen. Ein
wichtiges Vehikel sind für ihn vertrauensbildende Maßnahmen. Das Konzept
scheint aufzugehen. Der Umsatz der Verkaufsexperten ist seit der
Firmengründung kontinuierlich gewachsen - und das unabhängig von der
Konjunkturentwicklung. "Außerdem schreiben wir schwarze Zahlen", betont der Unternehmenschef.