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Überweisung in Echtzeit: Stiftung Warentest prüft Bezahlsystem

Mit der Weiterentwicklung des modernen E-Commerce sind Bezahlsysteme im Internet stärker in den Fokus gerückt. Vor allem sicher sollen sie sein, aber auch komfortabel und schnell. Der Zeitfaktor bei Finanztransaktionen im Internet ist zu einem wesentlichen Faktor geworden. Hier haben private Zahlungsdienstleister wie PayPal oder Klarna eine wichtige Schlüsselfunktion übernommen, denn sie schließen die Lücke zwischen Anbieter und Käufer durch ein Zahlungsversprechen, das mit einer Barzahlung vergleichbar ist. 

Inzwischen haben auch Banken ihren Service ausgebaut. Mit der Überweisung in Echtzeit ist ein Bezahlsystem im Bankenwesen implementiert worden, das den Abläufen im modernen E-Commerce an einigen Stellen besser entspricht als etablierte Varianten. Stiftung Warentest hat die neue Zahlungsmöglichkeit unter die Lupe genommen und hilfreiche Informationen für Verbraucher zusammengestellt. 

 

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Überweisung in Echtzeit und Sofortüberweisung sind nicht dasselbe

Im Alltag wird die Überweisung in Echtzeit nicht selten synonym mit der Sofortüberweisung gebraucht. Das ist faktisch nicht richtig, denn beide Bezahlsysteme werden von unterschiedlichen Anbietern unterstützt und unterscheiden sich auch in den Abläufen. Während die Überweisung in Echtzeit ein Service einzelner Banken ist, wird die Sofortüberweisung von einem privaten Dienstleister zur Verfügung gestellt. Wer also beispielsweise im Online Casino Sofortüberweisung wählt, nutzt für die Bezahlung nicht die Überweisung in Echtzeit einer Bank, sondern die Dienstleistung des Privatunternehmens Sofort GmbH. 

Sofortüberweisung hat sich schon länger im E-Commerce etabliert. Die Sofort GmbH, ursprünglich PayNet AG, wurde 2006 gegründet und hat durch die Option der Sofortüberweisung dem Zahlungsverkehr im Internet eine neue Komponente hinzugefügt. Seitdem ist der charakteristische orangene Button mit dem bekannten Schriftzug in vielen Online-Shops angekommen. 2014 hat sich die Sofort GmbH der schwedischen Klarna Group angeschlossen. Um die Kooperation visuell zu verdeutlichen, ist die Option „Sofortüberweisung“ seitdem in den typischen Klarnafarben Rosa und Schwarz dargestellt. 

Das Bezahlsystem, das hinter Sofortüberweisung steckt, unterscheidet sich grundsätzlich von der Überweisung in Echtzeit, die Banken anbieten. Es handelt sich um eine Form der Vorkasse, bei der der Zahlungsdienstleister als Vermittler zwischen Käufer und Verkäufer tritt und eine Zahlungsbestätigung übermittelt. Der Kunde autorisiert den Zahlungsdienstleister zum Zugriff auf sein Bankkonto und die Abwicklung der Zahlung erfolgt in zwei Schritten: Vom Kunden zum Zahlungsdienstleister und von diesem zum Verkäufer. Dieses Prinzip hat nach datenschutzrechtlichen Aspekten Kritik hervorgerufen. Um Sofortüberweisung nutzen zu können, muss der Verbraucher sensible Zahlungsinformationen an einen Dritten übermitteln. Der Verkaufsprozess involviert also eine zusätzliche Partei, über die neue Sicherheitsrisiken auftreten können. 

Im Rahmen der Richtlinien zum einheitlichen Zahlungsverkehr innerhalb der EU entschied der BGH in einem Urteil vom 06. Oktober 2017, dass Sofortüberweisung vor diesem Hintergrund nicht als einziges unentgeltliches Bezahlsystem angeboten werden darf. 

 

So funktioniert die Überweisung in Echtzeit 

Mit der Überweisung in Echtzeit haben einige Banken ein Bezahlsystem implementiert, das den Anforderungen des modernen E-Commerce entspricht. Das System, das von einigen Banken auch als „Instant Pay“ bezeichnet wird, funktioniert nach denselben Prinzipien wie eine klassische Online-Überweisung. Der wichtige Unterschied besteht darin, dass die Zahlung nahezu ohne Zeitverzögerung beim Empfänger verbucht wird. 

Um die Überweisung in Echtzeit zu nutzen, loggen sich Bankkunden wie gewohnt beim Online-Banking ihres Anbieters ein und geben alle relevanten Zahlungsinformationen in die Überweisungsmaske ein. Anschließend wählen sie die Option „Echtzeitüberweisung“ und bestätigen die Transaktion mit einer gültigen TAN. Eine zusätzliche Authentifizierung oder die Weitergabe der persönlichen Online-Banking-Daten an Dritte ist hierbei nicht erforderlich. 

