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Bildquelle: BrianPenny auf Pixabay.com – https://pixabay.com/de/illustrations/bitcoin-btc-geld-krypto-782831


Was sind FinTechs und InsurTechs?


In unserer schnelllebigen Welt ist nur noch der Wandel beständig. Die Digitalisierung schreitet voran und hat mit der Einführung von Chat-GPT in der Künstlichen Intelligenz einen neuen Schub erfahren. Auch im Bankensektor sind diese Veränderungen spürbar, wobei beim Trend zu FinTechs auch die Erfahrungen aus der Finanzkrise 2007/08 und der damit einhergehende Vertrauensverlust in traditionelle Bankhäuser als Ursache für den Boom der neuen Anbieter mit hineinspielen.

Zwar agieren die großen Finanzhäuser in Bezug auf die Implementierung fortschrittlicher IT-Technologien eher konventionell. Sie geraten aber durch FinTechs immer stärker unter Druck. Unter FinTechs, dem Kofferwort für Finance und Technology, sind innovative Dienstleister im Finanzwesen zu verstehen, die Kunden Leistungen im Bereich der Finanzen wie Kredite, Finanzberatung, Vermögensaufbau, Börsenhandel und Versicherungen offerieren und ihre Geschäfte ausschließlich digital abwickeln.

Dies befähigt sie durch die Einsparung von Filialen und Mitarbeitern zu einer enormen Kostensenkung. Weiterhin sind sie derzeit noch weniger reguliert als traditionelle Banken, was ebenfalls einen Wettbewerbsvorteil darstellt. Die Zielgruppe sind vor allem technikaffine Kunden, welche mit den Standards heutiger Informationstechnologie vertraut sind und die zahlreichen Neuerungen der modernen Finanzdienstleister zu schätzen wissen. So kommt es nicht von ungefähr, dass viele ihrer Kunden aus der Generation der Digital Natives stammen.

FinTechs haben das Potenzial dazu, die Finanzprozesse für Millionen von Kunden auf der ganzen Welt zu revolutionieren. Sie verändern und modernisieren die Art, wie wir unsere Finanzgeschäfte abwickeln und zwingen durch das Konkurrenzmodell auch die traditionellen Finanzinstitute zu einer größeren Offenheit gegenüber fortschrittlichen Technologien. Ihr Einfluss auf die Kunden ist schon jetzt enorm, denn erfolgreiche FinTechs wie Paypal, N26 und Smava können schon heute als etabliert angesehen werden.

InsurTechs (Insurance Technology) decken mit dem Versicherungswesen einen wichtigen Teilbereich der Finanzbranche ab. Auch sie nutzen für ihre Kunden bevorzugt technologische Innovationen wie KI, Big Data, Machine Learning, Blockchains, Text Mining, Robotic Process Automation (RPA), IoT, Predictive Analytics und eventuell Quantencomputing. Die Angebote von InsurTechs erstrecken sich auf alternative Versicherungsmodelle sowie digitale Beratungs- und Verwaltungsmethoden.



Neue Geschäftsmodelle und Trends


InsurTechs haben den Anspruch, ihren Kunden günstigere, flexiblere und attraktivere Versicherungstarife mit einer einfachen Verwaltung und automatisierten Prozessen zu bieten. Dafür nutzen sie konsequent die Innovationen moderner IT. Ein Kennzeichen von FinTechs und InsurTechs ist die Ausrichtung der digitalen Infrastruktur auf die Bedürfnisse von mobilen Kunden, sodass ein Gros der digitalen Prozesse in der Kundenkommunikation über Smartphone-Apps stattfindet. Innovative FinTech-Lösungen haben Zukunft und moderne Finanzdienstleister laufen den traditionellen Banken zunehmend den Rang ab.

Die Möglichkeiten der Nutzung fortschrittlicher Innovationen sind aufgrund der mathematischen Berechnungsmöglichkeiten verschiedener Versicherungsmodelle sowie aufgrund des hohen Datenvolumens der Versicherungsbranche beträchtlich. Dies sind die wichtigsten Trends der Branche, die InsurTechs aufgrund ihres Ansatzes umsetzen können:



Künstliche Intelligenz/Maschinelles Lernen


KI-gestützte Automatisierungsprozesse erleichtern die Abwicklung von Geschäftsprozessen, zum Beispiel mit Blick auf Antrags- und Genehmigungsverfahren sowie Transaktionen. Die Technologie kann auf Basis von Kundenprofilen, Verhaltensmustern und Anlagestrategien personalisierte Versicherungsprofile herstellen. Die KI ist außerdem in der Lage, für mehr Sicherheit zu sorgen. Sie kann das Datennetz beobachten und auffällige Muster von Hackern und anderen Kriminellen erkennen, die es auf die Abschöpfung von Daten abgesehen haben. 

Bei der Erstellung einer Risikoanalyse können Kunden sich bei der Entscheidung für bestimmte Versicherungstarife von der KI unterstützen lassen. Durch vergleichende Verfahren der KI mit einem Datenabgleich vergleichbarer Fälle lässt sich das Risiko von Fehlprognosen drastisch reduzieren, das heute gemäß der gegenwärtigen Studienlage noch zwischen 15 und 20 Prozent liegt.



Big Data/Data Analytics


Big Data und Data Analytics bezeichnen die Methode, das immense Datenmaterial digitaler Prozesse in eine geeignete Form zu bringen, um es für Kunden optimal nutzen zu können. Natürlich sind die Grenzen fließend, denn immer stärker trägt auch KI dazu bei, den Datensatz effizient zu strukturieren, zu ordnen und zu verwalten. 

