So oder so ähnlich
So oder so ähnlich

So oder so ähnlich

Beitrag, Deutsch, 2 Seiten, c.maurer-verlag

Autor: Bettina Luik-Braunstein

Erscheinungsdatum: 03.09.2007

Seitenangabe: 70-71


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So oder so ähnlich

 

 

Wir haben zu viele ähnliche Firmen,
die ähnliche Mitarbeiter beschäftigen,
mit einer ähnlichen Ausbildung
die ähnliche Arbeit durchführen.

Sie haben ähnliche Ideen
und produzieren ähnliche Dinge
zu ähnlichen Preisen
in ähnlicher Qualität

                                   Karl Pilsl

 

 

Das von dem Wirtschaftsjournalisten Karl Pilsl stammende Zitat zur Ähnlichkeit beschreibt die aktuelle Situation des Handwerks ziemlich genau. Seine Worte bieten den richtigen Ansatz, die festgefahrene Situation im Handwerk zu lösen. Wenn sie zu den Ähnlichen dazugehören, werden Sie es zukünftig schwer haben!

 

 


Ähnlichkeit

Es gibt wirklich viele ähnliche Handwerksbetriebe, die ähnliche Arbeiten ausführen. Wo liegt nun das Problem und warum ist das so? Wer es immer noch nicht verstanden hat: Durch Ähnlichkeit ist man vergleichbar! Der Traum eines jeden Kunden zum bestmöglichen Preisvergleich anzusetzen.

 

Obwohl das Handwerk im Gegensatz zu anderen Berufen wie zum Beispiel dem Handel das größte Potential zur Individualität besitzt, wird es nicht genutzt. Stattdessen wird das Handwerk Schritt für Schritt gleichgestellt. Ein Beispiel: Aus Faulheit und Geiz werden Marketingkonzepte und Werbemittel als billige Geschenke von der Industrie angenommen und aufgesetzt. Und jetzt stehen Sie da, die ehemaligen Handwerker, zum Verarbeiter mutiert, wie die geschlagenen Soldaten in einer Reihe mit dem großen Industrielogo auf der Werbung und dem kleinen Firmenamen als Dankeschön für den treuen Einkauf.

 

Warum ändern wir dies nicht? Wollen wir nicht oder können wir nicht anders? – Gut, in der Theorie hört sich das immer gut an, aber wo liegt die Schwierigkeit es in der Praxis umzusetzen? Ist es ein Zeitproblem? Scheint es zu teuer, zu kompliziert zu sein oder fehlt uns einfach der Mut?

 

Sehen Sie es doch mal so: Der Tag ist für jeden von uns gleich lang – aber unterschiedlich breit. In der Breite des Tages liegt die unternehmerische Freiheit, und gerade die wird im Handwerk immer weniger genutzt. Die Folge ist die schmalspurige Ähnlichkeit, denn für das „Andersdenken“ ist kein Platz mehr frei. Wenn man sich dessen bewusst wird, erkennt man die Basis des Erfolges - Erfolg durch eigene Entscheidungen.

 

Anders durch Ehrlichkeit

Wie wird man denn nun anders? Erst wenn wir beginnen, die angewohnten und aufgesetzten Denkweisen abzulegen, können wir unsere Persönlichkeit entfalten lassen. Dieses Potential, übertragen in den Betrieb, schafft gelebte Ehrlichkeit und somit gerade die individuelle Persönlichkeit, die der Kunde spürt. Das fängt schon morgens mit dem Blick in den Spiegel an. Wer bin ich überhaupt? Was will ich? Was strahle ich aus? Bin ich überhaupt noch ehrlich zu mir selbst? Oder anders gefragt: Wenn ich nicht ehrlich zu mir selbst bin, wie soll ich dann ehrlich zu meinen Kunden sein?

 

Unternehmen und unterlassen

Ein Handwerker ist auch gleichzeitig Unternehmer, schon vergessen? Er besitzt das größte Glück der Welt – Freiheit über die eigene Person und die Freiheit im eigenen Unternehmen selbst entscheiden zu dürfen. (Gerne dürfen dabei auch veraltete Traditionen über Bord geworfen werden). Auch über seine eigene schriftlich festgehaltene Firmenphilosophie. Wer sein Firmenprofil lebt und dieses konsequent auf den Prüfstand stellt, hat eine wahre Freude daran. Denn Erfolg braucht diesen letzten Schritt zur Konsequenz.

