Kooperation und Konkurrenz

Kooperative Arrangements von Unternehmungen, aber auch von anderen Organisationen, sind zu einer Selbstverständ¬lichkeit geworden. Dies gilt für strategische Allianzen und Netzwerke, für Joint Ventures und Supply Networks, für Wertschöpfungspartnerschaften mit Kunden und Lieferanten wie für Outsourcing-Partnerschaften mit Dienst¬leistern. Nicht zuletzt aufgrund ihrer Omnipräsenz haben diese Organisationsformen ökonomischer Aktivitäten in der Managementforschung in den letzten zwei Jahrzehnten erhebliche Aufmerksamkeit erfahren. Kooperation impliziert in diesen Arrangements allerdings nur im Ausnahmefall die Verdrängung von Konkurrenz, bewirkt eher eine ‚Verschiebung’. Dies ist in der Forschung bislang nicht ausreichend beachtet worden.
Derartige Verschiebungen ergeben sich in vielfältiger Hinsicht: So steht die unternehmungsübergreifende Zusammenarbeit in Arbeitsgemeinschaften, Konsortien, Internetplattformen u.ä. unter dem Verdacht, den Wettbewerb zu beschränken, weil Konkurrenz zumindest teilweise durch Kooperation substituiert wird. Gleichzeitig wird immer mehr Branchen eine Ablösung des Wettbewerbs von Unternehmungen durch einen ‚Netzwerkwettbewerb’ vorausgesagt. Dabei sind die kooperativen Arrangements selbst nicht frei von Kompetition. Zum Beispiel wird auch in Supply Networks hart über Preise und Leistungen verhandelt. Hinzu kommt, dass immer mehr Unternehmungen zwar in einem Geschäftsfeld mit Wettbewerbern kooperieren, in anderen Feldern aber nach wie vor deutlich wettbewerbliche Beziehungen unterhalten. Dies wird umso wahrscheinlicher, je mehr die Diversifikation (wieder) als Unternehmungsstrategie an Bedeutung gewinnt, ist doch mit ihr ein „multiple point“ bzw. „multimarket“ Wettbewerb verbunden.
Der vorliegende Band 17 der ‚Managementforschung’ gibt einen Überblick über die aktuelle Forschung zur Unternehmenskooperation und -vernetzung unter diesen Fragestellungen und liefert damit einen wichtigen Beitrag zu einem tieferen Verständnis des Spannungsverhältnisses Kooperation und Konkurrenz im Allgemeinen und von den angesprochenen ‚Verschiebungen’ in netwerkförmigen Arrangements von Unternehmungen im Besonderen. Die Beiträge untersuchen dieses Spannungsverhältnis nicht nur in dyadischen, sondern auch komplexeren Beziehungskonstellationen – bis hin zu regionalen Clustern. Die in den Beiträgen angesprochenen Problemfelder reichen vom Outsourcing und der Zusammenarbeit mit Personaldienstleistern bis zu Fragen der Kooperation und Konkurrenz in Feldern der Entwicklung von Computerspielen und optischen Technologien; die zugrunde gelegten Perspektiven von der Transaktionskosten- und Spieltheorie bis zur Strukturationstheorie.