Ist der Überweisungsauftrag abgeschickt und bei der Bank eingegangen, wird die Überweisung in Echtzeit ausgeführt. Die Bank veranschlagt dafür eine maximale Übertragungszeit von 10 Sekunden zwischen dem Absender der Überweisung und der Bank und noch einmal maximal 10 Sekunden, bis der angewiesene Betrag beim Empfänger verbucht wurde. Innerhalb von höchstens 20 Sekunden muss eine Zahlung also auf dem Empfängerkonto eingetroffen sein, um die Voraussetzungen einer Überweisung in Echtzeit zu erfüllen. 

Wie bei anderen Online-Überweisungen auch, gibt es keine zeitlichen Einschränkungen für das Tätigen einer Echtzeitüberweisung. Wird der Service von einer Bank grundsätzlich angeboten, ist er nicht an Geschäftszeiten gebunden. Lediglich bei der Höhe der zu überweisenden Summe gibt es eine Maximalgrenze. 100.000 Euro können im Rahmen einer einzelnen Überweisung in Echtzeit angewiesen werden. Diese Höchstgrenze kann variieren je nach individuellen Verfügungsrahmen, die für das Girokonto gelten. 

 

So können Bankkunden die Überweisung in Echtzeit nutzen

Um die Überweisung in Echtzeit nutzen zu können, müssen Verbraucher keine besonderen Bedingungen erfüllen. Voraussetzung ist lediglich, dass sie ein eigenes Girokonto mit entsprechendem Verfügungsrahmen bei einer Bank führen, die die Überweisung in Echtzeit anbietet. Hierzu informiert Stiftung Warentest:

 

„Die Hypo­ver­eins­bank hat in Deutsch­land als erste Bank die neue Über­weisungs­art einge­führt. Seit November 2017 haben mitt­lerweile nahezu alle Sparkassen und Volks- und Raiff­eisen­banken die Echt­zeit­über­weisung einge­führt. Nicht dabei sind derzeit zum Beispiel alle Sparda Banken, Consors und die Degussa Bank. Die ING plant die Einführung für 2022.“

(Quelle: https://www.test.de/)

 

Banken, die selbst noch nicht die Möglichkeit implementiert haben, Echtzeitüberweisungen in Auftrag zu geben, bieten ihren Kunden eventuell die Möglichkeit, entsprechende Zahlungen zu empfangen. Ob und in welchem Umfang eine Bank die Überweisung in Echtzeit anbietet, prüft das System automatisch mit dem Ausfüllen der Überweisungsmaske. Ist die Echtzeitüberweisung möglich, wird die Option angezeigt. 

In der Regel fallen für die Überweisung in Echtzeit zusätzliche Kosten an. Während herkömmliche Online-Überweisungen je nach Kontomodell meist kostenlos sind, müssen Kunden für den schnellen Service zwischen 0,99 Euro und 2,00 Euro pro Transaktion zahlen. 

 

Welche Vorteile und Risiken birgt die Überweisung in Echtzeit?

Wenn es um Zahlungen im Internet geht, steht meist die Frage nach der Sicherheit einzelner Zahlungsarten im Vordergrund. Hier hat die Überweisung in Echtzeit einen großen Vorteil gegenüber der Sofortüberweisung, die die Übermittlung sensibler Zahlungsinformationen an Dritte beinhaltet. Viele Kunden nehmen dafür auch gerne zusätzliche Kosten für einzelne Transaktionen in Kauf. 

Für Online-Shop-Betreiber kann es künftig vorteilhaft sein, die Echtzeitüberweisung als zusätzliche Zahlungsoption anzubieten, da immer mehr Banken den Service unterstützen und das Thema Zahlungssicherheit im Netz dadurch unterstützt werden kann. Durch die sekundenschnelle Buchung einer Zahlung ist es außerdem möglich, durch kürzere Lieferzeiten den Versandservice zu verbessern und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. 

Kunden profitieren durch eine schnelle und sichere Abwicklung von Internetkäufen. Auch die Bezahlung größerer Summen vor Ort kann durch die Echtzeitüberweisung schnell und sicher ohne Bargeld abgewickelt werden. Im touristischen Bereich oder bei Immobilien und Fahrzeugen könnte sich die Überweisung in Echtzeit zu einer sinnvollen Alternative zum Lastschriftverfahren etablieren. 

Mit zwei nachteiligen Aspekten müssen sich Verbraucher bei der Überweisung in Echtzeit allerdings anfreunden. Zunächst ist die Zahlung auf diese Weise nur innerhalb des Euroraumes möglich. Das schränkt den Handel im internationalen E-Commerce ein. Außerdem verzichten Kunden bei einer Echtzeitüberweisung auf die Möglichkeit, die geleistete Zahlung über die Bank zurückzuholen. Sobald das Geld auf dem Konto des Empfängers eingegangen ist, kann die Zahlung nicht mehr storniert werden. 

 

 

Bildquelle:

Abbildung 1: @ StockSnap (CCO-Lizenz) / pixabay.com