Unternehmensbewertung
Checkliste für die Auswahl von Bewertungsspezialisten
Unternehmensbewertung
Auf der Basis von sieben Schritten können Auswahlfehler bei der Auswahl von Bewertungsspezialisten vermieden werden und das Risiko mangelhafter Ergebnisse am Ende des Bewertungsprojekts wesentlich verringert werden:
Schritt 1: Vorauswahl des zu beauftragenden Personenkreises
Hier gilt es zunächst zu unterscheiden, ob es sich um einen Erstauftrag oder um einen Folgeauftrag handelt. Bestehen aufgrund vergangener Bewertungsprojekte bereits Erfahrungen mit einem Bewertungsspezialisten und ist das Unternehmen mit den Arbeitsergebnissen zufrieden, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das nachfolgende Prozedere nicht mehr durchlaufen wird. Deshalb soll zunächst davon ausgegangen werden, dass es sich bei der Vorauswahl um einen Erstauftrag handelt oder dass das Unternehmen die Auswahl alternativer Bewertungsspezialisten in Erwägung zieht. Da es in Deutschland, mit Ausnahme der zur Bewertung publizierenden Verfasser, keine Informationen über potenzielle Bewertungsspezialisten gibt, greifen die meisten Unternehmen auf bekannte Namen internationaler oder national überregional tätiger Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bei der Vorauswahl des Unternehmens zurück.
Schritt 2: Persönliches oder telefonisches Gespräch mit dem Projektleiter
Gesucht werden sollte das Gespräch mit dem Bewertungsspezialisten, der verantwortlich das Projekt abwickeln wird. Die folgende Fragenliste hilft, die fachliche und persönliche Qualifikation und Eignung des Bewertungsspezialisten zu hinterfragen:
- Haben Sie ein international anerkanntes Zertifikat als Bewertungsspezialist? Verfügen Sie über besondere Qualifikationen als Bewertungsspezialist?
- Seit wievielen Jahren sind Sie als Bewertungsspezialist tätig?
- Welchen zeitlichen Umfang nehmen Ihre Bewertungstätigkeiten im Verhältnis zu anderen Tätigkeiten als Berater über das gesamte Jahr gesehen im Durchschnitt ein?
- Haben Sie zu Themen auf dem Gebiet der Bewertung publiziert oder haben Sie Vorträge gehalten?
- In welchem zeitlichen Umfang planen Sie bei dem Bewertungsprojekt mitzuarbeiten und welche Tätigkeiten werden Sie voraussichtlich durchführen?
- Planen Sie weitere Spezialisten bei dem Bewertungsprojekt hinzuzuziehen? Wen und warum?
- Welche Position und welche Entscheidungsbefugnis haben Sie innerhalb des Unternehmens?
Schritt 3: Einholen von schriftlichen Angeboten
Bei größeren Bewertungsprojekten sollten mehrere Angebote eingeholt werden. Anhand von drei Angeboten haben Sie in der Regel mit Hilfe dieser Checkliste Klarheit, welcher Berater für Sie der richtige ist.
Schritt 4: Prüfung der Angebote
Die Qualität der eingeholten Angebote lässt sich anhand folgender Kriterien prüfen:
- Sind die Aufgabenstellung und der Bewertungsanlass präzise dargestellt worden?
- Entspricht die Beschreibung der Aufgabenstellung Ihren Erwartungen? Hat der Berater Ihren Bedarf richtig erkannt und wiedergegeben?
- Ist der Leistungsumfang klar und eindeutig geregelt?
- Werden die angewendeten Bewertungsmethoden genannt?
- Ist der Bewertungsstichtag richtig enthalten?
- Werden die anzuwendenden Bewertungsstandards genannt?
- Werden der zeitliche Ablauf und der zeitliche Umfang des Projekts dargestellt?