Bei der Nutzung von Texten kommt Text Mining zum Einsatz. Methoden der Sprachanalyse sind die Aufbereitung des Rohmaterials, die semantische Textanalyse, die Filterung der Kundendaten nach wichtigen Kriterien und Suchanfragen sowie die Visualisierung der Prozesse für das Monitoring. Die Möglichkeiten der Kundensegmentierung lassen sich für eine gezieltere Kundenansprache nutzen. Generell hilft eine effiziente Datenaufbereitung InsurTechs dabei, Marktveränderungen vorherzusagen und vorausschauende Geschäftsideen zu entwickeln.



Blockchain und Kryptowährungen


Verschlüsselte Transaktionen durch die Blockchain-Technologie sind sicher und bieten Kunden die Möglichkeit, Geschäfte ohne Vermittler peer-to-peer abzuschließen. Eine Weiterentwicklung der Blockchain stellen Smart Contracts dar, auf denen sich mehrere Prozesse ablegen und in Echtzeit verfolgen lassen. Darüber hinaus lassen sich Smart Contracts gut für parametrische Versicherungen verwenden, womit Nischenabsicherungen gemeint sind, die eher Spezialinteressen und exklusiven Sonderwünschen gerecht werden.

 

Herausforderungen für FinTechs und InsurTechs

Die zahlreichen Innovationen von FinTechs und InsurTechs sind in der Lage, mit ihren schnellen und einfachen Prozessen sowie den deutlich geringeren Kosten, zum Beispiel in Bezug auf den Monatszins, die sich ständig verändernden Kundenanforderungen zu erfüllen. Von Seiten der BaFin und anderen Finanzinstitutionen werden jedoch immer wieder Kritikpunkte geäußert, die in Richtung fehlender Regulierung, mangelnder Transparenz, geringes Risikobewusstsein und unzureichende Kundenberatung gehen. Hinzu kommt, dass bei weitem nicht alle Start-ups die schwierige Startphase überstehen, denn die Bereitstellung einer hochgradig funktionalen und dem Finanzsektor angepassten Infrastruktur erfordert enormes Kapital, das Gründer nicht ohne Weiteres aufbringen können.

Um eine ausreichende Solvenz der FinTechs künftig zuverlässiger zu gewährleisten, hat die BaFin Reformen beschlossen. Eine Neuerung betrifft den Organisationsfonds der FinTechs, der in Zukunft bei Neugründungen groß genug sein muss, um allen Kundenverpflichtungen gerecht werden zu können. Die IT-Ausbaukosten der FinTechs müssen auf lange Sicht ausreichend finanziert sein. Im neuen Gesetzestext steht die Verpflichtung für FinTechs, die IT-Aufbaukosten „auch bei der Berechnung der versicherungstechnischen Rückstellung zu berücksichtigen“. Dem Problem von FinTechs, die bisher legal ohne Banklizenz operieren durften, entgegnet die BaFin mit einem vorgeschriebenen Genehmigungsverfahren, das dem jeweiligen Geschäftsmodell angepasst ist.

 

 

Reale Beispiele für InsurTechs

In Deutschland gibt es mittlerweile mehrere sehr erfolgreiche InsurTechs. Während beispielsweise Friendsurance auf die Handy- und Elektronikversicherung spezialisiert ist und eine peer-to-peer-Versicherung anbietet, deckt GetSafedie ganze Bandbreite an Versicherungen über Apps ab, versteht sich also als Generalist. BlauDirekt hat wiederum 2020 den digitalen Versicherungsmakler Knip übernommen und bietet nun eine umfassende digitale Infrastruktur für den Maklerbetrieb. Clark steht ebenfalls in der Reihe der Anbieter von Makler-Dienstleistungen und punktet mit einer vollständigen Digitalisierung, einer günstigen Kundenbetreuung und einer individualisierten Kundenansprache über Smartphone-Apps.

Darüber hinaus gibt es spezialisierte InsurTechs, wie AppSichern, die zeitlich beschränkte Risiken wie einen Konzertbesuch abdecken, Kasko, für Produkt- und Nischenabdeckungen und Covomo, für Reiseversicherungen sind weitere Beispiele. Autofahrer profitieren beispielsweise von einem Versicherungsschutz durch den Anbieter Car Insurance.

 

Für alle Eventualitäten gewappnet

Diese Beispiele zeigen, dass es heute für jede Eventualität einen Versicherungsschutz gibt, sodass Kunden nichts mehr dem Zufall überlassen müssen. Während technikaffine Kunden die Hauptzielgruppe bleiben, erwägen vermehrt auch andere Kundengruppen einen Wechsel vom klassischen Versicherungsschutz hin zu digitalen InsurTechs, um von günstigen Leistungen, vielen Funktionen und automatisierten Abläufen zu profitieren.

Wer hingegen das persönliche Beratungsgespräch bei der Hausbank schätzt und dem Bewährten gegenüber dem Neuen den Vorzug gibt, hat ebenfalls gute Gründe für seine Entscheidung, bei seinem Anbieter zu bleiben. FinTechs und InsurTechs ersetzen schließlich nicht das traditionelle Angebot klassischer Banken und Versicherungen, sondern ergänzen es, erhöhen letztendlich die Bandbreite an Angeboten und stellen einen fruchtbaren Konkurrenzkampf her, der die Platzhirsche im Finanzsektor zu zeitgemäßen Veränderungen zwingt.