 

Wettrüsten

Das Wettrüsten ist nun auch schon im Handwerk angekommen. Auf Teufel komm raus werden Trends mitgemacht, getreu nach dem Motto: Blinde Kuh – und hinterher. Lange wurde dem Handwerker vorgeworfen, er könne nicht verkaufen und hat Schuld daran, dass dem Kunden die Lust am Bauen vergeht. Jetzt sind wir einen Schritt weiter. Der Handwerker wird zum angelernten Verkäufer getrimmt. Ein Blick in die Rahmenlehrpläne und Seminarangebote zeigen: Das handwerkliche Können wird immer unwichtiger und die Fachkompetenz, die Basis im Handwerk geht verloren.

Es wird jeder Verkaufstechnik und Verkaufsstrategie nachgejagt, ohne nach dem Sinn zu fragen. Vielmehr sollte sich ein Unternehmer über sein persönliches Erscheinungsbild bewusst sein. Was glauben Sie, was für ein riesiges Potenzial in Ihnen noch in Bezug auf Image und Firmenprofil schlummert? Und das alles hat weder mit der Betriebsgröße, Finanzkraft und Umsatzerträge zu tun. Ein gutes Image ist keine Frage des Geldes.

 

Anstatt vor der eigenen Haustüre zu kehren und Antworten zu suchen, werden lieber diese oder ähnliche Fragen gestellt: Wie kann der Handwerker A so viele neue Firmenfahrzeuge kaufen, eine so große Halle bauen und an so zahlungskräftige Kunden rankommen? Steckt da Erbmasse dahinter? Oder: Wie kann der Handwerker B überhaupt noch existieren? Mit Firmenfahrzeugen die gleich auseinander fallen, einer Müllhalde vor dem Bürogebäude, dazu mit den billigsten Preise in der Region. Steckt da Schwarzarbeit dahinter?

 

Ideenklau

Langfinger unter den Stuckateuren? Nein, es geht nicht um die G4, die letztes Wochenende gestohlen wurde. Es geht um eine neue Qualität des Klauens: Kopieren und Imitieren. Gnadenlos werden beispielsweise von den Internetseiten des Kollegen Inhalte  kopiert und auf der eigenen Internetseite eingefügt (STRG-C und STRG-V). Man erkennt es an den übertragenen Rechtschreibfehlern. Die Gedankenklauer sind doch tatsächlich der Meinung, durch Kopieren besser zu sein oder mithalten zu können. Eine Kopie bleibt eine Kopie. Nur eigenes Gedankengut ist nachhaltig und ehrlich.

 

Starthilfe

Wenn Sie etwas verändern wollen, müssen Sie nur so sein wie Sie sind, dann sind sie garantiert einzigartig und sogar kopiergeschützt. Voraussetzung ist allerdings, dass sie bereit dazu sind, nach Ihrer Persönlichkeit zu suchen.

 

Schlechte und unnütze Gewohnheiten, die sich im Laufe der Jahre in Ihrem Betrieb angesammelt haben, müssen konsequent auf den Prüfstand gestellt werden. Vergleichen Sie den Vorgang mit einem vollen Fass fauligem Wasser, das Sie zu Trinkwasser machen wollen. Durch bloßes Aufschütten von klarem Wasser erreichen Sie niemals Trinkwasserqualität. Was tun Sie? Sie leeren das Fass komplett aus und füllen es wieder mit frischem Quellwasser. Wenn Sie es jetzt dafür sorgen, dass das Wasser in Bewegung bleibt und Sie immer wieder Sauerstoff zufügen, dann haben Sie nachhaltig gearbeitet.

 

Wollen wir doch an der Breite des Tages arbeiten. An der Länge können wir schlicht nichts ändern.

 

Viel Freude bei der Arbeit!

Bettina Luik-Braunstein

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Bettina Luik-Braunstein

DE, Reutlingen

Inhaberin

Imageberatung für Unternehmen

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