- Ist der Umfang der Berichterstattung klar und eindeutig beschrieben (z.B. zusammenfassende Präsentation der Ergebnisse oder umfassendes ausführliches Gutachten)?
- Wird die Zusammensetzung und Qualifikation des Projektteams genannt?
- Verfügen die Teammitglieder über Zertifizierungen auf dem Gebiet der Unternehmensbewertung?
- Welche Haftungsregelungen werden vereinbart? Entspricht der angebotene Haftungsumfang Ihren Erwartungen?
Schritt 5: Beachtung gesetzlicher und berufsständischer Vorgaben sowie Standards
Im fünften Schritt sollte geprüft werden, ob der Bewertungsspezialist einen gesetzlichen oder berufsständischen Rahmen bei seiner Arbeit zu beachten hat. Bei Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern gibt es beispielsweise gesetzliche Regelungen und berufsständische Vorgaben bei der Durchführung ihrer Tätigkeit. Wirtschaftsprüfer haben die berufsständischen Verlautbarungen des IDW im Rahmen ihrer Eigenverantwortlichkeit zu beachten und darauf hinzuweisen, wenn sie in begründeten Ausnahmefällendavon abweichen.
Schritt 6: Eignung im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Ihren Mitarbeitern, anderen Beratern und dem Abschlussprüfer
Ein Urteil über die Eignung des Bewertungsspezialisten und seines Teams im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Ihren Mitarbeitern, anderen Beratern und dem Abschlussprüfer ist sicher in dieser frühen Informationsphase sehr schwierig. Dass dies jedoch ein wichtiger Punkt ist, wird man spätestens erkennen, wenn „Sand im Getriebe“ ist und der Auftraggeber feststellt, dass der Bewertungsspezialist zum Engpassfaktor bei dem Bewertungsprojekt wird. Bewertungsspezialisten, die die Spielregeln der Zusammenarbeit mit den anderen Projektmitgliedern nicht kennen oder sie wiederholt missachten, landen schnell im Abseits. Schlussendlich wird diese Frage vor der erstmaligen Auftragserteilung nur intuitiv zu beurteilen sein. Und jeder hat schon einmal intuitiv falsche Entscheidungen getroffen, die er im Nachhinein bereut hat. Im Kern geht es um die Beurteilung persönlicher Eigenschaften des Bewertungsspezialisten, wobei im Schritt 7 die nachfolgende Checkliste helfen soll.
Schritt 7: Beurteilung der persönlichen Eigenschaften
Es ist heute allgemein anerkannt und üblich, persönliche Eigenschaften eines Bewerbers in einem Vorstellungsgespräch zu beurteilen. Bei der Vorstellung von Bewertungsspezialisten im Vorfeld der Auftragserteilung sollte dies genauso gelten.
Autor: Bewertungsspezialist
Andreas Creutzmann
Folgende Fragen können Aufschluss über persönliche Eigenschaften eines Bewertungsspezialisten geben:
- Ist der Bewertungsspezialist ausreichend für die Tätigkeit qualifiziert?
- Verfügt er über einen integeren Charakter?
- Erweckt er einen zuverlässigen Eindruck?
- Ist er professionell im Auftritt sowohl am Telefon als auch im persönlichen Gespräch?
- Wie schätzen Sie sein Verantwortungsbewusstsein ein?
- Verfügt er über die für die Auftragsabwicklung erforderlichen Kompetenzen?
- Wie ist sein Kommunikationsstil – klar, verständlich und einfach oder kompliziert?
Schlussendlich wird sich erst am Ende des Bewertungsprojekts zeigen, ob Ihr Vor-Urteil richtig war. Dennoch macht es Sinn, sich im Vorfeld einer Beauftragung über persönliche Eigenschaften des Bewertungsspezialisten Gedanken zu machen.
Quelle: Andreas Creutzmann: Leitfaden zur Auswahl eines Bewertungsspezialisten, in FINANZ BETRIEB News 11/2006, S. 6-9.