Home

Themenspecial

Oft unterschätzt: Die generalisierte Angststörung

Viele Menschen, die jeden Tag gegen eine irrationale Furcht kämpfen müssen, leiden unter einer generalisierten Angststörung. Wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt, haben die Betroffenen nicht Angst vor einem bestimmten Szenario, sondern vor vielen möglichen Ereignissen, die „eventuell, irgendwann passieren könnten“. 

Die gefürchteten Ereignisse sind in der Regel zwar durchaus möglich, aber wenig wahrscheinlich.  Und genau das unterscheidet Menschen mit einer Angststörung von Menschen, die Eventualitäten realistischer einschätzen können. 

Das Leben mit einer Angststörung kann sehr belastend sein und die Betroffenen in ihrem Alltag nachhaltig einschränken. Je nach Ausprägung der Angsterkrankung drehen sich die Gedanken der Personen zu einem Großteil des Tages darum, welche „worst case“ Szenarien eintreten könnten. 

Oft hilft hier nur noch eine Therapie. 

Übermäßige Angst kann auch körperliche Folgen haben

Viele Menschen, die unter einer Angsterkrankung leiden, bemerken im Laufe der Zeit auch psychosomatische Störungen bei sich. Das bedeutet, dass Angststörungen und weitere Erkrankungen, wie beispielsweise Depressionen oder körperliche Schmerzen, nahe beieinander liegen können. 

Anfangs äußert sich dies oft durch Symptome, wie zum Beispiel:

  • übermäßigem Schwitzen
  • einer erhöhten Herzfrequenz
  • einem erhöhten Blutdruck
  • Zittern
  • Magen-Darm-Beschwerden.

Zahlreichen Betroffenen fällt es in diesem Stadium dann schwer, sich vorzustellen, dass die Ursache ihrer Probleme tatsächlich im seelischen Bereich liegen könnte. Daher verwundert es übrigens auch nicht, weshalb die generalisierte Angststörung so eng mit der Hypochondrie „verwandt“ ist. 

Die Betroffenen vereinbaren oft einen Arzttermin nach dem anderen und müssen immer wieder feststellen, dass keine körperlichen Gründe für ihre Beschwerden gefunden werden können. 

Wie äußert sich eine generalisierte Angststörung? 

Vorweg: Jede Erkrankung verläuft individuell. Daher ist es schlicht nicht möglich, von einem „standardisierten Verlauf“ zu sprechen. 

Manche Patienten haben das Gefühl, „vor allem“ Angst zu haben. Andere werden von finanziellen Exostenzängsten geplagt und wieder andere befürchten, unter einer unheilbaren Krankheit zu leiden. 

Charakteristisch für die generalisierte Angststörung ist jedoch, dass:

  • sich die Patienten nicht gleichzeitig auf mehrere Ängste „konzentrieren“ können. (In manchen Phasen überwiegt die Angst, krank zu sein. Manchmal fürchten sich die Betroffenen davor, ihre Rechnungen nicht mehr zahlen zu können. Oft ist es aber auch die panische Angst um die Lieben, die dafür sorgt, dass der Alltag der Menschen mit Angsterkrankung deutlich eingeschränkt wird.) 
  • es in der Regel nicht möglich ist, sich selbst zu heilen – auch wenn viele Betroffene (gerade im Anfangsstadium) der Meinung sind, selbst mit dem Problem fertig zu werden. 
  • sie nicht angeboren ist, sondern durch einen bestimmten Vorfall ausgelöst wurde
  • sie oft mit Suchterkrankungen und Zwängen einhergeht  
  • Menschen, die unter einer Angststörung leiden, diese unter gewissen Voraussetzungen auch an ihren Nachwuchs weitergeben können. Eltern, die oft Angst um ihre Kinder haben, vermitteln diesen oft (und unbewusst) die Botschaft, die Welt sei schlecht und sie seien nicht dazu in der Lage, sich vor Gefahren zu schützen. 

Wer die Vermutung hat, selbst unter einer Angsterkrankung zu leiden, sollte nicht zögern und sich stattdessen mit seinem Problem und seinen Beschwerden an den Hausarzt wenden. Dieser ist die erste Anlaufstelle und wird bei Bedarf zu einem Psychologen überweisen bzw. raten. 

Was hilft gegen Angsterkrankungen? 

Neben der generalisierten Angststörung gibt es noch viele weitere Arten von Angsterkrankungen. Die meisten haben jedoch gemeinsam, dass sie sich ab einer bestimmten Ausprägung nur schwer (oder gar nicht) ohne professionelle Hilfe bekämpfen lassen. 

Leider werden Angsterkrankungen in der heutigen Zeit immer noch stark unterschätzt. Menschen, die nicht selbst betroffen sind, haben oftmals Probleme damit, dieses Krankheitsbild nachempfinden zu können. Hinzu kommt, dass sich viele Patienten schlicht nicht trauen, mit ihrem Umfeld über ihr Problem zu sprechen. Sie behalten ihr Leiden für sich und riskieren so, dass die Krankheit immer mehr in ihren Alltag eindringt. 

In den meisten Fällen wird zur Bekämpfung von Angsterkrankungen zu einer Psychotherapie geraten. Oft handelt es sich hierbei um eine Gesprächstherapie. In einigen Fällen kommen aber auch Medikamente zum Einsatz. 

Bevor jedoch mit der Behandlung einer Angsterkrankung begonnen wird, ist es wichtig, etwaige körperliche Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Sollte sich zeigen, dass in physischer Hinsicht alles in Ordnung ist, ist es an der Zeit, sich der Seele zu widmen. Statistiken zufolge ist die Anzahl an Arbeitsunfähigkeitstagen in der Zeit zwischen 2010 und 2020 gestiegen. Erschreckenderweise setzen sich viele Menschen so lange unter Druck, bis ihnen Körper UND Geist irgendwann signalisieren, dass es eine mehr oder weniger lange Auszeit braucht.